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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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der weißen Hemden hoch, die ein Gehilfe mit auf den Berg geschleppt hatte.
    »Oh, ein neues Hemd. Na gut, dafür können wir uns auch mal waschen«, rief ein anderer Mann.
    Zuerst ließ sich Thoralf taufen, wollte er seinen Leuten doch ein Vorbild sein. Der Mönch stand bis zum Bauch im Wasser, legte seine Hand auf Thoralfs Kopf und drückte ihn kurz unter Wasser.
    »He, der ersäuft unseren Fürsten«, murrten die Männer. Schon wollten sie in den Fluss stürzen und den Mönch ebenfalls untertauchen, um Thoralf zu retten, aber da erschien Thoralf wieder und stieg prustend an Land. Der Mönch folgte ihm, wobei sein Kittel sich derart vollgesogen hatte, dass er stolperte und auf den Bauch fiel. »So eine kalte Brühe«, schimpfte er und rappelte sich wieder hoch. Sein Gehilfe hielt einen Krug mit Öl bereit. Der Mönch tauchte seine Hand hinein und strich das Öl auf Thoralfs Kopf. Er machte mit den Fingern das Kreuzzeichen und bat Gott, dass er Thoralf mit dem Heiligen Geist erfülle. Dann zog er ihm das Taufgewand über den Kopf. Es war aus hellem Leinen gefertigt, nicht sehr wertvoll, aber durchaus brauchbar, fand Thoralf.
    Einer nach dem anderen stiegen sie in das kalte Wasser des Flusses, tauchten kurz unter und kamen prustend wieder an Land. Thoralf achtete darauf, dass keiner von der Strömung abgetrieben wurde. Der Fluss war tückisch und stürzte in einiger Entfernung als Wasserfall in den Fjord.
    Die bewaffnete Garde des Gesandten hatte sie begleitet und passte auf, dass sich niemand der Taufe verweigerte. Viviane beobachtete als Einzige, die bereits getauft war, das Zeremoniell. Es glich eher einem unfreiwilligen Badetag.
    Dann kamen die Frauen dran. Der Mönch war einverstanden, dass sie ihr Unterkleid anbehielten, aber im Fluss untertauchen mussten sie auch. Viviane vermisste Raudaborsti. Hatte sie es tatsächlich geschafft, sich davonzustehlen?
    Jeder bekam Öl auf den Kopf, das Kreuzzeichen und gemurmelte Gebete. Alle warteten auf den Heiligen Geist, der aber nicht kam, sondern es wurde nur noch wärmer, und die Erfrischung vom kalten Wasser war bald vergessen.
    »Nun seid ihr Christen«, stellte der Mönch zufrieden fest. »Lebt danach und haltet die christlichen Regeln ein.«
    Ramdur und sein Gehilfe zogen unter Gesängen den Berg wieder hinab, alle folgten ihnen. Unten drehte der Mönch sich zu Thoralf um.
    »Diese gottesfürchtige Christin hat mich gebeten, euch zu trauen. Da du nun getauft bist, ist dies möglich. Morgen soll die Hochzeit sein, denn wir können nicht länger bleiben. Es gibt noch viele Heiden zu bekehren.«
    Thoralf wechselte mit Viviane einen Blick. »Morgen schon? Wenn es Vivianes Wunsch ist …« Er drehte sich um. »Los, Leute, bereitet die Hochzeitsfeier vor. Es soll ein fröhliches Fest werden. Håkon, der Gesandte des Königs, ist natürlich mit seinen Leuten eingeladen.«
    Der Mönch drohte mit dem Finger. »Aber keine heidnischen Riten beim Fest. Wir werden darüber wachen.«
    Håkon kniff die Augen zusammen. »Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen weiter bekehren. Nach der Trauung reisen wir ab.«
    »Und das Festessen?«, rief Ramdur. »Bedenkt, Håkon, so schnell bekommen wir nicht wieder solche Leckereien.«
    »Predigt Ihr nicht ständig gegen Völlerei? Nichts da, wir werden morgen weiterziehen.«
    Die Enttäuschung war Ramdur anzusehen. »Bei der Hitze«, stöhnte er. Viviane wollte ihn trösten. Ringsum waren die Hochzeitsvorbereitungen in vollem Gange. Truud scheuchte alle herum und suchte vergeblich nach Raudaborsti. Die blieb verschwunden.
    »Pater, so setzt Euch doch noch etwas in den Schatten und ruht Euch aus. Es ist sicher ein beschwerlicher Weg durch das Land Vik. Aber sagt, Trondheim, ist das eine richtige Stadt? So wie Ribe?«
    »Ribe kenne ich nicht. Und in Trondheim gibt es so viele Menschen, dass einem angst und bange wird. Leider gefiel es dem Bischof, mich aus der Beschaulichkeit unseres Klosters herauszureißen und auf Mission zu schicken. Ich beuge mich seinem und Gottes Willen. Man sieht ja, wie notwendig es ist. Aber du, mein liebes Kind, wirst morgen heiraten. Ich nehme doch an, dass du als Jungfrau in diese Ehe gehst und rein und unschuldig bist.«
    Viviane errötete. »Ganz so ist es nicht, ehrwürdiger Pater. Deshalb möchte ich gern beichten, bevor Ihr uns die Sakramente der Ehe erteilt.«
    Ramdur setzte sich hinter ein Vorratshaus und streckte die Beine aus. »Da bin ich aber gespannt. Erleichtere deine Seele, mein Kind.«
    Thoralf hatte
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