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Das Paradies auf Erden

Das Paradies auf Erden

Titel: Das Paradies auf Erden
Autoren: Betty Neels
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1. KAPITEL
    Claudia reckte sich, nahm den nächsten Bücherstapel vom Regal und legte ihn auf den Tisch. Eine Staubwolke stieg auf und ließ sie niesen. Wie hatte sie sich nur bereit erklären können, Großonkel Williams Bibliothek abzustauben, anstatt die wenigen freien Wochen nach Herzenslust zu genießen?
    Claudia griff nach dem Staubtuch, nieste wieder und fuhr mit der Arbeit fort.
    Sie war groß und schlank, dabei nicht zu dünn, und hatte ein hübsches Gesicht.
    Ihr leuchtend kupferrotes Haar war locker hochgesteckt und notdürftig mit einem Staubtuch geschützt, das sie mit einem Bindfaden befestigt hatte. Die bunt bedruckte Schürze, die ihre ansprechenden Formen verbarg, war mehrere Nummern zu groß, auf ihrer Wange befand sich eine schwarze Dreckspur, und ihre Nase glänzte. Trotzdem war ihre Schönheit nicht zu übersehen, und der Mann, der sie von der halb offenen Tür her beobachtete, lächelte wohlgefällig, ehe er sich höflich räusperte.
    Claudia blickte über die Schulter zu ihm hinüber. Es bestand kein Grund, nervös zu werden. Seine diskrete Eleganz verriet Selbstvertrauen und wirkte dadurch beruhigend. Er war ungewöhnlich groß und kräftig gebaut. Die Jugend lag hinter ihm, aber sein gut geschnittenes Gesicht konnte im Alter nur gewinnen. Das mittelbraune Haar begann sich an einigen Stellen zu lichten.
    Claudia schätzte ihn auf Ende dreißig und fragte sich, wer er sein mochte.
    “Möchten Sie zu Onkel William oder zu meiner Mutter? Dann haben Sie die falsche Tür erwischt, aber das konnten Sie natürlich nicht wissen.” Claudia lächelte, um keine Verlegenheit aufkommen zu lassen.
    Der Mann wirkte keineswegs verlegen. “Ich möchte zu Colonel Ramsay”, erklärte er und rümpfte seine charaktervolle Nase. Sollten Sie nicht ein Fenster öffnen? Der Staub … “
    “Oh, die Fenster lassen sich nicht öffnen. Sie sind uralt … so alt wie das ganze Haus. Was wünschen sie von Colonel Ramsay?” Der Mann betrachtete Claudia und ließ sich mit der Antwort Zeit. “Er hat mich gebeten vorbeizukommen.”
    “Mit anderen Worten … es geht mich nichts an.” Claudia schlug zwei schwere Lederbände zusammen und erzeugte dadurch eine neue Staubwolke. “Gehen Sie denselben Weg zurück, und klingeln Sie an der Vordertür. Tombs wird Ihnen öffnen.”
    Sie nickte abschließend und wandte sich wieder den Büchern zu.
    Wahrscheinlich hatte Großonkel Williams Anwalt den Mann hergeschickt. “Ich mag ihn nicht besonders”, sagte sie in die Stille hinein.
    Andererseits musste sie zugeben, dass sie gern mehr über ihn gewusst hätte.
    Eine halbe Stunde später machte sie sich - mit gewaschenen Händen und ohne Staubtuch auf dem Kopf - auf den Weg in die Küche, um Kaffee zu trinken.
    Das Haus war groß und baufällig und jetzt, zu Beginn des Winters, kaum heizbar. Der einzige gemütliche Raum war die Küche, die von einem großen Herd erwärmt wurde. Hier tranken Claudia und ihre Mutter morgens auch Kaffee, zusammen mit der Wirtschafterin Mrs. Pratt, dein Hausmädchen Jenny und natürlich Tombs, der Claudia so alt wie das Haus erschien - wenn nicht sogar älter.
    Wenn Besucher kamen thronte Mrs. Ramsay halb erfroren im Wohnzimmer und servierte den Kaffee in echtem Sevresporzellan. In der Küche hatte jeder seinen Lieblingsbecher, aber trotz dieser demokratischen Lockerung hätte niemand gewagt, einen Tropfen zu trinken, ehe Mrs. Ramsay nicht am Kopfende des großen Tischs Platz genommen und ihren eigenen Becher an die Lippen gesetzt hatte.
    Als Claudia mit dem Neufundländer Rob in die Küche gestürmt kam, hatte Mrs. Ramsay bereits ihren Platz eingenommen. Neben ihr saß der fremde Besucher, so natürlich und locker, als wäre er hier zu Hause. Sobald er Claudia erkannte, stand er auf, und Tombs folgte seinem Beispiel.
    Claudia blieb auf halbem Weg stehen und sah ihre Mutter fragend an.
    „Ich weiß, Liebes”, erklärte Mrs. Ramsay, “wir sollten im Wohnzimmer sitzen, aber in dem verstopften Kamin lässt sich kein Feuer anmachen, und Dr. Tait-Bullen mag Küchen.”
    Sie lächelte in die Runde und erntete allgemeine Zustimmung. Nur der Doktor schwieg belustigt.
    “Setz dich, und trink deinen Kaffee”, fuhr Mrs. Ramsay fort. Dr. Tait-Bullen hat Onkel William untersucht. Lieber Doktor … meine Tochter Claudia.”
    Claudia neigte den Kopf und sagte frostig: “Guten Tag.” Der Doktor hätte sich zu erkennen geben können’ anstatt sie einfach stehen zu lassen. “Onkel William ist doch nicht
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