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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt
Autoren: Unbekannter Autor
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Jahre auslöschen, die du mit Dani gelebt hast, die Jahre, in denen sie dir mehr gehörte als allen andern, sogar ihrer Mutter?«
    Wieder stieg das würgende Gefühl in mir auf. »Laß das!« sagte ich kurz. »Selbst wenn ich ihr Vater bin - was habe ich ihr genützt? Ich habe nicht für sie sorgen können. Ich habe sie nicht behüten können. Ich habe sie nicht einmal vor ihrer Mutter schützen können.«
    »Du hast sie lieben können. Und das hast du getan.«
    »Ja, geliebt habe ich sie«, sagte ich bitter. »Eine großartige Hilfe für sie. Und wie nützlich ich ihr jetzt sein kann! Immer noch bankrott, immer noch eine Niete.« Ich merkte, wie mir die Galle in die Kehle stieg. »Ich hätte sie Nora nie lassen dürfen!«
    »Was hättest du tun können?«
    »Sie nehmen und mit ihr fortgehen. Ich weiß nicht. Nur irgendwas.«
    »Das hast du einmal versucht.«
    »Ich weiß. Aber ich hatte kein Geld, und ich war feige. Ich dachte, ich brauchte Geld; während alles, was Dani wirklich brauchte, Liebe war.«
    Ich wandte mich zu Elizabeth und sah sie an. »Nora hat sie nie geliebt. Nora hat ihre Arbeit - und Dani war nur etwas, das sie um sich haben wollte, wenn sie ihr nicht im Wege war. Aber sobald sie Nora einmal unbequem wurde - schon war sie bei ihrer Großmutter oder früher bei mir auf meinem Boot. Und weißt du, was der Gipfel von der ganzen Geschichte ist?«
    Elizabeth schüttelte den Kopf.
    »Dani war immer so glücklich, wenn sie ihre Mutter sah. Sie hat immer versucht, sie zu erobern, ihre Liebe zu gewinnen. Aber Nora strich ihr allenfalls geistesabwesend über den Kopf und blieb bei dem, was sie gerade tat. Ich habe es erlebt, wie das Kind wieder zu mir kam, mit einem solchen Zug von Traurigkeit hinter dem lachenden Kindergesicht, daß ich mich zusammennehmen mußte, um nicht selbst zu weinen.«
    In Elizabeths Augen stiegen die Tränen auf. Sie trat ganz dicht zu mir heran. »Du warst ihr Vater«, flüsterte sie liebevoll, »du konntest nicht auch noch ihre Mutter sein. Und wenn du dir noch so viel Mühe gabst.«
    Der Lautsprecher über unsern Köpfen fing wieder an: »American Airlines, Astrojet Flug 42 nach Denver und San Francisco. Flugsteig vier.«
    Ich kratzte mich am Hals. Plötzlich war ich müde. »Das ist meiner«, sagte ich.
    »Ich glaube auch, Daddy.«
    Überrascht sah ich sie an. Es war das erstemal, daß sie mich so nannte. Sie lächelte. »Nun ja, ich muß dich doch wieder daran gewöhnen.«
    »Das wird nicht schwer sein.«
    Wir gingen in die Halle zurück. »Gibst du mir Nachricht, wenn du ankommst?«
    »Ich rufe dich an. R-Gespräch aus San Francisco. Wenn du mir nichts zu berichten hast, nimm es nicht an. Dann sparen wir das Geld für den Anruf.«
    »Was könnte ich dir denn zu berichten haben?«
    Ich legte meine Hand auf ihren Leib.
    Sie lachte.
    »Mach dir keine Sorgen, ich kriege das Baby bestimmt nicht, ehe du zurück bist.«
    »Versprichst du mir’s?«
    »Ich verspreche dir’s.«
    An Tor 4 waren nicht viele Leute, als wir hinkamen. Die meisten Passagiere befanden sich schon im Flugzeug. Ich küßte Elizabeth zum Abschied und gab dem Mann an der Sperre meinen Flugschein. Er warf einen Blick darauf, stempelte ihn, riß die obere Kante ab und gab ihn mir zurück. »Bitte gleich geradeaus, Mister Carey.«
    Ich stieg in Denver nicht aus, um mir »die Beine zu vertreten«, wie die Stewardeß es mir vorgeschlagen hatte. Statt dessen aß ich nur in der Lounge und ließ mir eine Tasse Kaffee geben. Er war heiß und stark. Ich fühlte, wie sich die Wärme in mir
    ausbreitete und meine Bauchmuskeln lockerte.
    Sechs Jahre, eine lange Zeit. In sechs Jahren konnte vieles passieren. Ein Kind wächst heran. Sie konnte jetzt eine junge Dame sein. Mit hohen Hacken und Petticoats. Blaß, fast farblos, die Lippen geschminkt und mit grünen oder blauen Augenschatten. Und mit dieser komisch aufgetürmten Artischockenfrisur, um sich größer zu machen. Sie mochte ziemlich erwachsen erscheinen, bis man ihr ins Gesicht sah und einem klar wurde, wie jung sie in Wirklichkeit war.
    Sechs Jahre sind eine lange Zeit, wenn man von zu Hause fort ist. Das Kind, das man zurückgelassen hat, konnte sich zu mancherlei auswachsen, was man sich nie für es gewünscht hätte. So werden wie seine Mutter. Sechs Jahre. Und ein Kind konnte heranwachsen. zur Mörderin?
    Ich hörte, wie die Tür geschlossen wurde. Das Licht ging an. Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und schnallte mich an. Die Stewardeß kam vorbei
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