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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Autoren: Manuela Wedel
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weich für den Job bist.«
    So ein Gespräch kann sehr, sehr guttun. Die eigene Aufmerksamkeit wird geschult, um zu erkennen, wann eine Reaktion nicht mehr normal ist. Wenn die Bilder kein Ende mehr nehmen, Gerüche noch lange danach an Einsätze erinnern, wenn man überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommt.
    » Immer höre ich das Geräusch, wie der Körper aufgeschlagen ist, als er vom Baukran sprang. Wir sind zu spät gekommen. Warum bloß waren wir nicht 30 Sekunden früher dort?«
    Gereiztheit, Zurückgezogenheit, Überempfindlichkeit oder Abstumpfung können Alarmzeichen sein für eine akute Belastungsreaktion.
    Ziel des SkB ist es, den Kollegen Mut zu machen, ihre belastenden Eindrücke zu erkennen, zuzulassen und auszusprechen. Das ist der beste Weg, der Heldenweg sozusagen. Echte Kerle trauen sich, ihre Probleme anzupacken!
    Bei der Ausbildung saß ich neben einem Typen, der aussah, als würde er kleine Kinder frühstücken. Über und über tätowiert, an fast jedem Finger ein massiver Ring mit Totenköpfen, zerfetzte Jeans, klobige Stiefel, Lederjacke und lange Haare. Ich rückte ein Stück zur Seite. Etwas später glaubte ich nicht recht zu hören, als der Rocker neben mir verkündete, dass er keinen Alkohol trinke. Nur Wasser. Aber aus der Leitung, denn die Kohlensäure im Mineralwasser würde die Zellinformationen stören. Seine Stimme klang sanft, und seine braunen Augen blickten freundlich in die Runde.
    Ich schämte mich. Wie oft hatte ich mich darüber geärgert, dass ich als Feuerwehrfrau automatisch für eine Kampfamazone gehalten wurde. Und nun begegnete mir ein Mann, der aussah wie ein Rocker, und ich steckte ihn sofort in die dazugehörige Schublade, ohne auch nur ein Wort mit ihm gewechselt zu haben, ohne ihn genauer zu betrachten, ohne mich wirklich für ihn zu interessieren. Ich schwor mir Besserung!
    Einparken mit dem 14 -Tonner
    Heute gehört der Lkw-Führerschein zum Standard bei der Ausbildung zum Feuerwehrler. Als ich anfing, war das noch nicht so. Da benötigte man allerdings nach der Grundausbildung eine förderungsfähige Fortbildung, und die hatte ich als Rettungsassistentin bereits. Auch Rettungstauchen hatte ich schon kennengelernt. Höhenretterin wäre eine weitere Alternative gewesen. Oder Maschinistin.
    » Wie schaut’s aus, Manu?«, wollte der damalige Fahrzeugmeister Gerd von mir wissen, » willst den Maschinisten machen?«
    » Nein«, lehnte ich ab. Daran reizte mich gar nichts.
    In den nächsten Monaten änderte ich jedoch meine Meinung. Der Maschinist interessierte mich doch. Erstens benötigte der den Lkw-Führerschein, und zweitens bediente er die Pumpen, das Herzstück der Feuerwehr. Ich fragte Gerd: » Du, mit dem Maschinisten, geht da noch was?«
    » Freilich. Müssma halt was schreiben. Aber wie lang des dann dauert, des weiß ich fei ned.«
    » Macht nix.«
    » Oiso schreibst was?«
    Ich nickte und tippte, dass ich gern Maschinistin werden wollte und warum. Das Gesuch gab ich in der Personalabteilung ab. Und dann vergaß ich es, weil es, wie so vieles bei der Feuerwehr, was nicht brennt, manchmal ewig dauert.
    Ein Jahr später im Dezember kam die Durchsage: » Frau Wedel, bitte einunddreißig zwanzig.« Das bedeutete, ich sollte mich im Büro des Wachleiters melden.
    Oh je, dachte ich erschrocken und überlegte, was ich ausgefressen haben könnte, doch mein Gewissen war rein.
    » Hallo. Hab ich was angestellt?«
    » Schmarrn. Setz dich mal hin!«
    Ich nahm Platz vor dem Schreibtisch des Wachleiters. Er schob ein paar Papiere von rechts nach links, hob eines hoch. » Das mit dem Maschinisten. Da hast du doch mal ein Gesuch geschrieben.«
    » Ach das! Das hab ich ja schon fast vergessen.«
    » Ist ja auch schon eine Weile her«, nickte mein Chef und wedelte mit dem Papier in der Luft herum. » Aber jetzt ist es durch. Ich hab einen Platz für dich. Wann willst gehen – im Januar oder März? Du weißt ja, dass du dazu aus dem Schichtdienst rausmusst in den Tagdienst.«
    » Januar ist schon in sechs Wochen.«
    » Das brauchst du mir nicht erzählen. Ich hab trotzdem noch überhaupt kein Weihnachtsgeschenk.«
    Ich überlegte kurz. » Januar«, sagte ich.
    Sechs Wochen nach dieser Mitteilung fand ich mich um 7:30 Uhr an der Feuerwehrschule zum Führerscheinlehrgang ein. Mit mir waren wir zu siebt. Ich als einzige Frau, wie immer. Wie in einer richtigen Fahrschule lernten wir Theorie und Praxis, fuhren durch die Stadt, parkten ein, rangierten mit Anhänger, auch rückwärts
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