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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt
Autoren: Kristin Hannah
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ziemlich lange her, dass ich ein Verhaftungsprotokoll mit ihrem Namen bearbeitet habe. Vermutlich ist das okay, solange ihr Ehemann nur ordnungsgemäß dafür bezahlt ...« Sie verstummte, denn beide wussten, dass sie gut noch ein Dutzend solcher Beispiele hätte auflisten können. Hier befand man sich in Rain Valley, nicht in Seattle. Ellie war seit vier Jahren Polizeichefin und hatte davor acht Jahre als Streifenpolizistin gearbeitet. Auch wenn sie sich immer auf alles gefasst machte, hatte sie noch nie ein schlimmeres Verbrechen geahndet als Einbruchdiebstahl.
    »Lässt du mich eine Zigarette rauchen - oder soll ich mir ein Donut und eine Dose Red Bull holen?«
    »Beides wird dich letzten Endes ins Grab bringen.«
    »Ja, aber wenigstens uns nicht gleich mit«, mischte sich Cal wieder ein, der gerade den Hörer auflegte. »Bleib konsequent, Ellie. Sie ist Polizistin. Es geht nicht, dass sie in einem städtischen Gebäude raucht.«
    »Du rauchst sowieso zu viel«, bestätigte Ellie.
    »Ja, aber dann esse ich weniger.«
    »Warum machst du nicht wieder deine alberne Lachs-Diät? Oder die Grapefruit-Geschichte? Die waren beide wesentlich gesünder.«
    »Hör auf zu quatschen und gib mir eine vernünftige Antwort. Ich brauch eine Zigarette.«
    »Du hast vor vier Tagen angefangen zu rauchen, Peanut«, wandte Cal ein. »Da kannst du kaum behaupten, dass du eine Zigarette brauchst.«
    Ellie schüttelte den Kopf. Wenn sie nicht eingriff, würden die beiden sich den ganzen Tag weiterzanken. »Du solltest wieder zu deinen Treffen gehen«, meinte sie seufzend. »Die Weight Watchers haben doch funktioniert.«
    »Sechs Monate Kohlsuppe, um zehn Pfund abzunehmen? Das war kein großer Erfolg, finde ich. Komm schon, Ellie, du weißt, dass ich mir gleich ein Donut schnappe.«
    Eigentlich wusste Ellie längst, dass sie den Kampf verloren hatte. Sie und Peanut - Penelope Nutter - arbeiteten schon seit über einem Jahrzehnt zusammen in diesem Revier und waren seit der Highschool beste Freundinnen. Über die Jahre hatte ihre Freundschaft schon so manchen Sturm überstanden - bei Ellie unter anderem das Ende von zwei Ehen und bei Peanut die seit Kurzem von ihr vertretene Überzeugung, dass Rauchen der Schlüssel zum Abnehmen war. Sie nannte es ihre Hollywood-Diät und zählte gern all die klapperdürren Berühmtheiten auf, die ebenfalls rauchten.
    »Na gut. Aber nur eine.«
    Peanut grinste Cal triumphierend zu, legte die Hände auf ihren Schreibtisch und stand auf. Dank der fünfzig Pfund, die sie in den letzten Jahren zugelegt hatte, waren ihre Bewegungen deutlich langsamer geworden. Sie ging zur Tür und machte sie auf, obwohl allen klar war, dass es an einem so nassen und trostlosen Tag keinen Windhauch geben würde, der den Rauch wegblasen konnte.
    Ellie durchquerte den Korridor und ging zu dem Büro im hinteren Gebäudeteil, das theoretisch ihr gehörte. Aber sie benutzte es nicht oft. In einer Stadt wie Rain Valley gab es nur selten offizielle Dinge zu erledigen, und so verbrachte sie die Zeit lieber im Hauptraum bei Cal und Peanut. Jetzt kramte sie unter den Überbleibseln vom Pfannkuchenfrühstück im Vormonat eine Gasmaske hervor, setzte sie auf und ging zurück zu den anderen.
    Cal brach in lautes Gelächter aus, während Peanut sich alle Mühe gab, nicht zu grinsen. »Sehr komisch.«
    Ellie hob kurz die Maske und sagte: »Vielleicht möchte ich eines Tages Kinder haben, also muss ich meine Gebärmutter schützen.«
    »An deiner Stelle würde ich mir weniger Sorgen um das Passivrauchen machen und meine Energie lieber darauf verwenden, endlich einen Mann zu finden, der bereit ist, sich mit dir zu verabreden.«
    »Sie hat doch alle durch von Mystic bis Aberdeen«, entgegnete Cal. »Letzten Monat hat sie sogar schon mit diesem UPS-Knaben angebandelt. Mit diesem gut aussehenden Typen, der immer vergisst, wo er den Wagen abgestellt hat.«
    Peanut stieß den Rauch aus und hustete. »Ich glaube, du musst deine Ansprüche runterschrauben, Ellie.«
    »Man sieht dir echt an, dass du deine Zigarette genießt«, stellte Cal grinsend fest.
    Peanut wedelte wegwerfend mit der Hand. »Wir haben über Ellies Liebesleben gesprochen.«
    »Ihr beiden redet doch über nichts anderes«, meinte Cal.
    Was stimmte.
    Ellie konnte nichts dagegen machen - sie liebte die Männer. Nur waren es meistens die falschen. Besser gesagt immer.
    Peanut nannte es den Fluch der Provinzschönheit. Wenn Ellie nur ihrer Schwester etwas ähnlicher gewesen wäre und
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