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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
Autoren: Mark Billingham
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Prolog
      
    Als der Tank explodiert, verfällt der Wald für ein paar Sekunden in Schockstarre.
    Zumindest hat es den Anschein, als bedürfe es dieser Momente der Stille und Regungslosigkeit nach dem Knall der Explosion, damit alle Vögel und Insekten und kleinen Säugetiere wieder ausatmen können, nachdem sie die Luft angehalten haben. Damit der Wind wieder durch die Bäume streichen kann, obwohl er auch jetzt nicht mehr als ein Flüstern wagt. Selbstverständlich könnte es auch sein, dass es so lange dauert, bis der Nachhall in den Ohren der beiden Männer verklingt, die das brennende Auto betrachten.
    Außerdem hat der Mann im Wagen endlich aufgehört zu schreien.
    Als sie ihn zehn Minuten zuvor zu dem Jaguar gezerrt hatten, hatte der jüngere der beiden Männer dem armen Kerl ein paar Mal ins Gesicht schlagen müssen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Nachdem sie ihn auf dem Beifahrersitz verfrachtet hatten, war er jedoch nicht mehr ruhigzustellen gewesen. Nachdem er die Handschellen und den Benzinkanister gesehen hatte, die im Kofferraum verstaut gewesen waren.
    Nachdem ihm bewusst geworden war, was sie vorhatten.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er so ein Theater machen würde«, sagte der ältere Mann.
    »Sie machen immer ein Theater.« Der jüngere Mann schniefte und lächelte. »Bei diesem Teil bist du normalerweise nicht dabei, oder?«
    »Wenn es sich vermeiden lässt, nicht.« Der ältere Mann vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Barbour-Jacke und blickte nach oben zu den Kronen der Bäume, die sich um die kleine Lichtung drängten. Das Tageslicht begann bereits zu schwinden, und es wurde merklich kälter.
    Der jüngere Mann grinste. »Keine Sorge, gleich wird’s wärmer.« Er öffnete eine Fondtür und verschüttete Benzin im Wagen.
    Der Mann auf dem Vordersitz, der mit Handschellen ans Lenkrad gefesselt war, warf sich vor und zurück. Dabei rasselten die Handschellen an dem Lenkrad aus Walnussholz, und Speichel spritzte auf das Armaturenbrett und an die Windschutzscheibe. Er fing an zu schreien, flehte den Mann mit dem Benzinkanister an aufzuhören. Er sagte ihm, er habe eine Familie, nannte ihm Namen. Er sagte: »Das muss doch nicht sein.« Dann: »Um Himmels willen!«, und: »Bitte …«
    Der ältere Mann zuckte zusammen, als habe er starke Kopfschmerzen, und forderte seinen Komplizen auf, die Tür zuzumachen. Um den verdammten Lärm ein wenig zu dämpfen. Der jüngere Mann kam seiner Aufforderung nach und warf den leeren Benzinkanister wieder in den Kofferraum. Dann ging er zu seinem Auftraggeber und bot ihm eine Zigarette an, die dieser jedoch ablehnte. Er holte ein Zippo-Feuerzeug hervor und zündete sich selbst eine an.
    »Zufrieden?«
    Der Mann in der Barbour-Jacke nickte. »Die Details mussten stimmen. Die Klamotten, weißt du? Der Schmuck und so.«
    Der jüngere Mann nickte in Richtung Auto. »Schade um deine Uhr.«
    Der ältere Mann warf einen Blick nach unten auf die Umrisse einer Armbanduhr, die sich blass auf seiner Barbados-Bräune abzeichneten. »Das sind doch alles nur … Sachen.« Er zuckte mit den Schultern. »Uhren, Autos, was weiß ich. Letzten Endes ist das alles bedeutungslos. Was zählt, ist leben, oder etwa nicht?«
    Der jüngere Mann inhalierte tief und stieß den Rauch anschließend zwischen den Zähnen aus. Er nahm noch zwei weitere schnelle Züge, dann schnippte er den Zigarettenstummel zwischen die Bäume. Sagte: »Und, soll ich die Sache jetzt erledigen?« Er holte noch einmal das Feuerzeug hervor und zog aus seiner anderen Tasche einen Lumpen, den er zusammendrehte, als er zum Wagen zurückging.
    Inzwischen weinte der Mann im Jaguar und schlug mit dem Kopf gegen das Seitenfenster. Seine Stimme klang rau und heiser und war nur so lange zu hören, wie es dauerte, die Tür zu öffnen, das Feuerzeug zu betätigen und den brennenden Lumpen auf die Rückbank zu werfen. Nicht länger als ein paar Sekunden, doch es war deutlich zu verstehen, was er sagte.
    Wieder dieselben Namen. Seine Frau und sein Sohn.
    Dieses Mal an niemand anderen gerichtet als an sich selbst, und er wiederholte sie mit geschlossenen Augen, bis der Rauch sie in seinem Hals erstickte.
    Die beiden Männer wichen zu den Bäumen zurück und beobachteten aus sicherer Entfernung, wie sich das Feuer ausbreitete. Binnen anderthalb Minuten waren die Scheiben geplatzt, und die Gestalt auf dem Vordersitz war nur noch ein schwarzer Schemen.
    »Wo soll’s denn hingehen?«
    Der ältere Mann pflügte mit der
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