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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch
Autoren: Othmar Franz Lang
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ist eigentlich noch kein richtiges Kapitel.
Darum heißt es auch so.
Wir sehen uns nur ein bißchen um, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.

    Bevor ich anfange, muß ich euch sagen, daß es gar nicht so leicht ist, ein Buch zu schreiben, vor allem, wenn darin bestimmte Personen Vorkommen. Max, zum Beispiel, sagte mir, wenn ich über ihn schreibe, ließe er sich von mir keinen einzigen Bogen Papier mehr schenken. Hans hat es auch nicht gern; er meint, daß es gar nichts so Besonderes sei, was er getan hat. Und Georgine hat Angst, daß ihr Vater durch dieses Buch hinter ein paar Streiche kommen würde, die er vielleicht doch noch nicht weiß. Georg wieder, das ist der Zwillingsbruder Georgines, befürchtet, daß ihn alle auslachen werden.
    Mit Georg nämlich, da hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Georg ist das, was man allgemein einen Pechvogel nennt. Ich wette, wenn hundert Leute an einer Orangenschale auf dem Gehsteig Vorbeigehen, Georg tritt darauf, rutscht aus und fliegt hin. Und sicherlich fliegt er so hin, daß er mindestens beide Knie und Ellenbogen blutig geschunden hat. So ist Georg. Ihr werdet ihn noch kennenlernen.
    Die Mutter Georgines und Georgs meinte wieder, sie werde mich nicht mehr grüßen, wenn ich schreibe, daß sie gern mit den Buben Fußball spiele, eine ausgesprochene Schikanone und eine gute Schwimmerin sei. »Das mache ich zu meinem Spaß«, sagte sie, »und nicht, damit es in einem Buch steht .«
    Und jetzt komme ich doch zu dem, der eigentlich nichts dagegen hat. Das ist der Lehrer Florian Immerfroh. »Wenn du nichts wegläßt und alles sagst, dann kann es ein ganz nettes Buch werden .« Das sagte er, und er sagte wirklich »du« zu mir, denn wir sind gute Freunde, Florian und ich. »Weißt du«, sagte er noch, »ich habe ja in meinem Beruf mit vielen Buben zu tun; aber diese hier, der Max, der Hans und der Georg, die sind mir besonders ans Herz gewachsen und mit ihnen die ganze Klasse .«
    »Die wollen aber alle nicht, daß ich das Buch schreibe«, entgegnete ich, »sie drohen mir sogar .«
    »Schreib es nur, richtig von Anfang an. Ich will schon mit ihnen sprechen .«
    Das sagte Florian. Und nun sitze ich hier und habe mir einen Plan angelegt. Es ist ein ganz genauer Plan mit Bergen, Bächen, Wegen und Brücken. Auf ihm ist die Windrichtung ganz genau eingezeichnet, damit keine Irrtümer geschehen. Sonst geht es mir am Ende wie Georg, der den Weg verfehlte und plötzlich... Aber das gehört noch nicht in das nullte Kapitel. Wer aber noch unbedingt hierhergehört, das ist die Witwe Grimm. Es kann sein, daß ihr sie am Anfang nicht leiden könnt; später wird sich das ändern. Das verspreche ich euch. Und daß die wirkliche Geschichte gleich anfangen soll, das verspreche ich euch auch. Blättert nur um!

DAS ERSTE KAPITEL

handelt in der Schule.
In der sechsten Klasse geht es drunter und drüber.
Warum ? Gleich werdet ihr es wissen.

    Die Klingel schrillte um acht Uhr durch die Gänge wie sonst. Die Lehrer eilten in die Klassen, wie sie und die Schüler es gewohnt waren. Allmählich wurde es in dem großen Haus still, wie auch sonst an jedem Tag um acht Uhr. Nur in der sechsten Klasse gab’s noch Radau; aber das war man auch gewöhnt. Die sechste Klasse hatte einen älteren Klassenvorstand, und da nahmen sich die Bengel allerhand heraus.
    Auch heute ging es wieder laut her. Der feuchte Schwamm flog durch die Klasse, klatschte in die Gesichter, auf die Landkarte oder an die Wand. Jedesmal , wenn ein besonders guter Treffer zu verzeichnen war, gab es lautes Freudengejohle.
    Nur Max blieb ruhig in seiner Bank. Er kaute Löschpapier, bis es ganz feucht und weich war. Dann warf er es in regelmäßigen Abständen an die Tafel, wo es klatschend klebenblieb. Das war Maxens Spezialität.
    Der alte Klassenlehrer Hamm kam nicht.
    Plötzlich stand die Englisch-Lehrerin in der Tür. »Werdet ihr sofort still sein !« rief sie.
    » Hühühühü «, machten einige, und die anderen stimmten ein. Nur Max blieb ruhig. Er kaute ja das Löschpapier. »Wißt ihr denn nicht, was geschehen ist ?« rief die Lehrerin.
    Da wurde es ein wenig stiller.
    »Der Herr Lehrer Hamm hat einen Schlaganfall erlitten«, sagte sie nun etwas leiser, »mitten in der Nacht. Er ist im Krankenhaus .«
    Jetzt hörten alle zu.
    Da wurde es in der Nebenklasse laut, und die Englisch-Lehrerin mußte zurück.
    Der Lärm schwoll wieder an. Alle schnatterten aufgeregt durcheinander.
    Bevor sich die Buben gefaßt hatten, stand
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