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Nichts gegen Engländer

Nichts gegen Engländer

Titel: Nichts gegen Engländer
Autoren: Ralf Sotscheck
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    Ein eigentümliches Volk
     
    Der Engländer an sich
    Eine Vorbemerkung
     
    Über den
Engländer sind viele Klischees im Umlauf, und sie sind alle wahr: Er hängt an
Traditionen; er ist so höflich, dass er sich sogar entschuldigt, wenn man ihm
auf den Fuß tritt; er ist sportbesessen, was sich jedoch mehr oder weniger aufs
Zuschauen beschränkt; er hält seine Insel für den Mittelpunkt der Welt und
fühlt sich anderen Nationen überlegen; er hasst es, Emotionen zu zeigen; er
hält Sex für eine ausländische Erfindung, kauft aber massenhaft die Sun mit
ihrem nackten Seite-3-Mädel; er findet die englische Küche mit ihren absurden,
den Gaumen schädigenden Gerichten vorzüglich.
    Bleiben wir
gleich beim kulinarischen Schrecken. In der neolithischen englischen Küche galt
gebratener Igel als Spezialität. Das Buch »Prehistoric Cooking« von Jacqui
Wood enthält ein Rezept: »Man schneide dem Igel die Kehle durch, senge die
Stacheln ab und nehme ihn aus. Dann binde man ihn zusammen wie eine Junghenne
und wickle ihn in ein Tuch, bis er sehr trocken ist. Dann röste man ihn. Falls
sich der Igel zusammenrollt, lege man ihn in heißes Wasser. Dann macht er sich
von selbst gerade.«
    In 6000 Jahren
hat sich die englische Küche nicht viel weiter entwickelt. Zwar rösten sie die
Igel nicht mehr, aber heutzutage gibt es Kartoffelchips, das englische
Nationalgericht, mit Igelgeschmack. Nur in England bekommt man in einem
indischen Restaurant Pommes Frites mit Currysauce. Und nur ein Engländer würde
so etwas essen.
    Schon Asterix
ist daran gescheitert, die traditionellen Ess- und Trinkgewohnheiten der
Insulaner zu verstehen. Als er mit Obelix bei den Briten war, verzweifelten
die beiden Gallier daran, dass die Gastgeber um Punkt 17 Uhr mitten in der
Schlacht alles stehen und liegen ließen, um sich ein Tässchen Tee zu genehmigen
- beziehungsweise eine Tasse heißes Wasser mit einem Tropfen Milch, denn Tee
hatten sie damals noch nicht. Den lernten sie erst im Zeitalter des
Kolonialismus kennen und lieben. Allerdings behielten sie den unsäglichen
Brauch bei und ruinieren ihn mit einem Tropfen Milch.
    Die Tradition
des Fünf-Uhr-Tees, der wichtiger ist als jede Schlacht, hat ebenfalls
überdauert. Im November 1944 wurde ein deutscher Jude, der in die USA geflohen
und dort in die Armee eingetreten war, in den Niederlanden abgesetzt. Dort
traf er auf eine englische Panzereinheit. In jedem Panzer brannte ein Licht.
Als er näher kam, bemerkte er, dass es sich um Stövchen handelte, auf denen
die Soldaten ihren Tee kochten. Ob er närrisch sei, fragte er den englischen
Kommandanten: »Die Deutschen sehen euch doch.« Der Engländer antwortete: »Es
ist fünf Uhr. Wir trinken um diese Zeit Tee, und ich gebe einen Dreck auf die
Deutschen.«
    Mit dieser
Einstellung haben sie auch die Normannen zur Strecke gebracht. Deren Invasion
war zwar zunächst recht erfolgreich, doch die Engländer ignorierten sie und
ihre Bräuche. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Normannen langsam aber
sicher zu Engländern. Norman ist längst ein beliebter englischer Vorname.
Ohnehin glaubt der Engländer, dass alle Ausländer so sein wollen wie er. Wenn
er Ausländer überhaupt wahrnimmt. Der venezianische Botschafter Andrea
Travisana schrieb 1497: »Sie glauben nicht, dass es andere Menschen als sie
selbst oder eine andere Welt als England gibt. Wenn sie einen attraktiven Ausländer
sehen, sagen sie, dass er wie ein Engländer aussehe, oder sie bedauern, dass er
kein Engländer sei.«
    Das
hat allerdings nichts mit Xenophobie zu tun. Antony Miall und David Milsted
schreiben in ihrem Buch »The Xenophobe's Guide To The English«, dass es sich um
Xenopilie handle - Mitleid mit Ausländern, weil sie das Unglück haben, nicht
englisch zu sein. Der Imperialist Cecil Rhodes sagte einmal: »Als Engländer
geboren zu werden, ist der erste Preis in der Lotterie des Lebens.« Zwar gehört
Großbritannien zur Europäischen Union, aber Engländer und ihre Medien halten
das für ein nationales Unglück. Was aus Brüssel kommt, kann nicht gut sein. Ihr
Pfund Sterling, ihre Meile, den Pint und die Unze haben sie bis heute
verteidigt, weil sie die Maßeinheiten mit nationaler Identität verwechseln.
Wenn ein Engländer auf das europäische Festland fährt, sagt er: »Ich fahre nach
Europa.« Unvergessen auch die Schlagzeile einer Boulevardzeitung: »Nebel im
Ärmelkanal - der Kontinent ist abgeschnitten.«
    Was
den Engländer an den
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