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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt
Autoren: Petra Richartz
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Kapitel 1

    Juni. Die Sonne brannte erbarmungslos vom blauen Himmel. Er schwitzte, als er versuchte, den kleinen Kinderkörper aus seinem Auto zu hieven. Die Temperaturen lagen immer noch bei über 30 Grad, sein T-Shirt war nass. Er benötigte mehrere Anläufe, den Jungen aus dem Kofferraum zu heben. Sein Atem ging keuchend und er holte mehrmals tief Luft. Hoffentlich wacht der Junge nicht frühzeitig auf, dachte er sich, aber das Betäubungsmittel sollte noch mehrere Stunden wirken. Sein Ziel war fast erreicht. Die Hitze machte ihm jedoch deutlich zu schaffen, seine Bewegungen waren schwerfällig und abgehackt.

    Der Boden war trocken und staubig, seine Schuhe waren dreckig. Der Staub wehte immer wieder auf. Er musste den Jungen ablegen und sich die Augen reiben, sie brannten schrecklich. Schweiß und Tränen vermischten sich. Er fluchte und kramte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche. Seine Augen beruhigten sich nur langsam, während er sie abwischte. Nachdem er wieder klar sehen konnte, nahm er den Kleinen erneut auf den Arm und trug ihn weiter. Er versuchte, leise zu sein, obwohl weit und breit niemand zu sehen oder zu hören war. Sein Blick ging nervös in alle Richtungen, seine Aufregung war zu spüren, war es doch seine erste Entführung. Er atmete tief ein und beruhigte sich langsam.

    Er war angekommen. Ein angenehmer Windstoß wehte durch sein Gesicht, er lächelte und genoss die Erfrischung. Auf dem Boden lag ein Laubhaufen und unzählige Blätter wehten umher, ansonsten herrschte absolute Stille. Er legte den Kleinen vorsichtig neben sich ab und beseitigte die Blätter, bis der Griff zu einer Luke zu sehen war. Er zog fest daran und sie öffnete sich, ein Knarren war zu hören. Er blickte neben sich zu dem Jungen, doch der rührte sich weiterhin nicht. Ein boshaftes Grinsen zeichnete sich um seinen Mund ab. War doch alles einfacher als gedacht. Wie zutraulich diese Kinder sind. Bringen die Eltern denen nicht bei, dass man nicht mit Fremden reden soll, fragte er sich selbst und schüttelte mit dem Kopf. Er ging die Stufen ein wenig hinunter und machte den Lichtschalter an. Das Licht flackerte auf. Wirklich funktionieren tat es schon lange nicht mehr. Er hievte das Kind über seine Schulter. Er stöhnte. Die Treppe führte weiter hinunter, Stufe für Stufe. Unten angekommen, ging er durch eine Tür, sie war nicht verschlossen. Dahinter führte ein Weg nach rechts und einer nach links. Das Licht flackerte weiter, aber er konnte den Gang erkennen. Er ging nach links. Der Gang war ungefähr zehn Meter lang, die Decken waren sehr niedrig und jeder Schritt hallte. Die Geräusche machten ihm selbst immer Angst. Am Ende des Ganges war wieder eine Tür, auch diese war nicht verschlossen. Er atmete tief durch, als er das Verlies vor sich sah. So lange hatte er darauf hingearbeitet, jetzt war es endlich soweit. Er ging die Stufen hinab und legte seine Last in einer Art Zelle ab. Eine Pritsche hatte er dort platziert und eine Flasche Wasser. Er wäre zu gerne dabei, wenn der Knabe aufwacht. Er wird denken, er ist in einem Alptraum. Was er mit ihm vorhat, wird er erst später mitbekommen, aber dann wird es ihn mit einer riesigen Sturzwelle treffen. Er ging die Stufen langsam und schleppend wieder hoch und blickte sich noch einmal um. Er war zufrieden. Das Spiel hatte begonnen.

Kapitel 2

    3 Monate später

    Ein herrlicher Spätsommertag in La Jolla, einem noblen Stadtteil von San Diego, einem beliebten Ort für Touristen. La Jolla liegt direkt am Pazifik, etwa 14 Meilen nördlich von Downtown San Diego und ist bekannt für seine teuren Restaurants, Designer-Boutiquen und edlen Antiquitätenhäuser. Dazwischen erstreckt sich der Windansea Beach , ein El Dorado für Surfer, Segler und Sonnenfreaks – auch an diesem Tag. Die Sonne stand schon tiefer und spiegelte sich auf dem Meer. Am blauen Himmel waren die Kondensstreifen eines Flugzeuges zu sehen. Sara Cooper saß mit ihrer besten Freundin Kelly Turner am Strand und versuchte, ihren ersten freien Tag seit langer Zeit zu genießen. Sie blickte einer Truppe von jungen Männern hinterher, die gerade mit ihren Surfbrettern Richtung Meer liefen und dabei lautstark jubelten. Sie überlegte, wann sie das letzte Mal so ausgelassen war, sie wusste es nicht. Sara musste sich richtig zwingen, diesen Tag am Strand zu verbringen, sie steckte bis zum Hals in Arbeit.

    Beide hielten einen Becher Cappuccino in der Hand und sahen Noah, Saras kleinem Sohn, beim Fußballspielen zu.
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