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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt
Autoren: Kristin Hannah
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Büro.
    Sie näherten sich nicht nur, nein, jemand kam draußen angerannt!
    Im gleichen Moment, in dem die Tür so heftig aufgerissen wurde, dass sie gegen die Wand knallte, sprang Ellie auf die Füße.
    Lori Forman stürzte ins Zimmer. Sie war klatschnass und allem Anschein nach halb erfroren, denn sie zitterte am ganzen Körper. Um sie herum wuselten ihre Kinder, Bailey, Felicia und Jeremy.
    »Ihr müsst sofort mitkommen!«, keuchte sie.
    »Holen Sie erst mal Luft, Lori. Und dann erzählen Sie uns, was los ist, immer schön der Reihe nach«, sagte Ellie.
    »Ihr werdet es mir nicht glauben, wenn ich es euch sage. Himmel, ich hab‘s mit eigenen Augen gesehen und glaub es trotzdem nicht. Los, kommt schon, da ist was auf der Magnolia Street.«
    »Herrlich!«, jubelte Peanut. »Endlich passiert mal was in unserem Kaff!«
    Eilig griff sie nach ihrer Jacke, die am Garderobenständer neben ihrem Schreibtisch hing. »Beeil dich, Cal. Lass die Anrufe auf dein Handy umleiten. Wir wollen doch die Aufregung nicht versäumen.«
    Aber Ellie war als Erste aus der Tür.

Kapitel 2
    Ellie manövrierte den Streifenwagen in eine Parklücke an der Ecke Magnolia und Woodland Street und stellte den Motor ab. Er hustete noch ein paarmal wie ein alter Mann, dann war er still.
    Zeitgleich hörte es auf zu regnen und die Sonne brach durch die Wolken.
    Selbst Ellie, die ihr ganzes Leben in dieser Gegend verbracht hatte, staunte über den jähen Wetterumschwung. Es war ein magischer Moment, ein Augenblick, in dem sich jedes Blatt und jeder Grashalm messerscharf von allen anderen abzuheben schien, ein Augenblick, in dem die allmählich näher rückende Nacht das vom Regen polierte Sonnenlicht weich zeichnete und die Welt in einem unbeschreiblichen, atemberaubenden Glanz erstrahlen ließ.
    Auf dem Beifahrersitz beugte Peanut sich vor, und das Vinylpolster ächzte. »Ich kann nichts sehen.«
    »Ich auch nicht.« Letzteres kam von Cal, der aufrecht auf dem Rücksitz thronte, als wollte er seinen langen, schlaksigen Körper in drei ordentliche Drittel falten. Die Fingerspitzen presste er aneinander, sodass seine schmalen, knochigen Hände einen spitzen Winkel bildeten.
    Ellie inspizierte aufmerksam den Marktplatz. Wolken von der Farbe rostiger Nägel zogen über den Himmel und versuchten, das verblassende Licht zu verschlucken, aber jetzt, wo die Sonne herausgekommen war, ließ es sich nicht so leicht besiegen. Rain Valley schien mit seinen ganzen fünf Straßenzügen in einem geradezu überirdischen Licht zu erstrahlen. Backsteinfassaden, in den glücklichen Tagen der Siebziger erbaut, als der Handel mit Lachs und Holz noch florierte, schimmerten wie gehämmertes Kupfer.
    Vor Swain‘s Drogeriemarkt hatte sich eine Menschentraube gebildet, eine weitere vor Lulu‘s Friseursalon. Zweifellos würden jeden Moment auch die Stammgäste der Kneipe mit dem schönen Namen Pour House auf der Bildfläche erscheinen und sich erkundigen, was alle da eigentlich anstarrten.
    »Sind Sie da, Chief?«, ertönte eine Stimme aus dem Funkgerät.
    Ellie drückte auf den Knopf und antwortete: »Ja, alles klar, Earl.«
    »Kommen Sie zu dem Baum im Sealth Park.« Statisches Rauschen, dann: »Aber bitte langsam. Das meine ich ganz ernst.«
    »Du bleibst hier, Peanut. Du auch, Cal«, ordnete Ellie an, während sie ausstieg. Ihr Herz pochte. So einen aufregenden Funkruf hatte sie noch nie empfangen. Meistens bestand ihr Job darin, Leute nach Hause zu fahren, die ein bisschen zu viel getrunken hatten. Oder in der Schule Vorträge über die Gefahren von Drogen zu halten. Aber sie war immer auf alles gefasst. Diese Lektion hatte sie von ihrem Onkel Joe gelernt, der drei Jahrzehnte lang Polizeichef der Stadt gewesen war. Nimm den Frieden nicht für selbstverständlich , hatte er sie oft ermahnt. Er ist zerbrechlich wie Glas.
    Sie hatte ihm geglaubt, und obwohl ihre Berufswahl mehr oder weniger ein Zufall gewesen war, war sie in ihren Job hineingewachsen. Sie hielt sich stets auf dem Laufenden, ließ ihre Fähigkeiten auf dem Schießplatz nicht einrosten und wachte mit scharfem Auge über ihre Stadt. Tatsächlich war ihre Arbeit - neben ihrem Aussehen - das Einzige, bei dem sie wirklich Talent bewies, und sie nahm beides gleichermaßen ernst.
    Langsam ging sie die Straße hinunter. Wie still es war.
    Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Äußerst ungewöhnlich für eine Stadt, die Klatsch und Tratsch über alles liebte.
    Bei jedem Schritt hörte sie das Klacken ihrer
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