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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
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konnte. Die Pramantiner des Aufbruchs hatten erklärt, es sei im Stil des Ersten Irenischen Reiches gehalten, was eine Nachahmung der Stile der Überreste aus dem Sonnenreich in den großen, alten Tagen des Aufbruchs, der Älteren Welten, des Zeitalters der Gnade war. Trebor hatte beobachtet, daß es in einem Grad abgenutzt wurde, der ein Alter von mehr als zehntausend Jahren überaus unwahrscheinlich erscheinen ließ, weniger als das seit dem Dritten Imperium; aber die Klinge konnte natürlich zehnmal so lange in irgendeiner alten Ruine gelegen haben.
    Der sich schnell bewegende Silbermond, im Morgengrauen hervorgebracht, war aufgestiegen und warf jetzt kaltes Licht auf die Alte Stadt. Hier war es gemildert zu Rosenfarbe und blassestem Rosa, im Einschnitt der Gasse vertiefte es sich zu blutrot-schwarzer Düsternis. Trebor zwängte sich an Linllallalanern vorbei und griff mit Sprung und Stoß an, parierte, hieb Funken aus einer feindlichen Klinge. Die Linllallaner sprangen ihm nur zögernd bei, und zwei von den Gegnern taten sich gegen Trebor zusammen und trieben ihn an die Seitenmauer zurück.
    Das entblößte ihre Flanken jedoch den Kurzschwertern der Linllallalaner, und sie wichen gerade noch zur rechten Zeit. Trebor hätte sie, da ihm Platz für die Beinarbeit fehlte, nicht lange hinhalten können. Nun sprang er wieder zum Angriff vor, als sie vor den Linllallalanern zurückwichen, und durchbohrte beinahe einen von ihnen.
    Das reichte ihnen. Einer der Reittierhalter drängte vor, während die anderen zurückwichen. Er deutete über ihre Schultern. Trebor warf sich hin, einen Augenblick, bevor die Nacht in der Gasse von einer blau-gelben Flamme und einem Knall zerrissen wurde, als klatsche man an den Ohren eines Mannes die Hände zusammen. Ein schwächerer Knall, und über ihnen ein langgezogenes Heulen. Die Linllallalaner traten den Rückzug an, nicht schreiend, Wachsamkeit, aber keine abergläubische Furcht ausstrahlend.
    Trebor blieb liegen, Schauer am Rücken, aber unter strenger Kontrolle. Gewiß besaßen sie noch einen Zauberstab, oder einen mit zwei Röhren. Wenn die Murrtonier ihn in der Dunkelheit erkannten, würden sie alles riskieren, um ihn zu töten. Aber der andere Donnerball wurde für den Extremfall aufgespart, und als die Schwertkämpfer ächzend aufstiegen und ihre Tiere brummten, huschte Trebor zur Gasse hinaus.
    Es gab nichts, was sie tun konnten, außer hilflos dabeizustehen, als ihre Gegner davonritten.
    Sie versammelten sich im Friedhof unter dem Silbermond. Inmitten der unbekannten Grabstätten vergessener Menschen, die ihre hellen, gehetzten kleinen »Jetzt«-Zeitalter verlebt hatten, bevor dieses »Jetzt« und seine hellen, gehetzten kleinen Menschen geboren worden waren, stritten sie sich. Die Linllallalaner waren wütend und schrien einander Befehle zu Verwünschungen zu. Niemand war verwundet, und das schien sie noch mehr aufzubringen.
    »Sie sind mit ihr westwärts geflohen«, kam die Meldung.
    »Nun?« fauchte ein Adliger mit Narben im Gesicht seine Begleiter an. »Was tun wir jetzt?«
    »Ihnen nach, ihnen nach!« rief einer. »Tötet sie und holt die Prinzessin zurück!«
    »Und wenn man sie niedermacht?«
    Ein unbehagliches Schweigen.
    »Ich sage, mit Gewalt können wir sie nicht befreien«, erklärte der mit dem Narbengesicht. »Was schert diese Amballaner einer von uns? Wir können sie auch nicht auslösen. Vielleicht vermögen wir sie mit List zurückzuholen. Aber am wahrscheinlichsten ist, daß sie unser Bündnis mit den Vorbeugern und unsere Absicht, sie mit dem Kommandeur-Erben zu verheiraten, publik machen.«
    Wieder Schweigen, und ein paar warfen Seitenblicke auf Trebor. Es war für sie alle ausgesprochen unangenehm. Wenn das verbreitet werden sollte – war das Hochverrat. Sie würden alle zu Tode gefoltert werden.
    Einer der niedrigeren Adligen räusperte sich.
    »Diese Murrtonier sind Amballaner. Ihre eigenen Feinde sind ihnen gewiß von größerer Bedeutung. Sie werden die Prinzessin über ihre Genossen in Linllallal nicht zu streng ausfragen. Wenn sie es nicht tun, wer will sagen, wer wir sind? Das heißt, wenn wir sofort nach Hause zurückkehren, damit niemand behaupten kann, wir wären abwesend gewesen, als die Prinzessin entführt wurde.«
    »Unehrenhaft«, murmelte jemand.
    »Vion ist tot«, sagte ein dicker Edelmann nervös. »Seine Tochter ist nur ein Mädchen. Welche Ehre bringt der Kampf für ein Mädchen, das uns im Kampf nicht führen, das nicht über uns
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