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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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Haupthaus hastete.
    »Das ist sicher eine Ehre für Skollhaugen«, erwiderte Viviane.
    »Da bin ich mir noch gar nicht sicher«, gab Raudaborsti zurück und eilte davon.
    Viviane fiel ein Mann auf, der sich ebenfalls ins Haupthaus begab. Sie winkte Raudaborsti heran. »Ich glaube, ich habe einen Mönch gesehen.«
    »Wo?«
    »Der Mann mit der Kutte und der Kapuze überm Kopf, ein christlicher Mönch. Er ist eben ins Haus gegangen. Ich kann nicht hinein. Schau du für mich nach.«
    Das ließ sich Raudaborsti nicht zweimal sagen. Wie ein Hund kroch sie in die Halle, unter den langen Tisch, bis zu dem Mann in einer seltsamen Kutte. Seine schmutzigen Füße steckten in zerrissenen Sandalen. Schon deshalb war er ihr sympathisch. Ihre Füße wurden auch nie sauber. Vorsichtig zupfte sie an der Kutte.
    Der Mönch stieß mit dem Fuß nach ihr. Er nahm wohl an, Hunde bettelten unter dem Tisch. Dalla und Halveig verteilten Krüge mit Met, und alle nahmen erst einmal die begehrte Erfrischung zu sich.
    Raudaborsti zupfte erneut und erntete einen unsanften Tritt. »Aua!« Sie verkniff sich die Tränen, zwickte dem Mönch dafür in die große Zehe.
    »Beim Satan, welche Untiere fressen mich hier an?« Er beugte sich unter den Tisch und starrte in Raudaborstis Gesicht. »Huch, ein Teufel!« Er zuckte zurück.
    »Psst, nein, ich bin nur ein Kind. Und wer bist du?«
    »Ich bin Ramdur, ein Gesandter des Bischofs von Trondheim.«
    »Was ist ein Bischof? Hat Euch nicht der König geschickt?«
    »Das auch. Aber der Bischof ist wichtiger. Er hat mich auf eine Mission gesandt.«
    »Bist du ein Christ?«
    »Selbstverständlich. Und du?«
    Raudaborsti wich zurück. »Ich nicht. Wir alle nicht. Aber es gibt jemanden auf Skollhaugen, der Christ ist. Es ist eine Frau.«
    »Eine Christin unter den Heiden? Das arme Kind!«
    »Sie ist kein Kind. Sie ist eine Frau und hat solche Brüste.« Raudaborsti deutete Vivianes Busen mit den Händen an.
    Wieder zuckte der Mönch zurück. »Beim Satan, was sind das nur für Wilde!«
    »Ich nehme an, die christliche Frau will mit dir reden. Manchmal will sie – ich weiß nicht, wie das heißt …«
    »Beichten?«
    »Ja, so etwas. Kannst du mal kommen?«
    »Wenn ich den Met getrunken habe.«
    Raudaborsti eilte zu Viviane. »Er kommt, er kommt und du kannst dich erleichtern.«
    »Du meinst beichten?«
    »Frag ihn selber. Er trinkt nur seinen Met aus.«
    Wenig später erschien der Mönch auf dem Hof. Er hatte seine Kapuze abgestreift, und Raudaborsti erblickte mit großem Erstaunen seine seltsame Frisur. Sein Haar war kurzgeschnitten, und in der Mitte war sein Kopf ganz kahl. Er schwitzte und warf einen unwilligen Blick zur Sonne. Dann blickte er sich suchend um. Zögernd trat Viviane auf ihn zu.
    »Ihr seid ein Mönch?«
    »Ganz recht, meine Tochter. Und du bist eine Christin?« Er neigte zweifelnd den Kopf.
    »Ich stamme von einer Insel im Westen. Dort gab es ein Kloster und eine kleine Kirche und viele Mönche …« Sie stockte. »Die sind aber alle tot.«
    Der Mönch bekreuzigte sich. »Und du wurdest geraubt, mein Kind?«
    Viviane senkte den Blick. »Na ja … ja … ich lebe jetzt hier.«
    »Wie kannst du nur unter diesen Heiden leben? Ich hoffe, dein Glaube hat darunter nicht gelitten.«
    Viviane erinnerte sich an ihre Zweifel, an Thors Hammer und ihre Gebete zu allen Göttern.
    »Also, ich würde gern beichten. Das habe ich schon seit langer Zeit nicht gemacht, weil es hier keine Mönche gibt und keine Kirche und keine Christen und überhaupt …« Sie seufzte. »Ich gebe zu, die Götter der Wikinger haben mich auch beschützt.«
    »Es wird Zeit, dass mit dem heidnischen Unfug aufgeräumt wird. Wir sind hier, um die Heiden zu bekehren und alle zu taufen.«
    »Ach!« Viviane staunte, doch dann klatschte sie freudig in die Hände. »Das ist wirklich erfreulich. Allerdings glaube ich kaum, dass sich die Wikinger so einfach bekehren lassen.«
    Der Mönch deutete vage mit dem Kopf zu den im Schatten sitzenden bewaffneten Männern aus dem Gefolge des Gesandten. »Wir werden diese Heiden schon überzeugen.«
    »Mit Gewalt?«
    »Notfalls auch mit Gewalt.«
    »Das finde ich aber nicht richtig«, entgegnete sie. »Sie müssen von allein zu Gott finden.«
    Der Mönch lachte auf. »Das wäre der erste Wikinger, der nicht zu seinem Glück gezwungen werden müsste.«
    »Hört, Pater, ich wüsste einen anderen Weg. Thoralf und ich, wir werden in einigen Tagen heiraten.«
    »Du musst einen Heiden heiraten?« Der
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