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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten
Autoren: Delfried Kaufmann
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Natürlich lief seit Wochen eine Fahndung nach John Morgan. Wir wußten ja, wie er aussah, wie alt, wie groß und wie breit er war. Ich kümmerte mich nicht um diese Fahndung. Dafür haben wir eine eigene Abteilung. Nur solange ein Fall nicht erledigt ist, hänge ich meine Nase mit in die Fahndung hinein, aber dieser Fall war erledigt.
    Wenn John Morgan gefaßt wurde, dann kam er ohne jeden Umweg vor den Richter.
    Was tut ein G-man, wenn er keinen großen Gangster zu jagen hat? Wenn er Pech hat, schreibt er Berichte. Wenn er etwas weniger Pech hat, jagt er einen kleinen Gangster. Wenn er Glück hat, bekommt er irgendwelche angenehme Sachen zu tun. Mein Freund Phil und ich hatten Glück.
    Die Zentrale in Washington lud zwei Dutzend Beamte von Scotland Yard ein, sich drei Wochen lang unsere Einrichtungen und unsere Arbeitsmethoden anzuschauen.
    Unser Chef, Mr. High, beauftragte Phil und mich, die Kollegen von jenseits des großen Teiches zu führen. Es begann damit, daß wir die vierundzwanzig dunkelgekleideten, Pfeife rauchenden Herren von Kennedy Airport abholten. Es waren nette Leute, aber sie waren so verteufelt zurückhaltend. Alles, was wir ihnen entlocken konnten, war ein »Oh« oder ein »Very interesting«.
    Nach zehn Tagen dieser anstrengenden Tätigkeit, in der wir redeten und unsere Gäste schwiegen, fanden wir, daß wir doch nicht sehr viel Glück gehabt hatten.
    Phil stöhnte an einem Abend, als wir sie in ihrem Hotel abgeliefert hatten:
    »Unglaublich steife Burschen. Kann man ihnen nicht ein wenig Pfeffer in die Hosen streuen?«
    »Wie stellst du dir das vor? So etwas sind Streiche für Jungen zwischen acht und fünfzehn Jahren.«
    »Ich meinte es bildlich. Kann man ihnen nicht einmal ’ne aufregende Sache vorführen, bei der ihnen endlich einmal die Pfeifen aus den Zähnen fallen? Ich wünschte, ich geriete mit ihnen einmal in eine Schießerei mit einer Gang. Ich glaube, so etwas erleben sie nicht im alten England.«
    »Hast du nicht ein paar Freunde in New Yorks Unterwelt, bei denen du einen kleinen Banküberfall bestellen kannst?« sagte ich. »Natürlich nur mit Platzpatronen. Es wäre schrecklich, wenn einer unserer Gäste angekratzt würde. Phil zog ein« achdenkliches Gesicht.
    »Nein«, sagte er dann. »Alle meine Bekannten aus diesem Kreis sind kleine Taschendiebe, Hehler und Betrüger, die nur vor einer Sache noch mehr Angst haben als vor einem G-man: eine Pistole anzufassen.«
    »Wo bekommen wir einen Banküberfall her?« stöhnte ich zum Spaß. »Die Yard-Männer werden nach Hause fahren und erzählen, in New York geschähen weniger Verbrechen als im schottischen Hochland. Unser Ruf steht auf dem Spiel.«
    ***
    An der University-Avenue im Stadtteil Bronx liegt die Fabrik der Torshire-Company, ein Textilu nternehmen, das französische Modellkleider am laufenden Band produziert. Jeden Freitagmorgen um neun Uhr fährt ein Auto der Aible-Gesellschaft vor und bringt das Geld für die Lohnzahlungen.
    Zwei Säcke und eine große Aktentasche werden in das Verwaltungsgebäude getragen, zusammen rund eine Million Dollar.
    Es ist nun nicht so, daß das Geld einfach vom Auto über die Straße getragen wird. So einfach machen es die Leute, die Geld haben, den Leuten, die es gern an sich bringen möchten, nicht. Die Aible-Gesellschaft ist das älteste amerikanische Unternehmen für Geldtransporte, sie hat viel Erfahrungen und ist sehr vorsichtig.
    Das Auto, gesichert und zwei schwerbewaffnete Angestellte der Gesellschaft, die es auf Motorrädern begleiten, fährt durch den Nebeneingang auf den ersten Hof der Torshire Company. Das Gatter wird geschlossen. Nach einer strengen Anordnung darf zu dieser Zeit kein anderer Lastwagen auf dem Hof sein.
    Erst wenn die Begleiter des Transportes von den Motorrädern gestiegen und ihre Pistolen entsichert haben, werden die Türen des Laderaumes von den zwei Angestellten der Aible-Gesellschaft geöffnet, die die Fahrt im Inneren, gewissermaßen auf den Geldsäcken, mitgemacht haben. Diese beiden Männer tragen die Säcke und die Aktentasche über den Hof durch die Hintertür des Verwaltungsgebäudes in den Tresorraum.
    Zehn Minuten später ist die Angelegenheit erledigt. Das Transportauto verläßt den Hof.
    Auf diese Weise wird die Torshire-Company seit zehn Jahren mit Lohngeldern versorgt, ohne daß je ein einziger Dollar in die falschen Hände geraten wäre. Die Gewöhnung brachte es mit sich, daß jeder der Beteiligten die Sicherheitsmaßnahmen für überflüssig
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