Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
Vom Netzwerk:
Lichts selbst entworfen worden war und nur von ihnen stammen konnte.
    Als Trebor fertig war, ritt er ohne einen Blick nach hinten davon, zu aufgebracht, um die schwimmenden Veränderungen von Farbe und Licht um sich herum wahrzunehmen. Er bewegte sich durch das Herz eines Juwels, einer Blume, jetzt durch die rosen-violette Schale des Platzes, nun eine rauchig-blutrote Promenade entlang, dann durch einen zartrosa Park, wo die Wirkung bewegten Lichts und seiner Farben unbeeinflußt blieb von der kümmerlichen Vegetation, die hier zwischen unbehauenen Granit-Pflastersteinen, gelegt von Nomaden, hervorguckte oder dort sich durch Sand empormühte, den zahllose Winde und Stürme in alte Parks verweht hatten. Während des Reitens marschierten am Stadtbild Gebäude weiter von ihm davon; zwischen wabernden, schlanken Türmen gleich Bäumen tauchten Kuppeln auf.
    Nun war er von einem Gleißen rosig-weißen Lichts von irgendeiner breiten, gewölbten Fassade über eine freie Fläche hinweg beleuchtet; dann umschloß und umhüllte ihn kühle, blutrote Düsternis. So viel rotes Licht hätte schmerzende Augen und blau-grüne Nachbilder erzeugen sollen, aber dem war nicht so. Die Schatten und Unterbauten waren im Gegensatz dazu samtig-purpurn; eine beruhigende Zusammenstellung. Und die Oberflächen von Straßen und offenen Flächen waren, wie in der alten Zeit, in kontrastierenden Farben gehalten.
    Einmal erregte eine umgestürzte Säule Trebors Aufmerksamkeit; er schaute sich um, sah die bekannten Schiefen Türme, die seit dem Morgengrauen Anbruch schief dastanden, aber, so behaupteten die Sennarener des Eldric-Mysteriums, bis zum Ende nicht umstürzen würden. Hier in der Umgebung waren die Mauern milchig von den Spuren der Zeitalter; windverwehter Sand und zahllose Fröste hatten dieses diamantartige Material zerschürft, einen satten Nebel über seine leuchtende Oberfläche gelegt.
    Trebor brütete nicht über Rhodroras Alter oder Untergang nach, sondern über seine eigenen Fehler, und schwor sich, daß er, sollte er die lockere Prinzessin aus Linllallal einholen, sie als erstes tüchtig verprügeln würde.
    Am Westrand der Anhöhe, auf der Rhodrora stand, blieb er stehen, um das Feld aus goldenem Nebel mit seinem magischen Auge abzusuchen. Schon verkürzte sich Rhodroras purpurner Schatten, und der goldene Nebel verblaßte zu Silber. Durch ihn sah man Gebüsch, höher, aber nicht von so üppigem Grün wie in der Stadt; hier im Hochland war die Jahreszeit schon zur hohen Trockenheit fortgeschritten. Von Vianis Entführern keine Spur.
    Grimmig trieb Trebor seine Reittiere an, und die großen, gehorsamen Tiere rollten auf seine lautlosen Befehle hin willig voran. Unter ihren weichen Füßen puffte Staub empor. Wenigstens war es nur Staub. Dreimal tausend tausend Jahre hatte die Alte Stadt das Salz des Schelfs abgebaut, bis es auf Hunderte von Meilen nördlich und südlich geläutert war.
    Hinter ihm leuchtete Rhodrora brütend in der Sonne, ein Juwel, eine Blume, eine blasse Flamme, eine Königskrone in Rosa und Purpur. Sie achtete auf sein Fortgehen nicht. Welche Lieder hatte er dort gesungen, welche Taten dort getan, um eine Spur an Mauern und Türmen zu hinterlassen, die von den flüchtigen Jahren der Zeit so wenig berührt waren? Wie konnte er hoffen, auf eine Stadt zu wirken, die den unsterblichen Ruhm ihrer Erbauer und jener Großen überlebt hatte, die danach gekommen waren, immer und immer und immer wieder? Sie war viel zu alt, um von einem so kleinen Insekt wie einem Menschen berührt zu werden.
    Aber mit all ihrem Alter und ihrer Schönheit hatte auch sie ihn nicht verändert.
     

 
    2
     
    Alte, vertrocknete Gebeine
     
    Das Land fiel vor Trebor ab wie der Rand der Welt. Unter seinen Füßen, so schien es, lag das Tiefland von Iréné eine Meile darunter. Nicht der mächtigste Bogenschütze mit dem stärksten Bogen hätte einen Pfeil in die wirren Vorberge am Grund der Hochland-Steilwand schießen können; so steil war sie und so hoch, daß sie vertikal wirkte. Tiefländer wie Iréné bedecken drei Viertel von Aera.
    Hinter ihm lag Rhodrora, ein Edelstein von leuchtendem Rosé, gerade unter dem Überhang der purpurnen Berge dahinter. Bis auf das Schelf lag nichts als dörrender Tod hinter ihm; die Hochländer waren die trockensten aller Wüsten und brachten nichts hervor als gewaltige Staubstürme. Das Leben existierte allein in den Tiefländern.
    Iréné schien nicht zu lächeln. Vor ihm lag die glitzernde Salz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher