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Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer

Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer

Titel: Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer
Autoren: Peter Terrid
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Peter Terrid
    ZWEIKAMPF DER ZAUBERER
    Aus weiter Ferne klang das Schreien und Stöhnen, drangen die Laute des Schmerzes und der Qual an Nyalas Ohr. Der wehe Sang der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit verstummte nie, aber er war nicht mehr laut genug, die Tochter Herzog Krudes zu stören. Zu sehr war sie mit dem eigenen Geschick beschäftigt, als dass sie Kraft aufgebracht hätte, sich mit den Qualen und Nöten anderer zu befassen.
    Nichts hatte sich geändert in Gianton, seit man sie hergebracht hatte. Tage lag das zurück, vielleicht sogar Wochen. Nyala wusste es nicht zu sagen.
    Denn nichts änderte sich in Gianton, der grausigen Stätte der Caer, der Hauptstadt ihres nachtdüsteren Imperiums. Nichts an der fahlen grauen Dämmerbeleuchtung, die von irgendwoher kam und die Gegenstände in formlose Schemen auflöste, die Menschen in huschende Schatten vor düstergrauem Hintergrund. Nichts änderte sich an der Feuchtigkeit, nichts an dem süßlich-ekligen Geruch, der überall zu riechen war, nichts an der Angst, die von jedem Besitz ergreifen musste, den es in diese Heimstätte der Düsternis verschlug.
    Irgendwo über Gianton wölbte sich ein lichter Himmel, aber davon bekamen die schattenhaften Bewohner der grauen Welt zwischen den zyklopischen Quadern Giantons nichts zu sehen. Kein Lichtstrahl verirrte sich bis in die Tiefe Giantons. Wie sturmumtost wirkten die grauen Mauern der düsteren Stadt!
    Lautlos bewegten sich Wesen darin, vermummte Schemen, Schatten nur, leibhaftig gewordenen Dämonen ähnlicher als lebenden Menschen. Niemand sprach, niemand flüsterte, es war sehr still von dem ewigen Wehklagen derer abgesehen, die das grausige Geschehen zu Opfern, nicht zu Herren von Gianton gemacht hatte. Und es gab viele, auf die diese Bezeichnung zutraf.
    Nyala erschauerte, wie immer, wenn sie von Gedanken dieser Schwärze überfallen und gepeinigt wurde.
    Neben ihr schritt ihr Vater, Herzog Krude von Elvinon, ein Mächtiger unter Mächtigen, Gebieter über Männer und Waffen, jetzt nichts weiter als ein Gefangener der Caer, angetan mit der Schlangenschuppenhaut der Buße. Nyala trug das gleiche Gewand. Und hinter den beiden schritt, auch er Träger der Schuppenhaut, Coerl O'Marn, schweigsamer Diener der schweigsamen Herren von Gianton.
    »Wohin werden wir gebracht?«
    Bittere Erfahrung hatte Nyala gelehrt, dass sie auf solche Fragen keine Antwort bekam. Die Caer-Priester, die den dreien das Geleit gaben, erteilten keine Auskünfte. Sie waren dazu da, den Weg zu weisen und Fluchtversuche zu verhindern, mehr nicht.
    Wie schon beim ersten Betreten Giantons hatte Nyala nach kurzer Zeit jedes Gefühl dafür verloren, wohin der Weg ging. So seltsam das auch klingen mochte, sie war nicht einmal in der Lage zu sagen, ob der Weg aufwärts führte oder in die Tiefe hinabging. In dieser zwielichtigen Landschaft verloren solche Begriffe ihre Brauchbarkeit. Nur eines wusste sie von der Bestimmung dieses Ausflugs. Coerl O'Marn hatte es gesagt: Es ging zu Drudin.
    Nyala erschauerte bei der bloßen Nennung des Namens. Weder Coerl O'Marn noch Herzog Krude hatten den Obersten Priester der Caer jemals gesehen, wohl aber hatten sie mit ihm gesprochen.
    Die Folgen dieser Unterredung hatte Nyala sehen können. Sie lagen auch jetzt offen vor ihr: Beide Männer hatten ihren freien Willen verloren. Widerspruch gegen Drudin oder die Caer schien den beiden sinnlos.
    Nyala erinnerte sich, wie ihr Vater ihr noch im Kerker erklärt hatte, dass er nicht mehr an eine echte Möglichkeit glaube, die Schattenmächte bezwingen zu können. Wozu noch streiten, wenn das Ende des Kampfes vorhersehbar eine Niederlage sein musste?
    Weiter ging der Marsch durch das schweigende Gianton.
    Dann öffnete sich ein Tor, dahinter erstreckte sich ein langer Gang, am Ende ein neues Tor.
    Auch diese Pforte wurde geöffnet. Ein Saal tat sich auf.
    Es war der größte Raum, den Nyala bis zu diesem Augenblick in Gianton zu Gesicht bekommen hatte, und er gefiel ihr überhaupt nicht.
    Auch in der Halle herrschte das gedämpfte graue Licht, in dem nichts recht erkennbar war. An den hohen Wänden der Halle gab es etliche Nischen, Stege dazwischen, Vorsprünge und Podeste. Auf jeder dieser freien Flächen stand ein Caer-Priester, den Körper seltsam, erschreckend verrenkt. Sie schienen in diesen Haltungen gleichsam eingefroren für die Ewigkeit.
    Nyala schmiegte sich an ihren Vater, aber Herzog Krude dachte nicht daran, den Arm um seine zitternde Tochter zu legen. Er
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