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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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Mönch schnappte nach Luft, so unerhört fand er das.
    »Ich muss nicht, ich will«, erwiderte sie lächelnd.
    »Ohne Gottes Segen? Das ist nicht gut, mein Kind. Das ist keine Ehe, die Gott gefallen wird. Was sollen das für Kinder sein, die daraus geboren werden?«
    »Vielleicht kann ich Thoralf überzeugen, sich taufen zu lassen. Und Euch bitte ich, uns zu trauen.«
    »So einfach geht das nicht«, erwiderte der Mönch. »Alle müssen getauft werden. Dann sind sie Christen, du lebst unter Christen, und dann ist alles in Ordnung.«
    Viviane nagte nachdenklich auf der Unterlippe. »Das wäre wünschenswert, aber ich befürchte, daraus wird nichts. Hier herrschen Odin, Thor, Frigg, die Nornen und Trolle.«
    Der Mönch verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken. »Leider haben wir es nicht geschafft, schon zu Ostern hier zu sein, dem passenden Zeitpunkt für die Taufe. Aber es gibt so viel zu tun in diesem heidnischen Land.« Er stöhnte und wischte sich über seine hohe Stirn, von der der Schweiß perlte.
    »Morgen wird die Taufe zelebriert, und übermorgen könnt ihr heiraten. Wir müssen weiterziehen, um die anderen Heiden zu bekehren. Und nun sollen alle zusammenkommen, damit ich sie in der christlichen Lehre unterweise.«
    Thoralf war überhaupt nicht einverstanden, dass seine Männer, statt zu arbeiten, den Geschichten des Mönchs zuhören sollten. »Dazu ist bei Feiern Zeit, wenn die Skalden die Heldenlieder singen.«
    »Ich singe keine Heldenlieder, sondern unterweise das Katechumenat«, widersprach Ramdur. »Das ist notwendig, um das Christentum auch richtig zu leben. Es dauert drei Jahre …«
    »Drei Jahre?« Thoralf schnappte nach Luft. »Wir brauchen kein Christentum, wir haben unsere Götter.«
    Der Gesandte erhob sich mit vom Met gerötetem Gesicht. »Unser großer König Olav Tryggvason hat sich taufen lassen und sich dem Christentum zugewandt. Er ist überzeugt, dass dies der rechte Glaube für das ganze Land der Nordmänner ist. Deshalb schickt er Boten wie mich aus, um alle Heiden zu bekehren. Es ist ein Befehl des Königs, dem Folge zu leisten ist.«
    Die bewaffneten Männer seiner Begleitung rückten bedrohlich näher.
    Viviane versuchte zu vermitteln. »Versteh doch, ich bin Christin, und wenn wir heiraten, dann sollte es mit dem Segen eines christlichen Priesters sein. Das geht nur, wenn du auch Christ bist. Und du als Jarl bist natürlich Vorbild für deine Leute, die auch zum Christentum übertreten müssen.«
    Thoralf überlegte. »Mehr nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mehr nicht.«
    Thoralf wandte sich an den Mönch. »Wenn es nicht zu lange dauert, bin ich einverstanden.«
    Der Mönch atmete auf. »Dann setzt euch alle hier zusammen. Am besten, wo Schatten ist. Ich erzähle euch jetzt von Gott und seinem Sohn Jesus Christus, den er auf die Erde gesandt hat und der am Kreuz starb. Danach schreiten wir zur Taufe. Oben am Fels gibt es einen Fluss, in dem ich die Taufe vornehmen werde.«
    »Was ist eine Taufe?«, wollten die Männer wissen.
    »Da kommt der Heilige Geist in euch. Zuvor muss ich euch aber das Böse austreiben.« Er hob das Kreuz, das er an einem Strick um den Hals trug, und zeigte es den Männern. Dabei sprang er wie ein Hase hin und her und murmelte unverständliche Worte.
    »Ein Zauberer«, stellten die Leute beeindruckt fest. Interessiert lauschten sie der Geschichte von Herrn Jesus, der in einem weit entfernten Land geboren wurde und der sich mit der Obrigkeit überwarf, bis sie ihn ganz schrecklich an ein Kreuz nagelten, so eines, wie es der Mönch um den Hals trug.
    »Wenn wir nach Jesus Christus leben sollen, müssen wir uns dann auch gegen unseren König wenden?«, wollte Thoralf wissen.
    Einen Moment geriet der Mönch aus der Fassung.
    »Natürlich nicht«, schnaufte er und griff zu einem Krug Bier, den Astrid ihm reichte. »Man muss immer gehorchen, Gott, dem König und dem Priester. Also, alles verstanden? Jetzt lernen wir noch das Vaterunser, dann schreiten wir zur Taufe.«
    Er ging voran den Berg hinauf, und alle folgten ihm. Oben am Fluss hielten sie an. »Los, alle ausziehen und ins Wasser. Dann müsst ihr untertauchen.«
    »Was? Dann ersaufen wir ja alle! Und ausziehen tun wir uns auch nicht. Es sind Frauen dabei. Die Frauen ziehen sich auch nicht aus vor uns«, wandte einer der Männer ein.
    Der Mönch überlegte kurz. »Behaltet die Hosen an. Ich werde euch danach mit dem heiligen Öl salben, dann bekommt jeder ein weißes Taufgewand.« Er hielt eines
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