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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus
Autoren: Bernd Stelter
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beiden Süßen durchaus mal ein Stündchen Mittagsschlaf hielten, wenn sie in einem fahrenden Auto saßen. Denn ansonsten waren sie durch nichts in der Welt dazu zu bewegen.
    Das Kategatt-Center hat meinen Sohn so beeindruckt, dass er noch nach Wochen allen vom Kategatt-Center berichtete. Und Kategatt-Center von einem Dreieinvierteljährigen ausgesprochen bot immer wieder ein hohes Entertainment-Potenzial. »Tristan, erzähl der Oma noch mal, wo waren die Haie?« – »Im Katagasenta!«
    Es war also ein Traumurlaub in unserem Traumhaus in Holl mit dem Strich durch das o, nur von Erholung konnte keine Rede sein. Anne hat noch drei Seiten lang Mörder gejagt, ich habe den Reiseführer auf der Suche nach weiteren Ausflugszielen durchstöbert. Dann sind wir hundemüde in die Kiste gefallen.
    Eines Morgens klingelte das Handy. Bettina war dran. Bettina ist fünf Jahre älter als ich, Bettina ist mit Rainer verheiratet, die beiden haben nicht zwei, sondern vier Kinder, und Bettina ist meine Schwester.
    »Habt ihr nicht Lust, uns auf dem Campingplatz zu besuchen? Wir sind auch in Dänemark, auch in Jütland, nur oben im Norden, in Fjerritslev!«
    Klar! Da bot sich wieder einmal die Möglichkeit, Tristan und Edda ein ausgiebiges Mittagsschläfchen zu verpassen. Es gab keine unbesuchten Zoos mehr, und wir hatten noch fünf Tage. »O.K., am Samstag, wir fahren direkt nach dem Frühstück los! Dann bis übermorgen, Ciao-i!«

Andere Leute haben es besser
    Ich hatte eigentlich gedacht: Dänemark ist ein kleines Land, Jütland ist noch kleiner, also wird das wohl die Kategorie Fahrtstrecke sein, die ich gewöhnlich auf einer Pobacke abreiße. Dann los: Rolf Zuckowski und seine Freunde in den Schacht des Kassettenradios, und auf ging’s.
    Seit diesem Tage weiß ich, wie groß Jütland ist, und seit diesem Tage weiß ich, ich habe nichts gegen Rolf Zuckowski, im Gegenteil, nächstes Mal werde ich sogar mehr als eine Kassette dabeihaben. September, Oktober, November, Dezember und dann … und dann …, fängt das alles noch einmal von vorne an. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben so oft zurückgespult, dass ich schon fürchtete, die Kassette würde irgendwann reißen. (Was heißt hier »fürchtete«? Ich hätte in diesem Urlaub einiges darum gegeben.)
    Wir kamen trotzdem gegen Mittag in Fjerritslev auf dem Campingplatz an. Bettinas Kinder standen schon sehnsüchtig an der Schranke, um uns in Empfang zu nehmen.
    Bettina und Rainer haben ein Zelt, ein holländisches, in der Form eines Kriechzeltes, aber von gewaltigen Ausmaßen, mit zwei Schlafabteilen und noch richtig Platz für Tisch und Stühle und Kocher.
    Mich überfiel eine gewisse Sentimentalität. Als ichein kleiner, dicker Junge war, sind wir mit unseren Eltern auch immer mit einem Zelt in den Urlaub gefahren. Das war genauso ein riesengroßes Ding, oder es kommt mir heute nur so riesengroß vor. Ein Haufen Stangen, eine Menge Stoff, dazu natürlich Kocher, Gasflasche, Stühle, Tisch, Luftmatratzen, Schlafsäcke, meine Eltern, Bettina, ich und meine Cousine, und das alles in einem VW Käfer. Ich weiß noch sehr genau, immer wenn wir abbauten, hatte sich der halbe Campingplatz um unser Zelt versammelt. »Mal sehen, wie ihr das ganze Zeug in das kleine Auto kriegen wollt.«
    Papa hat das jedes Mal geschafft. Er war Weltmeister im Große-Zelte-in-einen-Käfer-Packen. Die dicken Pullover kamen dabei in die Rückbank. Die war dann hinterher so hart, mir tut heute noch bei dem Gedanken daran der Hintern weh.
    Dabei reizte mich Zelten noch immer. Aber wie sollte ich das Anne beibringen? Sie hatte nun mal eine ganz andere Kindheit als ich. Sie erinnerte sich am liebsten an die Fahrt mit ihren Eltern durch Schottland. Immer anders übernachtet, mal Bed and Breakfast , mal ein tolles Hotel. Aber Camping? Da hast du Luftmatratze statt Bed . Und wenn du nicht beim Campingplatzbäcker in der Schlange gestanden hast, dann ist da nichts mit Breakfast . Nein, Camping, das wäre nichts für sie, da war ich mir sicher.
    Es gab frischen Kaffee und dänische Plätzchen! Das Wetter war gut, wir saßen vor dem Zelt, und ich stellte erstmalig fest, dass nicht jeder Campingstuhl die Tragkraft aufweist, einem Zwei-Zentner-Mann einewürdevolle Sitzhaltung zu ermöglichen. Andererseits haben sich alle sehr amüsiert, als der Stoff nachgab und mein Gesäß sich tief zwischen dem Alurahmen positionierte; also – alle außer mir!
    Der Nachbar hatte einen Wohnwagen. Auf dem Wohnwagen stand
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