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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe
Autoren: Susan Hastings
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Thoralf. Doch er blieb vorsichtig.
    Zielstrebig kam der Zug auf Skollhaugen zu.
    »Die wollen uns tatsächlich besuchen.« Augenblicklich wurde es auf dem Hof unruhig. Noch war Skollhaugen eine große Baustelle, auch wenn das Haupthaus, die Ställe, die Vorratshäuser und die Schmiede wieder errichtet worden waren. Thoralf hatte vieles größer und schöner bauen lassen. Zudem hatte er einige Gebäude anders angeordnet. Und er hatte eine Überraschung für Viviane, die er ihr aber noch nicht verraten wollte. Viviane schlief derzeit mit Astrid und seinen Schwestern in einem kleinen Gebäude, das später einmal für das Gesinde vorgesehen war, wenn sie wieder mehr Gesinde haben würden. So konnte er ungestört weiter am Haupthaus arbeiten. Dass er jetzt hohen Besuch erhielt, kam ihm ungelegen. Die Halle war noch nicht fertig. Doch er musste sich beeilen, denn die Hochzeit mit Viviane war zur Sommersonnenwende angesetzt. Es sollte doch alles wunderschön für sie sein!
    »Öffnet das Tor«, befahl er und begab sich hinunter in den Hof. Dann schritt er hoheitsvoll durch das Tor, um die Gäste zu begrüßen. Die vielen bewaffneten Männer bereiteten ihm Unbehagen. Er ließ es sich jedoch nicht anmerken.
    Ein auffällig gut gekleideter Mann führte den Zug an. Sein Pferd trug eine Decke mit dem Zeichen des Königs. Die beiden Fahnenträger ritten zur Seite. Der Anführer, ein Mann mittleren Alters mit sonnengegerbtem Gesicht und mehreren Narben darin, neigte grüßend den Kopf.
    »Ich bin Håkon, Gesandter des Königs Olav Tryggvason. Ich überbringe die Grüße des Königs und einen Befehl. Bist du der Herr auf Skollhaugen?«
    »Jawohl, ich bin Thoralf Björgolfsson, Jarl auf Skollhaugen. Und dies sind meine Mutter Astrid und meine Schwestern …«
    »Ja, ja, ist schon gut«, unterbrach ihn Håkon. »Willst du deine Gäste nicht einlassen? Wir haben eine lange Reise hinter uns und sind hungrig, durstig und müde.«
    »Gern gewähre ich Euch Gastlichkeit, Gesandter des Königs. Allerdings müsst Ihr mit einigen Einschränkungen vorliebnehmen. Skollhaugen wird derzeit wieder aufgebaut.«
    Håkon hob die Augenbrauen. »So? Ist es abgebrannt?« Er stieß mit dem Fuß gegen einen verkohlten Stamm, der noch auf dem Hof lag.
    »So ist es. Allerdings sind wir mit dem Aufbau weit fortgeschritten. Tretet ein und seid mein Gast.« Er winkte Truud, sofort mit den Arbeiten zu beginnen. Es musste geschlachtet, gekocht, gebraten und gebacken werden. Einige Fässer Met hatten sie aus Ragnvalds Vorratshäusern retten können.
    Håkon blickte sich neugierig um. »Für so eine große Burg gibt es recht wenige Leute hier«, wunderte er sich. »Wie viele sind es denn?«
    »Drei Mägde, ein Knecht und einundvierzig freie Männer.«
    »Drei Mägde und ein Knecht? Wie wird denn alles bewirtschaftet?«
    »Die freien Männer arbeiten«, erwiderte Thoralf. »Die anderen sind bei … bei einem Brand ums Leben gekommen.«
    »Nun ja, Hauptsache, es war keine Krankheit.« Vorsichtshalber hob er seinen Umhang etwas an, als befürchte er, sich allein durch die Berührung des Bodens anzustecken.
    Die Halle war noch nicht ganz fertig. Schnell hatten die Schwestern und Astrid einige Felle über die Bänke geworfen.
    »Leider ahnten wir nichts von Eurem Besuch, sonst hätten wir uns selbstverständlich vorbereitet«, sagte Astrid mit einem entschuldigenden Lächeln zu Håkon.
    Håkon wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dem kurzen Frühling war ein heißer und trockener Sommer gefolgt. Einige Männer begleiteten ihn in die Halle, die meisten aber ließen sich draußen auf dem Hof nieder, ohne ihre Waffen abzulegen. Der alte Arnulf hatte zu tun, alle Pferde zu versorgen.
    Viviane war in der Hütte geblieben. Dort hatte Thoralf einen großen Webstuhl aufbauen lassen. Viviane saß täglich daran und webte einen neuen Mantel für ihn. Da sie auch ihre Schafe zurückbekommen hatten, konnten sie Wolle gewinnen. Die kleine Raudaborsti half Viviane, die Wolle zu zupfen, zu spinnen und zu färben. Die Spule mit dem grünen Faden hielt Viviane verwahrt. Noch einmal durfte damit nichts passieren.
    Als die Gäste den Hof betraten, blickte sie nur aus der Tür. Sie hatte keine Ahnung, wer das war und was sie hier wollten, doch Neugier durfte sie nicht zeigen. Im Gegensatz zu ihr wuselte Raudaborsti im Mittelraum herum und hielt Augen und Ohren offen.
    »Ein Gesandter des Königs«, flüsterte sie, als sie mit einer Schale Sauergemüse an der Hütte vorbei ins
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