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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Autoren: Manuela Wedel
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April 2011 befestigte ich das schwarze Band an meinem Helm und trat meinen Dienst als Gruppenführerin an. Drei Monate später wurde ich zur Brandinspektorin befördert. Viele Fragen trieben mich in dieser Zeit um: Wie würden die Kollegen mit einer Frau als Chefin umgehen? Das ist für viele Männer auch außerhalb der Feuerwehr oft nicht einfach.
    Siegi aus der Kantine gab mir den Rat, mich baldmöglichst in die Leitstelle versetzen zu lassen. » Dann brauchst nicht mehr so viel ausrücken, da machst vor allem Telefondienst. Des ist viel besser für dich. Weil von die Mannsbilder lässt sich doch keiner was von einer Frau anschaffen.«
    Es ging mir nicht darum, Chefin zu sein. Ich wollte einfach nur meiner neuen Verantwortung gerecht werden. Es war mir klar, dass das nicht klappen konnte, wenn die Mannschaft mich boykottierte. Im Lehrgang waren wir auf Anfangsschwierigkeiten vorbereitet worden. Alle. Nicht bloß ich als einzige Frau. » Lasst euch Zeit«, hatten die Ausbilder uns geraten, » in die neue Rolle hineinzuwachsen.« Rückwirkend stelle ich fest, dass es fast ein Jahr gedauert hat, bis ich mich als Gruppenführerin wirklich wohl, sicher und souverän fühlte. Zu Beginn war ich oft nervös gewesen. Würde ich die richtigen Entscheidungen treffen? Würde ich die Gefahrenlage angemessen beurteilen? Vom Beifahrersitz aus schaut die Feuerwehrwelt ganz anders aus, als wenn man hinten sitzt, einfach mitfährt und weiß, dass der da vorne schon bekannt geben wird, worauf es ankommt. Jetzt bin ich die da vorne und fälle die Entscheidungen. Wo sollen wir den Löschangriff aufbauen? Ich muss zum Beispiel abschätzen, wie hoch ein Gebäude ist, um die Leitern optimal einzusetzen, und vieles mehr.
    Manchmal sehne ich mich nach einem Plätzchen hinten im HLF , wo einem aufgetragen wird, was man zu tun hat. Du gehst dahin, du machst dies, du machst jenes, du nimmst Folgendes mit. Jetzt bin ich die Verantwortliche, die das Team einteilen muss. Und motivieren, loben, auf es aufpassen. Ich bin verantwortlich für meine Männer. Darüber hinaus schreibe ich nun Einsatzberichte, bereite Unterrichtsstunden und Übungsdienste vor, fordere Material für die Wache an und unterstütze den Dienstbetrieb.
    Je nachdem, wie die Besatzung im HLF aussieht, klappt es mal sehr gut und mal bloß gut. Hin und wieder läuft es suboptimal. Dann mache ich es beim nächsten Mal besser. Es passierte mir jedoch kein einziges Mal, dass meine Entscheidungen infrage gestellt wurden. Letztlich löscht man auch vom Beifahrersitz aus nur mit Wasser – zumindest in den allermeisten Fällen.

Ein Wachtag im Januar
    Weihnachten ist vorbei. Silvester ist vorbei. Wie jedes Jahr hat die Wachmannschaft am 31. Dezember Zuwachs erhalten. Im Juli und an Silvester kommen die Neuen. Wer an Silvester anfängt, hat einen passenden Einstieg bei der Feuerwehr, denn da brennt es immer. Oft beendet man das alte Jahr mit einem Löscheinsatz und fängt im neuen gleich mit dem nächsten an. Was ja bei der Feuerwehr und ihrem abwechslungsreichen Angebot an Hilfeleistungen nicht unbedingt die Regel ist. Wenn man nach der Häufigkeit der Einsätze geht, könnte die Feuerwehr auch anders heißen: Feuermelderwehr, Ölspurwehr, Wasserwehr, Rettungsdienstwehr – mir tut was weh, ist da wer?
    Feuerwerkskörper allein wären wahrscheinlich kein Problem, gefährlich wird es erst, wenn der Jahreswechsel, wie es leider üblich ist, mit brennbarer Flüssigkeit begossen wird. Alkohol führt zu Leichtsinn. Darauf können wir uns verlassen. Ebenso wie darauf, dass irgendeine Rakete auf einem Balkon oder Dach landet. Ein Balkonbrand ist an Silvester mindestens drin, wenn nicht sogar mehrere. Was für ein schöner Einstieg für die neuen Kollegen, mit Lightshow und Böllern. Auf der Wache laufen Wetten, wann wohl der erste Alarm losgeht, wir nennen das Alarmlotto. Jeder will aufs HLF , da ist am meisten los. Oft kommt der erste Gong zum Jahreswechsel. Wir rücken aus, und es geht rund. Die Stadt liegt in buntem Nebel, es sind kaum Autos unterwegs, dafür Raketen, viele Blaulichter, überall Kollegen im Einsatz, Polizei, Rettungsdienst, Martinshorn. Drei, vier Einsätze lang macht das sogar Spaß. Man ist mittendrin im Silvestertreiben. Sorgt dafür, dass die Partyfreude der Feiernden nicht allzu ernüchternd endet. Hofft, dass nichts wirklich Schlimmes passiert. Aber irgendwann wird es fad und noch später albern, nervig, unangenehm. Das hängt vom Alkoholpegel ab, dem man begegnet.
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