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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
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lassen. Später können wir über Einzelheiten, Wege und Mittel sprechen. Und Cire wird uns am Morgen trauen.«
    Trebor behielt die Starrheit bei und sagte: »An welche Einzelheiten, Wege und Mittel denkt ihr? Denn so, wie es steht, kann meine Partei Eurer Clique keine Hilfe bieten, noch Ihr der meinen.«
    Viani glitt an seinem hingelagerten Körper entlang und beugte sich herab, um ihre Worte in sein Gesicht zu hauchen, neben ihm nicht ganz ausgestreckt.
    »Zumindest für uns gibt es keine Hoffnung außer der Gewalt. Wir haben unsere unteren leicht aufgereizten und ebenso leicht unterdrückten Klassen. Ihr habt die Euren. Was sagt Ihr?« und sie schob einen Arm um seinen Hals und drückte sich heran.
    Sie hatte keine Chance. Trebor erwiderte trocken: »Eure einzigartige Methode des Heiratens ist gut, aber sie hängt allein von der Fähigkeit der Beteiligten ab, einander zu ertragen – was Ihr vorschlagt, ist keine bloße Formalverbindung, sondern eine funktionierende Partnerschaft.«
    »Ach, das bringt keine Schwierigkeiten«, sagte sie. Ihre Lippen streiften sein Ohr, aber sie hielt ihr Denken starr verschlossen. »Als ich Euch das erste Mal sah, wußte ich, daß es für uns keine bloße Formalverbindung geben kann, wenn Ihr mich nur ertragen könntet. Es war lange meine Furcht, daß ich einem meiner eigenen Stadt und Stellung angetraut werde, um die Tage soviel wie eingesperrt zu verbringen. Lieber eines Bauern Frau!«
    Entweder verriet ihn seine mangelnde Reaktion, oder seine geistige Kontrolle setzte für einen Augenblick aus und ließ sie seine ironische Stimmung erkennen. Wenn sie ihr Gemüt geöffnet und ihn mit ihrem Begehren überflutet hätte, wie bei einer Verführerin das ganz natürlich gewesen wäre, hätte sie durchaus Erfolg haben können – und am Morgen wäre er verheiratet gewesen. Sie hatte viele Zeugen, er keine.
    Aber sie hielt ihre Gedanken vorsichtig vor ihm verschlossen, bis sie seine Gefühle begriff. Dann durchflutete sie Zorn; er spürte, wie sie erstarrte, spürte das heiße Gewirbel ihres Zornes. Sie verlor für einen Augenblick ihre Beherrschung und schlug sogar zu. In diesem Augenblick verlorener Kontrolle, während er den Kopf von ihrer Faust wegriß, fühlte er ihren Zorn darüber, daß sie sich etwas vorgemacht hatte, ihren Zorn auf ihn, weil er sie getäuscht hatte, und echte Trauer und eine Empfindung des Verlustes, die ihn erstaunten. Es war nicht so sehr das Begehren nach seinem Körper, das sie bewegte, dachte er, als ein mächtiger Wunsch, sich in Gleichheit einem Mann hinzugeben, neben dem sie marschieren und kämpfen konnte. Sie fuhr hoch und verschwand.
    Sein Kopf dröhnte von ihrer Wut; er konnte sich nicht erinnern, ob sie laut aufgeschrien hatte oder nicht. Er stand vorsichtig auf und zog sein Schwert, aber niemand kam. Nach einer Weile legte er sich angespannt wieder hin. Würden sie bei ihrer frechen Behauptung bleiben und ihn zur Heirat zwingen? Er verfluchte seine Dummheit, sich in ihre Gewalt begeben zu haben.
    Die Zeit verging. Trebor sprang auf, das Schwert in der Hand, als er Geschrei und Laufschritt hörte. Licht schimmerte, wurde heller; man trug es im Sturmschritt auf ihn zu. Ein Adliger aus Linllallal stürzte um eine Ecke, die magische Leuchte in der Hand, und schrie Trebors Namen.
    »Was wollt Ihr?«
    »Eure verfluchten Wie-nennt-Ihr-sie aus Amballa haben die Prinzessin entführt! Kommt schnell!«
    Zorn und Enttäuschung strömten aus seinem Gemüt. Trebor zog sich hastig an, schlüpfte in die Reitstiefel und lief hinter dem Licht her. Als sie in den Friedhof stürmten, übertönten Gedankenrufe an Schanschids, Schreie und Gebrüll, das Trampeln von Stiefeln fast das ferne Stolpern von Schritten. In der Nähe klangen Rufe auf, Stahl klirrte, und die Linllallalaner rannten hinüber, um auf die Amballaner einzuhauen.
    Drei Männer hielten eine enge Straßenmündung, geschickte Fechter. Andere hinter ihnen hielten Schanschids fest. Die Linllallalaner trugen ziemlich kurze, breite Schwerter; bei ihnen wurde zumeist mit der Klinge geschlagen. Trebor zwängte sich vorbei, sein eigenes langes, schmales Schwert in der Hand.
    Dieses Schwert bestand aus einem Metall, das nie verwitterte, das so hart war, daß bei jedem Schleifen ein ganzer Großstein verbraucht wurde, was nicht jede Lebensspanne einmal vorkam. Es besaß einen breiten Knauf und ein breites Stichblatt, aber die Klinge davor war nicht so breit wie Trebors Kleinfinger, obwohl keiner sie zerbrechen
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