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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Autoren: Manuela Wedel
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wenn wir es sehr eilig haben. Selbst wenn wir über eine rote Ampel fahren, haben andere noch Vorfahrt. Die meisten Verkehrsteilnehmer wissen, was eine Rettungsgasse ist, und reagieren auf Blaulicht und Horn. Manche sind allerdings abgelenkt. Sie hören laut Musik oder telefonieren, verhalten sich anders, als man es erwartet, und blockieren den Weg, anstatt ihn frei zu machen. Immer wieder kommt es vor, dass einer erschrocken in der Straßenmitte stehen bleibt, auch wenn alle anderen rechts Platz machen. Da wir im HLF hoch oben sitzen, können wir den Verkehr zum Glück weit überblicken. Bei einer Blaulichtfahrt schüttet der Maschinist, also derjenige, der am Steuer sitzt, ziemlich viel Adrenalin aus. Am Einsatzort dagegen bleibt er im Wagen, außer er bedient die Pumpe für das Löschwasser.
    Ich bin immer sehr gern gefahren. Der Lkw-Führerschein ist heute Teil der Grundausbildung, bei mir war er eine Zusatzausbildung. Als Fahrerin trage ich eine hohe Verantwortung für die Mannschaft und die anderen Verkehrsteilnehmer. Das erste Mal mit Blaulicht unterwegs zu sein war sehr spannend. Aber man gewöhnt sich schnell daran, fast zu schnell! Mir ist es zweimal passiert, dass ich nach einem Dienst, den ich als Maschinistin absolvierte, beinahe eine rote Ampel überfahren hätte, bis ich umschaltete: Ach so, ich fahre jetzt privat. Rot heißt Stopp!
    Die Anfahrt in den Bereiteranger dauert nicht lang. Deshalb müssen wir uns mit unserer Ausrüstung beeilen. In jedem Sitz im HLF befindet sich ein Atemschutzgerät mit Maske. Bei dem Einsatzstichwort Zimmerbrand wird es automatisch angelegt, reine Routine. Die Feuerwehr ist stets optimal vorbereitet. Wir gucken nicht erst vor Ort, welche Garderobe und welches Werkzeug wir brauchen: Wenn wir ankommen, haben wir alles am Körper und in den Händen, was wir voraussichtlich benötigen. Da ich heute entgegen der Fahrtrichtung sitze, helfen mir meine Kollegen beim Anziehen.
    Hilfsbereitschaft wird bei der Feuerwehr großgeschrieben. Jeder schaut auf jeden und unterstützt, wo er kann – auch wenn der Magen knurrt. Normalerweise frühstücken wir, bevor wir ausrücken. Das dient nicht nur der leiblichen Einstimmung auf einen langen Dienst, sondern auch der seelischen. Man kommt auf der Wache an, tauscht sich mit Kollegen aus … und dann könnte es von uns aus losgehen. Aber so läuft es nicht unbedingt. Bei der Feuerwehr gibt es den ganzen Tag lang Überraschungen. Man rechnet mit dem Schlimmsten, und am Ende ist alles halb so wild – dafür stellt sich beim nächsten Einsatz eine harmlose Meldung als brandgefährlich heraus. Nur selten können die anrufenden Bürgerinnen und Bürger eine Gefahr richtig einschätzen. Viele Gefahren sind für Laien unsichtbar. Gasleitungen zum Beispiel.
    Die Leitstelle meldet sich über Funk beim Zugführer, und wir hören mit: » Mehrere Anrufe. Erhöhte Einsatzstufe. Es fährt ein zweiter Zug nach und der Inspektionsdienst.«
    Das bedeutet, es haben mittlerweile weitere Leute festgestellt, dass es raucht, womöglich sogar aus der Wohnung brennt. Die Spannung im Wagen steigt.
    Drei Minuten später biegen wir von der Zeppelinstraße in den Bereiteranger ab, eine kleine Straße an der Isar. Auf den ersten Blick keine zugeparkten Gehsteige. Prima. Auch kein Lastwagen, der gerade etwas entlädt und die Rampe hochfahren muss, ehe er uns Platz machen kann. Bestens. Der Zugführer erkundet, wo genau der Brand sich befindet, ferner Zugänglichkeit und Personengefährdung. Steht jemand am Fenster, muss er sofort mit der Drehleiter gerettet werden. Personen sehen wir keine, dafür den Rauch, der aus einem gekippten Fenster im zweiten Stock zieht. Wir laufen durch die Hofeinfahrt in das Treppenhaus. Schmidi, unser Maschinist, legt den Verteiler bereit – so heißt das Stück Schlauch mit der Armatur, von der aus es drei Anschlussmöglichkeiten für weitere Schläuche gibt. Der Angriffstrupp, vier Mann und ich, steht schon vor der geschlossenen Wohnungstür. Wir klingeln und klopfen nach Feuerwehrart, will heißen nicht zimperlich. Keine Reaktion. Das Gefährliche am Feuer sind nicht die Flammen, es ist der Rauch. Die meisten Menschen sterben an Rauchvergiftung, nicht durch Verbrennung. Deshalb warten wir auch keine drei höflichen Minuten, bis uns eine Pforte aufgetan wird. Wir machen sie selbst auf. Florian hebt die Axt, da wird die Tür aufgerissen. Ein junger Mann, die Haare stehen ihm zu Berge, reibt sich die rot geäderten Augen, als er uns
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