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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus
Autoren: Bernd Stelter
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Die letzte Villa
    Das Haus war mindestens so schön, wie es im Prospekt ausgesehen hatte. O.K., billig war es nicht. Und abgesehen davon, dass die Dänen anscheinend ganz genau wissen, wie viel man deutschen Familien für einen Urlaub maximal abnehmen kann (sie halten sich exakt an diese Summe!), kostet ein Glas Bier schon mal sechs Euro! Man soll im Urlaub ja auch nicht so viel Alkohol trinken. Bei solchen Preisen lebt man halt gesund.
    Aber das Haus! Ein eingeschossiges Blockhaus in einem lichten Grau mit schicken Holzterrassen auf einem wunderschönen Grundstück, sogar der Spielplatz war genauso toll wie auf dem Foto. Der Wellnessbereich verfügte über ein Schwimmbad, eine Sauna, einen Whirlpool und ein Solarium, die Einrichtung war geschmackvoll. Ich hatte die ersten drei Urlaubstage damit verbracht, den Haken zu suchen. Es gab keinen. Kurzum, das Haus war perfekt!
    Das Haus stand am Ortsrand von Holl. Das ist ein witziger kleiner Ort an der dänischen Ostseeküste. Holl schreibt sich mit einem Strich durch das o, nur gibt es auf meiner Tastatur kein o mit Strich. Der Strand dort war eher schmal, dafür aber ein gutes Stück natürlicher und vor allem weniger belagert als die Pendants in Rimini oder Cala Ratjada. Außerdemsoll man kleine blonde Kinder auch gar nicht unbedingt der südlichen Sommersonne aussetzen, nee, Dänemark war schon genau richtig. Und dann dieses Haus!
    Die Dänen sind übrigens Weltmeister im Hot-Dog-Machen. Ich weiß, die herrschende Meinung verlegt dieses Attribut eher nach Nordamerika, aber ich finde, ein Hot Dog schmeckt am besten mit dänischer Sauce, und dänische Sauce können eben am besten die Dänen, deswegen heißt die ja auch so. Direkt neben der Hot-Dog-Bude gab es ein niedliches kleines Geschäft, wo man alles das kaufen konnte, was man als Urlauber so braucht: Sonnencreme, blauweiße Leuchttürme mit und ohne Windlicht, die Bild , die Bunte und vor allem Schwimmtiere.
    Schwimmtiere sind unerlässlich, wenn man mit zwei kleinen Kindern, die beide noch nicht schwimmen können, in ein Traumhaus mit Schwimmbad fährt. Diese Schwimmtiere gibt es in vielen Variationen, als Dalmatiner, Walfisch und Hummer, zum Reinsetzen, zum Draufliegen und zum Überstülpen, aber vor allem gibt es sie nur in einer Qualitätsstufe. Sie sollten so schnell kaputt gehen, dass der durchschnittliche Zwei-bis-Drei-Wochen-Urlauber mindestens zwei davon kaufen muss.
    Tristan war dreieinhalb, und Edda war gerade zwei geworden – genau das Alter, das Eltern wirklich genießen sollten. Alle Freunde haben mir erzählt, das geht so schnell vorbei, dass die Kinder so süß sind, und wenn man dann diese Zeit nicht ganz bewusst erlebt hat, dann ist man selber der Dumme. Deshalbfreut man sich als Vater auch so, wenn die Kleinen im Schwimmbad rumtollen oder sich auf der Holzterrasse die Splitter in Hände und Füße rammen. Das muss man genießen, denn sonst: Ehe man sich versieht, haben die das Abitur und sind aus dem Haus. Nein, ich wollte gerade diesen Urlaub nutzen, um auch ein bisschen das schlechte Gewissen zu beruhigen. Zeit haben für die Kinder, das ist schließlich die oberste Pflicht für jeden guten Papa.
    Und so liefen die Tage dann ab: Ich bin morgens losgelaufen zum Brötchenholen. Währenddessen hat Anne den Tisch gedeckt, und die Kinder haben entweder den Kiesweg gepflügt oder die Steine in die Küche getragen, sich mit Sand beworfen oder sich noch mehr Splitter in die Hände oder die Füße gerammt.
    Dann haben wir gefrühstückt und danach die verwüstete Küche renoviert. Man traut sich in so einem tollen Haus nun mal nicht, einfach irgendetwas rumliegen zu lassen. Also hat einer die Küche wiederhergestellt, und der andere war mit den Kindern auf dem traumhauseigenen Spielplatz.
    Zum Mittag gab es nur eine leichte Kleinigkeit, einen Salat, ein paar Nudeln, irgendwas, was den Kindern schmeckt, aber nicht zu schwer ist, denn der noch ausstehende Hot Dog hat ja auch ein paar Kalorien. Und nachmittags ging es dann an den Strand. Abends habe ich eine Geschichte vorgelesen, und während Anne dann die zweite Geschichte vorgelesen hat, fragte ich mich wieder einmal, warum die Kinder von anderen Leuten vom Rumtollen müde werden und nur in genau unserer Familie wird man davon wach!
    Halb neun, na, wollen wir mal ehrlich sein: halb zehn. Die Kinder waren im Bett. Alle verfügbaren Psychotricks (Papa, ich hab noch Durst! Mama, ich muss noch mal Pipi!) waren aufgebraucht, der Monstermoppel und die
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