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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
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herrschen kann – das wir trotz all unserer Mühe nicht emporbringen können?«
    »Was sagt Ihr, Mann von Amballa?«
    »Reiten wir ihnen nach«, erwiderte Trebor sofort. »Entweder wir holen sie zurück, oder sie stirbt – in beiden Fällen sind wir gesichert.«
    »Unehrenhaft! Den Tod von ihr herbeizuführen, der zu folgen wir geschworen haben! Nein –« Aber der mit dem Narbengesicht sah Trebor plötzlich an. Er schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Aber wenn dieser Amballaner, der keinen Eid geschworen hat –«
    Ein eifriger Chor der Zustimmung wurde laut.
    »Haltet Ihr mich für einen Dummkopf? Ein Mann gegen acht oder neun –«
    »Ah, aber sie sind Eure Landsleute. Vielleicht könnt Ihr sie betrügen. Außerdem«, fügte er aufgebracht hinzu, »wenn Ihr nur den Witz und das Herz gehabt hättet, unseren Vorschlag von gestern abend anzunehmen, wäre das alles nicht geschehen.«
    Trebor fuhr wütend auf, die Hand am Schwert.
    »Ihr kotzbärtigen Bauern, bemüht, mich zu binden, ob ich will oder nicht – das war alles eure Schuld! Denkt ihr, diese verdammten Schinsche haben sie euch unter den schlafenden Nasen weggestohlen ? Nein, sie ist im Zorn über eure heimlichen Methoden hingegangen und hat sich ihnen selbst überantwortet; wie sonst könnten sie gewußt haben, wo wir waren?«
    Es wurde still, und sie sahen einander an. Sie gaben es stillschweigend zu, wie Trebor es an ihren Mienen und unbeherrschten Emanationen leicht ablesen konnte. Die Prinzessin hatte sich unter den Zügeln schon lange aufgebäumt.
    Der Dicke begann zu sprechen: »Um Amballa von hier direkt zu erreichen, muß man die Schimmernden Schuns durchqueren. Vielleicht kann der Kommandeur-Erbe die Dunliner dazu überreden, ihn zu unterstützen. Wie Ozzyman sagte, Euer Vater hat Euch Verbündete gewonnen, von denen Ihr nichts wißt.«
    Trebor verzog verächtlich den Mund, aber der Narbengesichtige sagte scharf: »Wenn wir in Linllallal festgenommen und gefoltert werden, behaupten wir, daß Ihr den Vorschlag angenommen und gestern abend unsere Prinzessin geheiratet habt. Wer würde je einen Mann achten, der nicht einmal in seiner Hochzeitsnacht den Entführern seiner Frau nachreitet?«
    Diese Drohung traf Trebor tiefer, als er es zugeben wollte; die Männer von Amballa waren auf ihre Männlichkeit tödlich stolz.
    »Wir geben Euch zwei Ersatz-Schanschids«, sagte der mit dem Narbengesicht, der seine Empfindungen wahrgenommen hatte. »Schickt sie an dieselbe Adresse wie zuvor, aber im Wechselcode, wenn Ihr sie zurückgeholt habt. Und wir schärfen Euch streng ein, nichts zu tun, was das Leben der Prinzessin gefährdet.« Aber das war eine Formalität, um sein Gewissen zu salvieren: Sie arbeitete mit den Murrtoniern zusammen; es mochte sein, daß er sie würde töten müssen.
    Die kalte Mattheit des Silbermondes erwärmte sich in Rosenwein. Die erste Röte der Morgendämmerung schien an den Kristallwänden auf allen Seiten aufzuglühen. Das Grün des Friedhofs auf der einen Seite war im Gegensatz dazu fast schwarz. Trebor machte seine Reittiere in einer Schale von rosen-violettem Licht unmittelbar neben dem Friedhof bereit. Zwei befestigte er mit Schleppseilen am Sattel hinter sich, er riß wild an den Stricken und murmelte Unnötiges vor sich hin.
    Auf der anderen Seite dieses Platzes stand eine einstmals riesige Statue, die trotz ihres edelsteinharten Materials jetzt zu nicht mehr als Mannsgröße verwittert war. Sie hatte einmal den größten Krieger, den größten General seiner Zeit dargestellt. Sie funkelte durch den rosen-violetten Nebel zwischen ihnen, als billige sie diese verzweifelte Unternehmung oder mißbillige die weibische Schönheit, die sie umgab.
    Ein Mann der damaligen Zeit hätte den Mann in der verwitterten Statue augenblicklich erkannt. Nicht umsonst hatten spätere Geschichtsschreiber ihn »Absolutum« getauft. Er hatte einen riesigen gebrochenen Zinken von Nase besessen, auf den er in obskurer Weise stolz gewesen war. Die Statue war jedoch zu einer Zeit errichtet worden, in der die Menschen die nackte Wahrheit für obszön gehalten hatten, sie deshalb lieber verbargen in perlweißem Dunst, so daß sie retuschiert worden war, aber irgendeine Laune der Verwitterung hatte das absurde Ungetüm wieder hervortreten lassen. Weder Mann noch Statue noch Trebor wurden bewegt von der Schönheit der Alten Stadt, die zärtlich herabblickte, oder dem Gedanken, daß diese Stadt von Menschen der legendären Stadt des Wundersamen
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