Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
Vom Netzwerk:
seiner Mystologie zusammen.
    Das, verbunden mit dem allgemeinen Nachlassen der Geschäfte in den letzten zehn Jahren, würde die Wahlmänner zu den Murrtoniern überwechseln lassen. Ihre langanhaltende Machtlosigkeit hatte sie grimmig gemacht; es war von Verbannung die Rede, von Hinrichtung.
    Aus diesem Grund hatte Trebor auf Unterstützung durch Linllallal gerechnet, auf Geld, im Notfall auf Söldner. Da es ihm an Mitteln für Bestechung mangelte, konnte er nicht einmal eine Spaltung in seiner eigenen Partei verhindern. Manche würden sich dem dicken, vorsichtigen alten Yrral anschließen, dem derzeitigen vorläufigen Nachfolger. In einem halben Jahr fand die Wahl statt: Wenn er nicht einmal seine eigene Partei auf sich eingeschworen hatte, mochte das Exil oder sogar Tod für ihn bedeuten.
    Und die Vorbeuger allein würden im besten Fall stark genug sein, ihm das Amt des Anarchen einzubringen. Ein Leben lang den bedrückenderen Erlassen des Panarchen zu widersprechen und bemüht zu sein, eine zerfallende Partei zusammenzuhalten, behagte Trebor nicht.
    Aber es verstand sich von selbst, daß Vions – Vianis – Clique hilflos war. Sie hatte nichts anzubieten und würde ihn nur behindern.
    »Mit einer leeren Börse zu prahlen, ist soviel, als trinke man auf leeren Magen«, sagte Trebor, ein Sprichwort Amballas zitierend. »Euer Plan sticht ins Auge, aber er muß scheitern. Wir sind zwei geknickte Halme; wir können einander nicht aufrichten. Keiner von uns besitzt ein festes Fundament; unter unseren Füßen schwankt alles. Es betrübt mich sehr« – mit einer höflichen Verbeugung an ihren finsteren Gesichtern vorbei –, »eine so schöne Maid zu enttäuschen, aber ich fürchte, ich kann Euch mit meinen halb zerstörten Hoffnungen nicht belasten.«
    Dabei erschien sie ihm eher zur schmalen, kalten, mürrischen Art gehörig.
    »Sprecht nicht so hastig, wir bitten Euch«, sagte Ozzyman, mehreren der finster blickenden Adligen zuvorkommend. »Schlaft darüber; bedenkt es. Vergeßt nicht, daß Euer hoher Vater die Hilfe von Verbündeten gewonnen hat, von denen Ihr nichts wissen könnt.«
    Trebor sah ihn scharf an, die Lippen zusammengepreßt; warum kam der Wahrsager immer wieder auf dieses Thema zurück? Die Linllallalaner jedenfalls hielten nichts davon. Aber er sagte: »Zur Übereilung besteht gewiß kein Grund. Ich werde lange und gründlich nachdenken, bevor ich endgültig antworte, aber es läßt sich nicht bestreiten, daß einer so glücklichen Vereinigung Hindernisse im Wege stehen.«
    Die Linllallalaner ließen ihn ohne weiteren Widerspruch gehen. Viani fuhr fort, ins Feuer zu blicken. Im Vorraum sprach Trebor mit einer der Wachen über die Gruppe mutmaßlicher Murrtonier, die ihm den ganzen Tag gefolgt waren.
    »Wenn sie nicht in der Scharte östlich der Stadt ihr Lager aufgeschlagen haben, müßten sie jeden Augenblick hier sein.«
    »Wenn sie nicht wußten, wo wir uns treffen wollten, können sie in dem alten Steinhaufen die ganze Nacht suchen«, sagte der andere. »Wir werden jedoch Ohren und Hirne für ein Anzeichen von ihnen offenhalten. Seid versichert.«
    Trebor war ihrer Wachsamkeit durchaus nicht sicher, erwiderte aber nichts mehr. Man führte ihn in einen Raum, und er entrollte seine Schlafpelze und streckte sich aus, während er sich nach einem Bad sehnte. Sein Schwert legte er griffbereit neben sich.
    Als er erwachte, geschah das mit einem Gefühl des Erstaunens darüber, daß er fähig gewesen sein sollte, zu schlafen, und der Empfindung, daß viel Zeit vergangen war. Dann nahm er die Emanationen eines Eindringlings wahr. Seine Hand zuckte zum Schwertknauf.
    Es kam ein scharfes Zischen, und er ließ es sein; seine Nase hatte den Duft von Parfüm aufgefangen, obwohl ihr Denken so abgeschirmt war wie das seine. Hinter seinem verbissenen Gemüt und Mund begann sich grimmiger Humor zu entfalten.
    »Ihr seid gekommen, um bei mir zu bitten?« fragte er flüsternd.
    Ihr Atmen und ihre Emanationen verrieten wachsame Spannung, trotz ihrer strengen Beherrschung.
    »Ich dachte«, antwortete sie schließlich flüsternd, »daß wir uns selbst miteinander verbinden sollten, wie es bei Euch üblich ist, ohne Mittelsmänner, die unsere Worte durcheinanderbringen. Ich halte es sogar für einen Fehler, im voraus über die Einzelheiten zu verhandeln; das führt uns nur auseinander. Wir wollen uns lediglich darauf einigen, zusammenzustehen, Mann und Frau, Clique und Partei, uns dann vereinigen und es damit gut sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher