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1478 - Tiefsee-Schrecken

1478 - Tiefsee-Schrecken

Titel: 1478 - Tiefsee-Schrecken
Autoren: Jason Dark
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Orson Keene gehörte zu den Menschen, die gern an den Strand gingen, weil sie ihn einfach liebten. Tag für Tag, bei Wind und Wetter.
    Dabei war er froh, nicht in den südlichen Ländern zu leben, denn hier an der Nordsee erlebte er die wahre Natur. Nicht immer nur die Hitze, nicht nur Sonnenschein, der einem Menschen das Gehirn aus dem Kopf brennen konnte, im Norden gab es noch die typischen vier Jahreszeiten, die für Orson Keene einfach zum Leben gehörten.
    Dieser Wechsel musste sein. Sonne, Regen, auch Sturm, aber keine Tornados oder Hurrikans, wie sie andere Kontinente erlebten.
    Das Meer war für den sechzigjährigen Orson Keene Freund und Feind zugleich. Allerdings mehr Freund, denn er konnte stundenlang am Strand sitzen und über das Wasser schauen, wobei er seinen Gedanken nachhing und sich mit der Vergangenheit beschäftigte, als seine Frau noch gelebt hatte, die leider vor zwei Jahren verstorben war.
    Sie war oft mit ihm gegangen. Gemeinsam hatten sie am Meer gesessen und über Probleme gesprochen. Hier hatten sie ihre Streitigkeiten beendet, wenn es mal welche gegeben hatte, aber sie hatten hier auch manche Party mit Freunden und Bekannten gefeiert.
    All das gab es nicht mehr. Nur der Gang zum Strand war geblieben, und den ließ sich Orson Keene nicht nehmen.
    So auch an diesem Morgen.
    Die achte Stunde des Tages war angebrochen, als Keene seinen Wagen vor den Dünen parkte und sich auf den Weg machte.
    Den Weg hätte er auch als Blinder gefunden. Eigentlich hätten seine Füße schon einen eigenen Pfad hinterlassen müssen, aber der stetig wehende Wind schaffte es immer wieder, die Spuren zuzudecken.
    Diese Morgenstunden waren ihm am liebsten. In dieser Zeit hielten sich nur wenige Menschen am Strand auf. Die Urlauber waren in der Regel schon gefahren, denn der September konnte hier an der Küste manchmal sehr kalt werden, und das war nichts für Menschen, die die Sonne liebten und sich erholen wollten.
    Auch das Wetter an diesem Tag war nicht besonders. Der Wind war kühl, er schaufelte aus westlicher Richtung Wolken heran. Er wühlte den Sand manchmal auf und ließ ihn über den Boden rinnen.
    Das Wasser zeigte sich ebenfalls wenig friedlich. Die Wellen wirkten aggressiv, als wären sie sauer darüber, nicht mehr weiterfließen zu können.
    Der weite, hohe Himmel schien geschrumpft zu sein, da die Wolken eine dichte Schicht bildeten, die nur hin und wieder Lücken aufwies.
    Orson Keene hatte den Dünenhang erklettert. Von hier aus hatte er den ersten Blick aufs Meer.
    Wie immer empfand er die Wellen als ein wahres Wunder. Er konnte sich am Bild dieser wogenden See nichts satt sehen. Für ihn bestand das Meer nicht nur aus einem schlichten Grau. Es war in viele Farben getaucht, die er so mochte.
    In der Ferne sah er die Konturen eines Schiffes. Es war eine der Fähren, die Dundee anliefen. Wie ein Riese bewegte sie sich schaukelnd über die Wellen hinweg.
    Er lächelte. Wie fast immer wehte der Wind aus Richtung Westen und gegen seinen Rücken. Er hörte das Geräusch in seinen Ohren.
    Er sah den Vögeln zu, die sich treiben ließen, und manche von ihnen standen in der Luft.
    Vor ihm lag der Strand. Ein leerer Strand, denn um diese Zeit war kein Spaziergänger unterwegs, der nach Muscheln oder nach angeschwemmtem Treibgut Ausschau gehalten hätte.
    Auf der hellen Sandfläche sah er an verschiedenen Stellen die dunklen Inseln, und Keene wusste, dass es sich dabei um getrockneten Tang handelte, der irgendwann wieder ins Meer zurückgeholt wurde, wenn die ersten Herbststürme über das Land fegten.
    Noch hielten sich die Winde zurück. Es würde nun nicht mehr lange dauern, bis sie zuschlugen, und dann machte es Keene erst richtig Spaß, seine Strecken zu gehen. Den Wind im Gesicht zu spüren war etwas Feines, und er freute sich schon darauf.
    Im lockeren Tempo lief er den Dünenhang hinab seinem eigentlichen Ziel entgegen. Bereits nach einigen Schritten hörte der Grasbewuchs unter seinen Füßen auf und er stapfte durch den Sand.
    Das Wasser schäumte auf ihn zu. Die großen Wellen sahen aus, als wollten sie nicht anhalten, aber sie mussten ihren eigenen Gesetzen gehorchen und hinterließen die feuchten Zonen auf dem Sand, der dort zusammengebacken war und ein fast normales Gehen ermöglichte.
    Orson Kenne hatte seine Strecke genau abgemessen. Er ging in südliche Richtung, bis er einen bestimmten Punkt erreicht hatte. Das war die Stelle, an der früher eine alte Bude gestanden hatte. Ein kleines
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