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Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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    1. Kapitel
     
    Die dreiundzwanzigjährige Texanerin Phoebe Starr stand wie gebannt in der Scheune, aus der sie Heu zum Füttern der Kühe hatte holen wollen. Es war Abend. Im Stall nebenan brüllten die Kühe, die an die Melkmaschine angeschlossen waren. Die Tür in dem Scheunentor stand offen. Ende August war es um die Zeit draußen noch hell. In der Scheune herrschte jedoch ein dämmriges Zwielicht.
    Deshalb hatte die junge Farmerin dort das Licht angeknipst. Sie stand da, die Heugabel in den Händen, und war wie vom Donner gerührt.
    Von dem düsteren Heuboden, auf dem weitere Heuballen lagen, ertönte wieder die Stimme, die sie niemals vergessen konnte.
    »Phoebe! Ich bin es, Randy, dein Bruder.«
    Die rotblonde, robuste junge Frau biss die Zähne zusammen. Das konnte nur ein dummer, geschmackloser Scherz sein, vermutlich von irgendwelchen Bengels aus der Nachbarschaft, die sie ärgern wollten.
    »Was soll dieser Blödsinn?«, rief die Texanerin. »Gleich komme ich rauf, und dann setzt es was.«
    »Phoebe, hier spricht Randy, der Mörder. Soll ich dir auch dein Hälschen umdrehen wie einer Gans? Ich bin aus dem Jenseits zurückgekehrt. Das ist meine Farm.«
    Phoebe brummelte eine Verwünschung. Sie stieg die Leiter zum Heuboden hoch und spähte oben ins Halbdunkel. Zwischen den aufgestapelten Heuballen gab es einen Spalt, gerade breit genug, um sich durchzwängen zu können. Aus diesem Spalt klang wieder die Stimme Randys, täuschend echt nachgeahmt.
    »Phoebe, Schwesterlein, willst du sterben?«
    »Euch zeige ich es!«
    In Phoebes Adern floss noch Pionierblut. Sie war eine tapfere Natur. Deshalb stieß sie jetzt kräftig mit dem Stiel der Heuforke in den Spalt. Mit den Spitzen wollte sie nicht zustechen, um niemanden zu verletzen.
    »Phoebe!«, rief es wieder. Ein dumpfes Lachen ertönte, und dann wieder Randys Stimme: »Erzähle mir eine Gutenachtgeschichte, Phoebe. Es ist so kalt, dunkel und einsam in meinem Grab. Deshalb habe ich es verlassen.«
    Phoebe fand keinen Widerstand, als sie zustieß. Entschlossen zwängte sich die schlanke, aber dennoch kräftige junge Frau in Baumwollkleid, Bluse und Kopftuch in den Spalt. Sie drang bis zur Wand vor, wo sie sich wegen der Dachschräge bücken musste. Da war niemand.
    Phoebe stocherte ins duftende Heu.
    »Na wartet, ihr Rangen«, sagte sie. »Wenn ich euch erwischte, könnt ihr was erleben. – Gleich rufe ich Old Grub!«
    Old Grub war Phoebes Wachhund, die mit einem alten Knecht zusammen die Farm am Helotes Creek bewirtschaftete. Der Hund war ein mannscharfer Pit Bull, eine vierbeinige Waffe, die Phoebe aufs Wort und den Wink gehorchte.
    »Jungs, lasst diesen Unsinn!«, forderte Phoebe die vermeintlichen Lausbuben auf, die ihr den Streich spielten.
    Plötzlich traf sie ein eiskalter, stinkender Hauch von der Wand her. Es raschelte in dem Heu. Phoebe wich zurück, entschlossen, den Hund zu holen und ihrem Farmhelfer Bescheid zu sagen. Doch da wurden, ehe sie den Spalt verlassen konnte, die Heuballen zusammengerückt.
    »Stirb, Phoebe«, ertönte wieder die Stimme, die genau wie die von Randy klang.
    Phoebe war eingesperrt. Sie versuchte, die Heuballen zur Seite zu rücken, die ihr den Ausgang versperrten. Doch entweder waren sie zu schwer, oder es drückte jemand dagegen. Der Betreffende musste ziemlich kräftig sein.
    Die Farmerin roch Rauch. Sie schnupperte. Dann hörte sie das Prasseln des Feuers, das sich blitzschnell in das trockene Heu fraß. Flammenschein leuchtete. Rauch vernebelte die Scheune, drang Phoebe in Augen und Lungen und ließ sie Tränen vergießen und husten.
    »Das ist kein Spaß mehr!«, rief sie. »Seid ihr verrückt geworden?«
    »Brenne, Phoebe!«, ertönte die Stimme Randys.
    Verzweifelt stemmte sich Phoebe gegen die Heuballen, um sie wegzurücken. Sie konnte sie zwar ein Stück bewegen, doch inzwischen brannte es lichterloh. Die Hitze trieb die Farmerin zurück. In kurzer Zeit würde der gesamte Heuboden lichterloh brennen und Phoebe ein feuriges Grab sein.
    Sie schrie gellend um Hilfe. Noch einmal glaubte sie, ein irres Kichern zu hören. Ein Lausbubenstreich war das nicht, sondern ganz etwas anderes.
    Die Hitze trieb Phoebe zurück. Schon leckten die Flammen nach den alten, trockenen Dachbalken und -sparren und flogen Funken. Brennende Heuhalme und ganze brennende Bündel fielen hinab auf den Traktor, die Farmgeräte und den alten Leiterwagen in der Ecke.
    Jetzt hörte Phoebe abermals, wie ihr Name gerufen wurde. Diesmal war es
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