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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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an dieser Stelle.«
    Thoralf schaute Viviane verständnislos an. »Muss man das machen?«
    Sie lächelte. »Besser wäre es schon.«
    »Ich weiß nur nicht, wozu.«
    »Es ist das Haus Gottes«, erklärte Ramdur.
    »Gut, bauen wir auch ein Haus für Gott. Aber erst kommt die Schwitzhütte dran.«
    Er führte Viviane hinunter nach Skollhaugen. Alle Gäste folgten ihnen, denn nun begann das eigentliche Fest, auf das sie sich schon so gefreut hatten. Ein Fass Bier wurde geöffnet, ein Ochse brutzelte am Spieß, und jetzt würde eine Woche lang gefeiert, gespielt, gesungen und getanzt werden.
    Oleif trat vor Viviane, etwas verlegen und den Blick gesenkt. »Ich freue mich für dich, Viviane, dass du jetzt endlich glücklich wirst mit Thoralf.« Sein Gesicht strafte allerdings seine Worte Lügen.
    Thoralf runzelte die Brauen. »Viviane ist jetzt deine Herrin, und du musst sie mit Dröttning ansprechen.«
    Oleif errötete bis über beide Ohren. »Also, Dröttning, ich hätte da ein Geschenk für Euch. Nur weiß ich nicht, ob … ob ich das darf.«
    »Oleif, du warst mir stets ein guter Freund und mein Lebensretter. Du wirst mir auch weiter ein guter Freund bleiben.«
    Oleif fasste sich ein Herz und reichte Viviane eine dünne Lederschnur mit einem kleinen Anhänger. Es war ein Kreuz aus Bronze.
    »Oh, wie hübsch!« Sie lächelte erfreut. »Deinen Anhänger habe ich Thoralf geschenkt, damit er ihm Glück bringe.«
    Thoralf zog ihn unter seinem Taufhemd hervor. »Hat er. Siehst du den Einstich von Hoskulds Schwert?« Er lachte. »Ich werde ihn nie wieder ablegen, ob Christ oder nicht.«
    Oleif trat von einem Bein aufs andere. »Ich habe zwei Gussformen hergestellt. Wer will, kann sich ein Kreuz fertigen lassen oder eben einen Hammer. Ich glaube nämlich nicht, dass sich unsere Götter so einfach vertreiben lassen.«
    Dann verabschiedete sich Håkon kurz und kühl. Ramdur warf seufzend einen schrägen Blick auf die Feierlichkeiten. »Keine Blutopfer«, warnte er.
    Kaum war die seltsame Gesandtschaft abgereist, erschien Raudaborsti neben Viviane.
    »Wo kommst du denn her?«
    Raudaborsti grinste. »Freiwillig lasse ich mich nicht waschen«, gab sie zurück. »Ich habe mich in der Apfelhöhle versteckt.«
    »So bist du gar nicht getauft?«
    »Das ist nicht schlimm. Zwar hätte ich auch gern so ein schönes Hemd gehabt, aber das wird zu schnell schmutzig.«
    Thoralf zog Viviane mit sich. »Ich habe noch eine Überraschung für dich.« Er führte sie in das neu errichtete Haupthaus, wo sich die Familie in der Halle versammelt hatte. Die Säulen waren mit Zweigen und Blumenketten geschmückt, auf dem Tisch wurde schon das Festessen aufgetafelt. Neben dem Durchgang zur Halle gab es eine kleine Tür, aus Holz gefertigt und reich geschnitzt. Die hatte es vorher dort nicht gegeben.
    »Damit du weißt, was dich heute Nacht erwartet«, sagte Thoralf geheimnisvoll. Er öffnete die Tür. Im Halbdunkel erkannte Viviane eine kleine Kammer, die Thoralf hatte anbauen lassen. Durch eine Öffnung in der Holzwand würde die Wärme von der Feuerstelle auch in das kleine Zimmer ziehen. Es wurde fast gänzlich von einem riesigen Bett ausgefüllt, aus unbearbeiteten Brettern, mit vier geschnitzten Säulen mit Drachenköpfen an den Ecken und mit bunt gewebten Decken und Fellen bedeckt.
    »Was ist denn das?«
    »Unser kleines Reich. Nur für uns. Oder würde dir gefallen, wenn uns alle zuschauen? Wir können nicht jedes Mal auf das Schiff gehen.«
    Sie errötete, doch dann lachte sie. »Es ist wirklich … überraschend.«
    »Es stammt aus dem Lande Rus, da schlafen reiche Jarls in solchen Betten.«
    »Und niemand anders darf da hinein?«
    »Niemand!«
    Jemand zupfte Viviane am Ärmel. »Schade, dass ich nicht mehr neben dir schlafen darf«, bedauerte Raudaborsti. »Aber damit dich keine bösen Geister und Trolle in der Nacht besuchen, will ich dir das hier schenken.« Sie reichte ihr eine kleine Lampe mit Walfischtran. Solch eine hatten sie auch über der Tür des Gesindehauses, die brannte jede Nacht.
    »Oh, danke, aber …«
    »Ja, ja, ich weiß. Dieser Mönch mit den schmutzigen Füßen hat gesagt, es gibt keine Trolle.«
    Viviane nahm das Lämpchen entgegen und lächelte. »Das ist lieb von dir, Raudaborsti, und wir danken dir ganz herzlich.« Sie wechselte einen verschmitzten Blick mit Thoralf. »Wir haben zwar den alten Göttern abgeschworen, aber sicher ist sicher.«

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Über Susan Hastings
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