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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
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seinem Mysteln und Mummen und Erkunden des Unsichtbaren Reiches.«
    »Ah, er hat weiser gebaut, als Ihr ahnt. Denn ich sage Euch, er hat Verbündete von nicht geringem Gewicht gewonnen, so unsichtbar sie sein mögen.«
    »Ja, und Feinde von größerem Gewicht und viel größerer Substanz: nämlich die Pramantiner des Morgengrauens, möge Anda sie verrotten lassen. Sie waren es, meine ich, die die Murrtonier auf mich gehetzt haben – dieselben Murrtonier, die mir vom Hungerstein gefolgt waren. Aber seht zu, bevor sie sich auf uns stürzen.«
    »Ihr glaubt mir also nicht, wenn ich von unsichtbaren Verbündeten spreche«, sagte der Wahrsager trocken, ohne die Unruhe der Adligen von Linllallal zu beachten. »Aber hat Euer Vater nicht die Wache der Behutsamen Meditation beendet – erfolgreich?«
    Trebors Hand glitt zu seiner Tunika; er unterdrückte die Bewegung sofort, aber das Siegel der Wache lag schwer auf seiner Brust.
    »Was meint Ihr – erfolgreich ?« fragte er argwöhnisch und starrte den Wahrsager im flackernden Feuerschein an; sein eigenes Gesicht war durch die Leuchten hinter den Edelleuten ganz entblößt.
    »Er schien ganz derselbe zu sein wie zuvor – intelligent, weise, aber weltfremd wie nur je. Gewiß hat er keine seltsamen Kräfte erworben oder auch nur seinen Geist stärker in den Griff bekommen, wie sein nachmaliger Sturz von seinem Schanschid bewies.«
    »Ihr begreift die Bedeutung der Wache der Behutsamen Meditationen nicht – nicht jeder kann seine Gedanken drei Tage und zwei Nächte der Schlaflosigkeit von einer Sache fernhalten, sobald diese Sache bewußt vor das Denken geführt wurde.«
    Die Edelleute von Linllallal starrten ihn jetzt an, selbst Viani, die den Blick abgewendet hatte. Sie wirkten noch unbehaglicher als Trebor, der an jede Art von Mummenschanz und Hokuspokus nur halb glaubte.
    »Aber zu unseren Herzgängen: Wie ich eben sagte, brauchen beide Nationen, Linllallal und Amballa, eine starke zentrale Herrschaft; beide Nationen waren dabei, sie aufzubauen; in beiden Nationen ist dieses Ziel vernichtet; wir hier vertreten diese enttäuschten Hoffnungen. Obwohl wir nach außen hin von zwei Nationen sind, die sich nicht überfreundlich betrachten, sind wir hier gleich und sehen dieselben Sterne. Was könnte natürlicher sein als ein Bündnis?
    Liegt es nicht nahe, daß, was gebraucht wird, eine starke Autorität über beide Nationen ist? Denn es sind nur Eure unablässigen Kriege und Rivalitäten, die Euch beide daran hindern, Nord-Iréné zu beherrschen. Gemeinsam könntet Ihr Eure Söhne auf den Weg zur Herrschaft über ganz Aera führen.«
    Trebor atmete aus und sah die Linllallalaner an.
    »Die Vision eines Wahnsinnigen oder Mystikers! Mit dem Schicksal plappert man nicht. Selbst die Zusammenführung unserer Nationen ist ein ehrgeiziger Plan. Wenn«, fügte er hinzu, »das überhaupt erreicht werden kann; eine überaus problematische Sache.«
    Ozzyman lächelte, und Viani blickte betont zur Seite.
    »Nicht so schwer, gar nicht so schwer. Eine Methode wie Euer Panarch und Anarch wird die Rechte beider wahren. Was die Vereinigung unserer Streitkräfte angeht, so ist das am einfachsten: Eine einzige Hochzeit wird genügen. Wir sprechen daher für Vion an diesem Tag seines Todes und bieten Euch den Körper seiner Tochter, ihre Hand und unser Herz in diesem unserem gemeinsamen Unternehmen. Was meint Ihr?«
    Trebor hielt wieder den Atem an und starrte auf das Mädchen. Alle Adligen beugten sich vor und betrachteten ihn durchdringend. Viani blickte ins Feuer, ihr Gesicht war halb im Schatten. Trebors Empfindungen waren zunächst die einer schrecklichen Verlegenheit. In Amballa suchten die Männer sich ihre Frauen – oder Frauen ihre Gatten – selbst, aber er wußte, daß bei einer vereinbarten Hochzeit die Betroffenen an den Verhandlungen durchaus nicht teilnehmen sollten, noch sollte einer davon ein Angebot machen oder annehmen, und sei es nur formell. Sein Unbehagen galt in erster Linie dem Mädchen; sie wurde verheiratet, wie man einen Sklaven verkauft.
    Dann entstand eine Falte zwischen seinen Brauen, als er den Vorschlag überdachte. Anda wußte, daß es für ihn schwer genug werden würde, die Murrtonier niederzukämpfen; sie waren während der Amtszeit seines Vaters als Panarch sehr stark geworden, und nun mußte er mit der unbekannten Macht und dem Gewicht des Kults vom Aufbruch fertig werden. Niemand wußte, was den Kult gegen Sirrom aufgebracht hatte; mutmaßlich hing es mit
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