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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia
Autoren: Anne McCaffrey
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KAPITEL 1
    Für gewöhnliche menschliche Ohren wäre das leise Knistern des frisch aktivierten Lautsprechers fast unhörbar geblieben.
    Für Nancia jedoch, deren Sensoren alle genau auf dieses Signal abgestimmt waren, klang es wie ein Trompetenschmettern. Mit ihrem frisch erworbenen Abschluß und ihrer neuen Lizenz war sie dienstbereit – und sorgte sich zugleich, daß sie dem hohen Standard der Diensttradition ihrer Familie nicht gerecht werden könnte; im Augenblick konnte sie kaum etwas anderes tun als abzuwarten.
    Jetzt kommt er an Bord, dachte sie in dem Sekundenbruchteil des Wartens auf den eingehenden Anruf. Und dann, als die unverwechselbare Stimme des Diensthabenden der dritten Schicht bei CenCom durch ihre Sensoren schnarrte, strömte die Enttäuschung durch ihre Synapsen, und sie fühlte sich bleiern und schwermütig auf dem Startplatz. Sie war sich so sicher gewesen, daß Daddy die Zeit finden würde, um sie aufzusuchen, wenn es ihm schon nicht möglich gewesen war, bei der offiziellen Abschlußfeier und Zeugnisübergabe ihres Jahrgangs der Laborschule anwesend zu sein.
    »XN-935, wie schnell können Sie startklar sein?«
    »Ich habe gestern meine Flugmustertests abgeschlossen«, erwiderte Nancia. Sie achtete sorgfältig auf eine gleichmütige Stimme, überwachte jedes Outputband, um sicherzugehen, daß sich in den oberen Frequenzen keine Andeutung ihrer
    Enttäuschung wahrnehmen ließ. CenCom hätte sich ohne
    Schwierigkeiten direkt mit ihr in Verbindung setzen können, nämlich über das elektronische Netzwerk, das Nancias
    Schiffscomputer mit allen anderen Computern in diesem
    Subraum verband, ebenso über die chirurgisch eingepflanzten Synapsenschnittstellen, die Nancias physischen Körper in der Sicherheit seiner Titanhülle mit dem Computer des Schiffs verband. Doch für die meisten Operatoren war es eine Frage der Höflichkeit, die Hirnschiffe so anzureden wie jeden normalen Menschen auch. Es wäre unhöflich gewesen, rein elektronische Instruktionen zu schicken, als wären die Gehirn-Schiffe um kein Deut menschlicher als die KI-gesteuerten Drohnen, die den Löwenanteil des Transportwesens der
    Zentralwelten bewältigten.
    Das jedenfalls behaupteten die Operatoren. Insgeheim hegte Nancia den Verdacht, daß ihr Beharren auf Sprachsteuerung nur dazu diente, dem peinlichen Vergleich zwischen ihrem durch Sinnesorgane beschränkten Kommunikationssystem mit der den Gehirn-Schiffen eigenen Fähigkeit zu
    Mehrkanalkommunikation und Sofortreaktion aus dem Weg zu gehen.
    Jedenfalls war es umgekehrt unter Hüllenmenschen eine
    Frage des Stolzes, ihre Kontrolle über ihre ›Stimmen‹ und alle anderen externen Kommunikationsgeräte zu demonstrieren, eine Möglichkeit, wie sie Helva schon vor annähernd
    zweihundert Jahren unter Beweis gestellt hatte. Nancia wußte zwar, daß ihr selbst das feine musikalische Gespür abging, das Helva einst in der ganzen Galaxie als das ›singende Schiff‹
    berühmt gemacht hatte, doch soviel schaffte sie wenigstens: ihre Enttäuschung zu verbergen, als sie nur CenCom zu hören bekam anstelle einer unmittelbaren Übertragung von Daddy, der ihr zu ihrer Einstellung gratulieren wollte. Und sie konnte auch in der darauffolgenden Besprechung der Vorräte und des Frachtguts und der Singularitäten eine perfekte professionelle Fassade aufrechthalten.
    »Es ist nur ein kurzer Flug«, teilte CenCom ihr mit und hielt einen Augenblick inne. »Kurz für sie, jedenfalls. Mit einem normalen überlichtschnellen Antrieb liegt Nyota ya Jaha am anderen Ende der Galaxie. Glücklicherweise gibt es nur eine Woche von den Zentralwelten entfernt eine Singularität, die Sie dort in den Nahraum befördern wird.«
    »Ich habe vollen Zugang zu meinen Karten aller bekannten Dematerialisationspunkte«, erinnerte Nancia den Operator von CenCom und gestattete sich einen Hauch von Ungeduld.
    »Ja, und Sie können sie auch in simuliertem 4-D lesen, nicht wahr?« CenComs Stimme offenbarte nur eine fröhliche
    Resignation angesichts der Beschränkungen eines Körpers, der den Operator dazu zwang, erst dicke Bücher mit Kurven und Tabellen durchzublättern, um die Karten zu verifizieren, die Nancia schon jetzt bereits als internes Display erschaffen hatte: eine Sequenz dreidimensionaler Räume, die um den
    Singularitätspunkt zusammenbrachen und sich krümmten, den man als Schnittstelle zum Subraumsektor von Nyota ya Jaha definieren konnte. An diesem Punkt würde Nancia dazu in der Lage sein, eine schnelle
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