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Outback

Outback

Titel: Outback
Autoren: Manuela Martini
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Prolog

    Die Erde ist rot und heiß. Stachelgrasbüsche sprießen hin und wieder aus dem Boden, den die Sonne seit Jahrtausenden mürbe macht, dass er einreißt wie alte Haut. Risse wie nie genähte Narben, gezackt und tief und rot. W ind streift darüber, treibt luf t i ge Ballons aus Dornen vor sich her. Solange, bis sie hängen bleiben an toten Eukalyptusästen. Hinten durch die Eben e rinnt ein Bach – und in der Hitze flimmert eine staubige Straße .
    Dor t, wo Bach und Straße unvermeidlich aufeinander treffen, hat ma n eine dürfti ge Holzbrücke gebaut, gleich hinter der Brücke am Straßenrand parkt ein grüner Lieferwagen, Fahrertür geöff net, Motor brummt.
    Ein Mann leh n t an der Kühlerhaube und hält sich die Ohren zu, weiter unten aus dem Ge bü sch am Bach gellt ein spitzer Schrei, der sofort erstickt. Dann folgt stoßarti ges K euchen . Hinter dem dürren Eukalyptusstrauch hat ein stämmiger Mann ein Mädc hen unter sich. Auf ihrem dünnen Kleidchen sind bunte Blumen gedruckt, bu nt wie eine Sommerwiese.
    Seine weiße Hand ist so groß wie ihr schwarzes Gesicht, quetscht ihre Kiefer zusammen, presst ihre Nase, als solle sie zerbrechen, krallt die Finger in ihre Augen und Ohren wie in eine reife Frucht. St ö ßt zu, rasend wie wildgewordenes Vieh, reißt plötzlich die glasigen Augen auf, und brüllt, wird steif wie ein Brett. Nur das Plätscher n des B ach s und krächzende Laute der Vögel.
    Er nimmt seine schl aff geworden e Hand von ihrem Ge s icht, steht auf, z i eht die speckige H ose wieder über seine weiße n Schenkel und schnallt den G ü r t el zu. Mit dem st a ubigen Stiefel tritt er dem Mädchen in die Seite, wie er es bei verenden den Tieren macht, um zu p r üfen, ob sie noch leben. Das Mädchen krümmt sich, und er wischt mit dem Ärmel über sein versch w itztes Ge s icht, schlender t zum Wagen z u r ück . Der Mann, der an der Kühlerhaube lehnte, ist schon eingestie g en, sieht dem anderen nicht mehr in die A u g en. Der klettert hinte rs Steuer, schlägt die Tür zu, löst die Handbrem se, legt den ersten Ga ng ein und gibt Gas. Der L ieferwagen wird kleiner.
    Das Mädchen kriecht in den Bach über die glitschigen Stein, streckt die Hand aus und bekommt eine Scherbe de s Wasserkruges zu fassen. Das K l e id mit der bunten Blumenwiese ist jetzt zerrissen. In der roten Ebene ist es wieder still.

K eith Duff

    Noch immer war es Keith Duff kotz ü bel. Er saß an der Theke des Pub Coocooloora und bestellte seine vierte Rum-Coke. Was für ein verdammter Tag!

    Wie jeden Morgen hatte um 6.40 Uhr seine Armbanduhr gepiepst. Er war aus dem oberen Etagenbett des Wohnwagens gekrochen, den er mit John Flunders schon seit drei Wochen teilte, die Zeit, die sie als Roadworker im Outback arbeiteten.
    Am Vortag waren sie nach Coocooloora gekommen, in einen Ort mit zweihundert Einwohnern, einem Pub, einer Tankstelle, einem Videoshop, einem Motel, und einem Lebensmittelladen. Noch einen Monat lief sein Vertrag, dann wollte er sehen, ob er weitermachen oder sich endlich um sein L eben mit Cindy kümmern würde. Vor einem halben Jahr hatte er ihr schon die Hochzeit versprochen. Er fuhr sich durchs Haar, spritzte sich Wasser ins Gesicht und zog seine Arbeitskleider an, dunke l grüne Shorts , Hemd, dicke Socken und staubige Boots. Bevor er die Tür öffnete, stülpte er seinen abgegriffen en Hut über.
    „Wieder so ein verdammter Tag!“, sagte er zu John, schaute in den wolkenlosen Himmel, und lachte. Sie tranken Kaffee und briet en ein paar Eier mit Speck. Um sieben Uhr zwanzig schaltete Keith Duff den Presslufthammer an und begann entlang einer mit Kreide auf die Teerfläche eines Parkplatzes gezeichneten Linie ein sechs Meter langes und einen Meter breites Rechteck aufzubrechen. Nachdem er mit dieser Arbeit fertig war, kletterte John Flunders in den Bagger und hob die Grube aus.
    Keith Duff sah ihm zu – bis er etwas Seltsames, Bräunliches, Ledriges bemerkte. Er machte John Flunders ein Zeichen, für einen Moment aufzuhören und bückte sich. Scheiße ... w enn ihn nicht alles täuschte, war dieses b räunliche, lederartige Ding eine verdammte menschliche Hand.

Shane

    Detective Sergeant Shane O’Connor starrte auf die zwischen ihm und dem Gericht smediziner liegende M asse aus bleichen Knochen, an denen stellenweise Reste vo n Fleisch klebten, faserig und trocken wie das einer zu lang gegrillten Ente. Der Gestank von verwesendem Fle isch und Che m ikalien würgte ihn. I hm saß noch die
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