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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt
Autoren: Kristin Hannah
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gelernt hätte, sich auf ihren Verstand zu verlassen statt nur auf ihr Aussehen. Aber manche Dinge sollten einfach nicht sein. Ellie hatte gern ihren Spaß, und sie liebte das Verliebtsein. Das Problem war, dass es bisher nie zu einer wahren Liebe geführt hatte. Peanut sagte immer, der Grund sei, dass Ellie nicht wusste, wie man einen Kompromiss einging, das stimmte allerdings nicht ganz. Ellies Ehen - alle beide - waren gescheitert, weil sie attraktive Männer geheiratet hatte, die weder ihre Blicke noch ihre Finger unter Kontrolle hatten. Ihr erster Mann Al Torees, Footballspieler und ein ehemaliger Kapitän der Highschool-Mannschaft, hätte ihr die Männer eigentlich für den Rest ihres Lebens vergällen können, doch sie hatte ein schlechtes Gedächtnis und heiratete ein paar Jahre nach der Scheidung den nächsten gut aussehenden Loser. Beide Männer erwiesen sich als schlechte Wahl, aber die Scheidungen hatten Ellies Hoffnungen keineswegs zerschlagen. Sie glaubte immer noch an die Liebe und wartete auf ihren Traumprinzen. Schließlich wusste sie, dass die wahre Liebe existierte, das hatte sie bei ihren Eltern mit eigenen Augen gesehen.
    »Wenn ich meine Ansprüche noch weiter runterschraube, Pea«, entgegnete sie jetzt auf den Vorschlag ihrer Freundin, »dann lande ich bald im Tierreich. Vielleicht kann Cal mich mal mit einem von seinen merkwürdigen Freunden vom Comic-Kongress bekannt machen.«
    Cal machte ein gekränktes Gesicht. »Wir sind überhaupt nicht merkwürdig.«
    »Na klar«, meinte Peanut sarkastisch, während sie wieder den Rauch in die Gegend blies. »Erwachsene Männer, die Männer in Strumpfhosen toll finden.«
    »Wie du das sagst, klingt es, als wären wir schwul.«
    »Wohl kaum«, lachte Peanut. »Schwule Männer haben Sex. Deine Freunde tragen Matrix-Kostüme in der Öffentlichkeit. Wie du Lisa gefunden hast, ist mir sowieso schleierhaft.«
    Bei der Erwähnung von Cals Frau trat plötzlich betretenes Schweigen ein. Die ganze Stadt wusste, dass sie das war, was man landläufig eine Rumtreiberin nannte. Ständig wurde hinter vorgehaltener Hand über sie getuschelt, die Männer lächelten und die Frauen runzelten die Stirn, wenn sie den Namen hörten. Aber hier auf der Polizeistation war das Thema Lisa tabu.
    Cal las weiter in seinem Comic und kritzelte nebenbei gelegentlich etwas auf seinen Skizzenblock. Sie wussten alle, dass es jetzt eine Weile still sein würde.
    Ellie setzte sich an ihren Schreibtisch und legte die Füße hoch.
    Peanut lehnte sich an die Wand und starrte ihre Freundin durch eine Rauchwolke an. »Ich habe gestern Julia in den Nachrichten gesehen.«
    Cal blickte auf. »Wirklich? Ich muss echt mehr fernsehen.«
    Langsam zog Ellie die Gasmaske vom Gesicht und legte sie auf die Tischplatte. »Man hat die Anklage gegen sie fallen lassen.«
    »Hast du sie angerufen?«
    »Klar. Die Ansage auf ihrem Anrufbeantworter klingt super. Ich glaube ja, sie meidet mich.«
    Peanut trat einen Schritt auf sie zu, und die alten Eichendielen, die um die Jahrhundertwende unter Polizeichef Bill Whipman verlegt worden waren, ächzten unter ihrem Gewicht. Aber wie alles in Rain Valley waren sie stabiler, als sie auf den ersten Blick aussahen - hier waren die Dinge ebenso widerstandsfähig wie die Menschen. »Dann versuch es eben noch mal.«
    »Du weißt, wie eifersüchtig Julia auf mich ist. Gerade jetzt würde sie auf gar keinen Fall mit mir reden wollen.«
    »Du denkst doch bei allen, dass sie eifersüchtig auf dich sind.«
    »Stimmt überhaupt nicht.«
    Peanut warf ihr einen ihrer Blicke zu, die geradezu überdeutlich fragten: Wen willst du denn damit auf den Arm nehmen und die zu den Eckpfeilern ihrer Freundschaft gehörten. »Ach komm, Ellie. Deine kleine Schwester sah aus, als ginge es ihr überhaupt nicht gut. Willst du vielleicht so tun, als könntest du nicht mit ihr reden, weil du vor zwanzig Jahren zur beliebtesten Schülerin gewählt worden bist, während sie im Matheclub versauerte?«
    In Wahrheit hatte auch Ellie den gehetzten Ausdruck in Julias Augen wahrgenommen, und am liebsten wäre sie sofort losgerannt und hätte ihrer Schwester auf jede nur erdenkliche Weise geholfen. Julia hatte sich schon immer alles viel zu sehr zu Herzen genommen, deshalb war sie ja auch so eine großartige Psychologin. »Sie hört nicht auf mich, Peanut. Das weißt du doch. Sie hält mich für etwa so intelligent wie fünf Meter Feldweg. Vielleicht ...«
    Sie verstummte abrupt. Schritte näherten sich dem
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