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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt
Autoren: Unbekannter Autor
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entlassen wird. Die Eltern der Jugendlichen werden hierdurch aufgefordert, sich der Bewährungsabteilung gegenüber zu einer monatlichen Zahlung von vierzig Dollar zu verpflichten, solange die Jugendliche das Mündel des Staates bleibt.«
    Der Richter klopfte mit seinem Hammer auf, dann wandte er sich an Dani. »Los Guilicos, Danielle, ist eine sehr gute Schule, und wenn du dich dort gut führst und beweisen kannst, daß du ernstlich die Absicht hast, dich zu bessern, wirst du nichts zu befürchten haben. Wenn du das Deine dazu beiträgst mitzuhelfen, werden sie dir ebenfalls helfen und dich so bald wie möglich heimschicken.«
    Wir standen alle auf, während er majestätisch an uns vorbei in sein Zimmer schritt.
    »Sie können Dani morgen besuchen«, sagte Miss Spicer, als sie Dani zur Tür führte und diese öffnete. Dani schaute einen Augenblick zu uns zurück, dann ging sie hinaus. Die Tür schloß sich hinter ihr.
    Nora begann wieder zu weinen. Doktor Weidman legte den Arm um sie, und während sie hinausgingen, lehnte sie den Kopf an seine Schulter.
    Gordon kam zu mir. Er lächelte. »Nun, es ist schließlich recht glimpflich abgegangen!«
    Ich sah ihn betroffen an.
    Er erwiderte scharf meinen Blick: »Er hätte sie für die ganze Zeit unter staatliche Obhut stellen können, bis sie achtzehn ist. So wie sein Urteil lautet, besteht gute Aussicht, daß sie in sechs bis acht Monaten wieder herauskommt.«
    Ich antwortete nicht. Er folgte Nora.
    Da faßte eine alte Hand mit herzlichem Druck die meine. Die alte Dame sah mir in die Augen. Ihr Blick war voll Güte und Verständnis. »Ich danke dir für alles, was du für Dani zu tun versucht hast«, sagte sie liebevoll. »Ich werde mein Bestes tun, sie gut zu hüten, wenn sie nach Hause kommt.«
    »Davon bin ich überzeugt, Mrs. Hayden. Es tut mir leid. Das mit Nora, meine ich.«
    »Jetzt ist alles vorbei, Luke. Wir haben alle getan, was wir konnten. Leb wohl. Und. viel Glück!«
    »Danke.«
    Sie ging hinaus in den Korridor. Ich sah nach der Treppe. Sie waren alle verschwunden. Ich zögerte einen Augenblick, dann ging ich durch den Korridor und die Halle zum Zimmer der Bewährungshelferinnen für Mädchen.
    Miss Spicer saß vor ihrem Schreibtisch, als ich eintrat.
    »Ich muß noch heute nach Chicago zurück«, sagte ich. »Könnte ich nicht heute statt morgen Dani adieu sagen?«
    »Ich werde nachsehen, ob Dani Sie sprechen will«, sagte sie höflich und ging hinaus.
    Ich hatte gerade Zeit, mir eine Zigarette anzuzünden, als sie auch schon mit Dani zurückkam. »Sie können hier mit ihr sprechen«, sagte sie. »Ich werde draußen warten.«
    Als ich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, streckte ich Dani die Arme hin, und meine Tochter schmiegte sich hinein. »Es. es tut mir so leid, Daddy«, sagte sie.
    »Schon gut, mein Kleines«, sagte ich zärtlich. »Ich habe lange gebraucht, bis ich dich verstanden habe. Aber jetzt verstehe ich dich.«
    Sie sah mir ins Gesicht. »Du kannst sie doch nicht so sehr hassen, daß du sie in die Gaskammer schicken möchtest, nicht wahr, Daddy?«
    »Nein, Dani. Ich hasse sie jetzt überhaupt nicht. Nicht mehr. Ich habe sie lange gefürchtet. Aber jetzt habe ich nur Mitleid mit ihr.«
    »Sie muß immer jemanden haben, der sie mehr liebt als alle andern Menschen. Aber so sind alle Menschen, Daddy. Du hast deine Frau, die dich mehr liebt als alles andere.«
    »Und deine Mutter hat dich, Dani.«
    Mit einemmal leuchteten ihre Augen auf. »Vielleicht kannst du mich eines Tages einmal besuchen! Oder ich kann zu dir kommen und dich besuchen!«
    »Vielleicht. eines Tages«, sagte ich.
    Die Tür ging auf. »Es tut mir leid, Dani. Aber die Zeit ist um.«
    Dani legte die Arme um meinen Hals und küßte mich. »Wirst du mir schreiben, Daddy?«
    Ich küßte sie auf die Stirn. »Ich werde dir schreiben, mein Kleines.«
    Ich sah ihr nach, wie sie die Halle entlangging; ihre winzig dünnen Absätze klapperten metallisch auf dem Fußboden. Dann bogen sie um die Ecke, und Dani war fort.
    Lebe wohl, Dani. Lebe wohl, mein kleines, rosiges Baby. Ich erinnere mich des Tags, da du geboren wurdest. Ich erinnere mich, wie ich durch das Glasfenster schaute und du dein kleines Gesichtchen verzogst und zu schreien anfingst, und wie es mich innerlich fast zerriß, weil ich wußte, daß du mein warst und daß ich dein war und daß du das wunderbarste Baby auf der ganzen Welt warst.
    Wohin die Liebe auch führt. Sie ist mit dir.
    Am selben Abend um neun Uhr dreißig
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