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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Autoren: Manuela Wedel
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und die Besatzung nach drei Stunden zurückkehrten, wollten sie nur eins: desinfizieren und duschen. Der Einsatz war leider auch beim Essen das Hauptthema: Bei einem Platzregen geriet die Kanalisation an ihre Grenzen. An der Abwasserzuleitung eines Gebäudes war die Rückschlagklappe defekt und drückte das Kanalwasser in das Haus, durch alle Toiletten. Springbrunnenartig entlud sich die Kanalisation in die Wohnungen und Büros. Mit allem, was darin herumschwomm. Mahlzeit.
    Feuerwehrmänner sind sexy
    Fonsi macht eine Durchsage, die seltsam klingt: » Ein Schlosser bitte in die Nachrichtenstelle.«
    Stephan und ich wechseln einen fragenden Blick. Wir sind gerade dabei, die Einsatzkarte für den Brandeinsatz im Hochhaus durchzusprechen. Das ist schon lange nicht mehr vorgekommen, und wir wollen es mal wieder auffrischen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, wenn es lange nicht passiert ist, ist hoch. Zu allen nicht alltäglichen Einsätzen gibt es eine solche Karte. Man muss zwar als Feuerwehrler viel wissen, aber man kann nicht alles im Kopf parat haben. Deshalb gibt es diese Hilfen mit allen wichtigen Informationen.
    Zur Nachrichtenstelle sind es nur ein paar Schritte.
    » Was gibt’s?«, frage ich, noch ehe ich die Gäste auf der Wache richtig wahrnehme. Manchmal fahren wir nicht zur Kundschaft, sondern die Kundschaft fährt zu uns.
    Fonsi weist auf zwei Männer, auf den ersten Blick als Pärchen erkennbar. Beide sehr gepflegt, ein Kerl und eine … Kerlin.
    » Sie hat, äh, er hat …«
    Die beiden grinsen.
    Fonsi setzt erneut an. » Also, er hat von ihm einen Ring gekriegt.«
    Sie oder er hebt die Hand und wedelt mit den Fingern durch die Luft.
    » Hübsch«, nicke ich.
    » Find ich auch«, erwidert er kokett. » Titan.«
    » Aber«, sagt Fonsi. » Er ist zu klein.«
    » Oh«, sagt Stephan.
    » Mir tut die ganze Hand schon weh«, sagt er und schickt einen bühnenreifen Augenaufschlag Richtung Fonsi.
    » Wie lang haben Sie denn den schon dran?«, frage ich.
    » Seit zwei Tagen. Das ist mein Problem. Er geht nicht mehr runter.«
    Das ist ein Fall für das feinmechanische Werkzeug.
    Stephan klappt schon mal den Alukoffer auf.
    » Oh, wie aufregend!«, kommentiert unser Patient und rückt Stephan auf den Pelz. Der macht einen Satz zur Seite. Nur mit Mühe verkneife ich mir das Lachen.
    Wenn man sich einen Ring schenken lässt, ist es ratsam, ein weiches Metall vorzuziehen. Allerdings werden die Schmuckmetalle immer härter, weil die Rohstoffe teurer werden. Ein einfaches Ringschneidewerkzeug gerät da schnell an seine Grenzen. Ein Titanring bietet harten Widerstand. Doch auch den werden wir dank eines Verbesserungsvorschlags unseres Kollegen Alois brechen. Wie in vielen Firmen werden auch bei der Feuerwehr Verbesserungsvorschläge eingereicht. Manche Kollegen sind hier recht findig. Alois’ Idee basiert auf einem tragischen Einsatz: Ein Kind war mit der Hand in einen Fleischwolf geraten und bis zum Oberarm hineingezogen worden. Als Alois und die Kollegen den Unfallort erreichten, waren die Finger beziehungsweise die Reste davon vorne am Fleischwolf schon wieder herausgekommen, in einem schrecklichen Zustand. Das Metall des Fleischwolfes war weich und schwierig zu bearbeiten, das optimale Werkzeug fehlte. Die Kollegen konnten ja nicht einfach schneiden, der Arm des Kindes steckte in dem Fleischwolf. Der Junge wurde in Narkose gelegt und mit dem Fleischwolf am Arm in die Klinik gebracht. Alois ist Feinmechaniker. Diesmal arbeitete er im OP . Viele Möglichkeiten schieden aus. Der Trennschleifer zum Beispiel wäre sehr schnell heiß geworden und hätte den Arm des Kindes zusätzlich verletzt. Schließlich gelang es, den Jungen zu befreien – die Ärzte zauberten: Der Junge verlor nur zwei Finger komplett. Dieser Einsatz inspirierte Alois seinerzeit zu seinem Verbesserungsvorschlag, und es wurde – für Feuerwehrverhältnisse – eine Art Uhrmacherwerkzeug angeschafft, das uns schon oft gute Dienste leistete – ob bei Ringen an Fingern oder Penissen, oder wenn Finger in Ausgusssieben, Gartenfackelfassungen, Schrauben und Muttern steckten. Zur Wiesnzeit retteten wir einmal einen Handwerker, der sich mit dem Schlagschrauber versehentlich eine Mutter auf den Zeigefinger geschraubt hatte. Dagegen ist dieser Einsatz reine Routine.
    Unser Spezialist des heutigen Tages, Peter, legt ein dünnes Federstahlblättchen unter den Ring und beginnt dann, mit dem kleinen Trennschleifer zu schneiden.
    » Geht’s?«, fragt
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