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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Autoren: Manuela Wedel
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Prinzessin, Floristin, Feuerwehrfrau
    Rote Autos mit Blaulicht. Laut. Sie kommen, wenn’s brennt. So viel zu meiner frühkindlichen Faszination für die Feuerwehr. Die gab es schlichtweg nicht.
    Jungs schwärmen für die Feuerwehr, Mädchen wollen lieber Prinzessin werden. Das überlegte ich mir auch gelegentlich. Ohne darüber nachzudenken, dass der Prinzessin eine palasteigene Feuerwehr zur Verfügung stünde. Astronautin hätte mir auch gefallen. Und Tierärztin sowieso.
    Später kam alles ganz anders. Als ich im letzten Schuljahr nicht so genau wusste, was ich einmal werden wollte, meinte meine Mutter: » Floristin würde dir bestimmt gut gefallen. Du bist kreativ und bastelst gern.«
    Kreativität und Basteln ist auch bei der Feuerwehr wichtig. Es gibt keine Patentlösungen. Jede Situation ist anders. Man muss oft ausprobieren, improvisieren. Weiß vorher nie, was einen erwartet. Eine schwer verletzte Frau liegt im Keller. Die Treppe ist eingestürzt. Wie kommen wir runter, um sie nach oben zu bringen? Und wie kriegen wir den Kochtopf runter vom Kopf des kleinen Jungen, der diesen lustigen Hut nur mal ausprobieren wollte und nun schmerzhaft feststeckt? Auch der große Junge steckt fest, beziehungsweise ein gewisses seiner Körperteile. Was die Lust steigern sollte, führt zum Frust und schließlich zur Feuerwehr. Selbst als Geisterfänger wurden wir schon gerufen. » Da ächzt und stöhnt es aus der Mauer! Unheimlich! Gruselig!« Der Mann, der in den Kamin gefallen war, wäre einfach verschwunden gewesen. Für immer. Vom Kamin verschluckt und weg. Die Feuerwehr glaubte jedoch nicht an Geister und rettete ihn, wie so viele andere Menschen in Lebensgefahr. Im Einsatz lernt man: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Da macht eine junge Mutter, die ihr kleines Kind auf die Toilette setzen will, den Deckel auf, und es ringelt sich eine dicke, braungraue, meterlange Schlange im Klo. Wir retteten die Boa Constrictor zwar, konnten den Besitzer aber nicht ermitteln, der die gefährliche Würgeschlange in dem Hochhaus in die Kanalisation gespült hatte. Im Frühling fangen wir Bienen, im Sommer fischen wir nach übermütigen Nichtschwimmern, später trotzen wir Herbststürmen und retten zu groß gewachsene Eiszapfen von Dächern. Hin und wieder, aber seltener, als allgemein vermutet, haben wir mit Feuer zu tun, und zwar in allen Erscheinungsformen. Vom rauchenden Papierkorb bis zum Großbrand, vom versteckten Schwelbrand zum ausgedehnten Dachstuhlbrand, gefährlich anmutendem weißen Pulver auf dem Gehsteig, Gefahrguteinsatz und Gasgeruch bis Verwesungsgeruch. Nachbarn haben die alte Dame schon länger nicht mehr gesehen. Auf einmal riecht es komisch aus der Wohnung. Vielleicht sollte mal jemand nachschauen?
    Viele Menschen können sich nicht mehr bemerkbar machen. Hier kommt es darauf an, dass andere für sie handeln, dass Mitbürger die Feuerwehr verständigen. Der Notruf landet in der Leitstelle, und dort bekommt der Anrufer die Anweisung: » Die Feuerwehr ist schon unterwegs. Stellen Sie sich auf die Straße und machen Sie sich bemerkbar, damit wir Sie schnell finden.«
    Heute benötigt jeder Berufsfeuerwehrler zusätzlich eine 520 Stunden umfassende Ausbildung zum Rettungssanitäter. Manche meiner Kollegen haben zudem eine Ausbildung als Rettungsassistent, sie dauert zwei Jahre, und ich habe sie noch vor der Feuerwehr absolviert: Die Rettungsassistentin war nach der Floristin also bereits meine zweite Berufsausbildung … doch dann wollte ich trotzdem noch mal was draufsatteln.
    Der Entschluss fiel in einer stürmischen Herbstnacht im Jahr 2001. Wir hatten einen » Autounfall verarztet« und brachten den Verletzten ins Krankenhaus. Vorne der Fahrer, hinten der Notarzt und ich.
    » Du musst weitermachen, Mädel«, sagte der Arzt zu mir. » In dir steckt beruflich mehr als die Rettungsassistentin. Dich schockt nix. Du weißt dir zu helfen. Und du hast die richtige Einstellung zum Leben – und zum Sterben. Studier was. Oder bewirb dich beim Rettungshubschrauber!«
    » Ich denk mal drüber nach«, sagte ich.
    Den Floh mit der Feuerwehr setzte mir ein Kollege beim Roten Kreuz ins Ohr. » Bei der Feuerwehr würde es dir gefallen«, meinte Ralph.
    » Du kommst vom Bauernhof, kannst hinlangen, brauchst keine Extrawurst.«
    Mittlerweile wusste ich, dass hinter der Feuerwehr mehr steckt, als ich mir früher darunter vorgestellt habe: rote Autos mit Blaulicht drauf. Das allein reizte mich nämlich nicht, Blaulicht und
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