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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Ich glaub’, mich tritt ein Pferd«, entfuhr es der Französin. In ihren braunen Augen vergrößerten sich die kleinen goldenen Tupfen; deutliches Zeichen, daß Erregung sie gepackt hatte.
    Hatte sie geträumt? Von diesem Zentauren geträumt? Es mußte doch ein Traum sein, denn wie sollte eines dieser Fabelwesen aus den altgriechischen Sagen hier im Château Montagne auftauchen? Das war einfach unmöglich. Zumindest einem wäre es unweigerlich aufgefallen: Raffael Bois, dem alten Diener. Er hatte seine Augen und Ohren überall, ob es nun Tag oder Nacht war. Manchmal glaubte Nicole, daß der alte Mann überhaupt nicht schlief. Sobald er benötigt wurde, war er unverzüglich zur Stelle, als habe er nur darauf gewartet. Und so, wie er scheinbar allgegenwärtig war, wußte er auch über alles im Château Montagne Bescheid.
    Daß ein Zentaur hereingekommen war, hätte er doch garantiert bemerken müssen und Professor Zamorra und Nicole Duval darüber informiert, ganz gleich, wo sie sich gerade befanden.
    Den Zentauren selbst hielt Nicole nicht für ganz unmöglich. Mit diesen Wesen hatten sie schon einmal zu tun gehabt. Es lag schon einige Zeit zurück. Sie waren in eine Welt geholt worden, in der diese Mischwesen lebten. Vor langer Zeit waren sie von der DYNASTIE DER EWIGEN geschaffen worden. Aber in diesem Fall hatten auch der Fürst der Finsternis und sein damaliger Ratgeber Magnus Friedensreich Eysenbeiß ihre Hände im Spiel gehabt. Eysenbeiß hatte es geschafft, Zamorras Ju-Ju-Stab an sich zu bringen, mit dem er dann in den Tiefen der Hölle seine Macht ausbaute. Mittlerweile war Eysenbeiß von einem höllischen Tribunal gerichtet worden, und der Ju-Ju-Stab durch viele andere. Hände gegangen, bis er wieder in Zamorras Hand beziehungsweise in dessen Tresor landete.
    Monica und Uschi Peters, die beiden telepathisch begabten Zwillinge, waren damals mit von der Partie gewesen. Jetzt befanden sie sich im Château Montagne, und deshalb lag es für Nicole nahe, sich an die damaligen Ereignisse zu erinnern. Die Zentauren hatten die Menschen töten wollen… [1]
    Sollte es eine Verbindung zwischen den Ereignissen von damals und jetzt geben? Hatten die Zentauren einen Weg gefunden, hinter den Menschen herzukommen, die ihnen damals entflohen waren? Aber wie sollte ein Zentaur dann die magische Abschirmung um Château Montagne durchbrochen haben? Die Mischung aus Burg und Schloß am Berghang über der Loire war erstklassig abgesichert. Kein schwarzmagisches Wesen, nicht einmal ein Mensch, der unter dämonischem Einfluß stand, konnte diese Absperrung durchdringen! Und sollte jemand ein Weltentor künstlich errichtet haben, wäre das den magischen Sinnen der Bewohner, vor allem aber Zamorras Amulett, unweigerlich aufgefallen.
    Nicole seufzte. Nach einer Illusion, wie sie im ersten Moment nach dem spurlosen Verschwinden des Zentauren in der Wand noch angenommen hatte, sah es bei genauer Betrachtung nicht aus. Sie hatte das Trommeln der Hufe gehört, das Lachen des Zentauren, und sie hatte den Windzug gespürt, als er dicht an Nicole vorbeigaloppierte. Nicht nur das — es roch auch eindeutig nach Pferd. Der Zentaur hatte seine Ausdünstung im Korridor hinterlassen. Aber keine Spuren. Seine Hufe hatten den Teppich nicht aufgefetzt.
    Das wunderte Nicole etwas, aber vielleicht war der Teppich ja besonders haltbar und reißfest, daß er von einem galoppierenden Vierbeiner nicht beschädigt werden konnte.
    Nicole wandte sich nach links. Sie dachte nicht mehr an die Bibliothek und das, was sie in alten Büchern und Folianten gesucht und nicht gefunden hatte. Vor dem großen Brand war es alles einfacher gewesen. Damals hatte sie in einer Heidenarbeit von einem großen Teil der Bücher Stichworte und Textteile in eine EDV-Anlage übertragen. Die Anlage war seinerzeit zerstört worden, als der Fürst der Finsternis durch einen Trick Zugang ins Château bekam und Feuer legte; es hatte lange gedauert, die Schäden wieder zu restaurieren. Es gab jetzt wieder einen Computer, der auch viel moderner und leistungsfähiger als die alte Anlage war, aber hier mußten die Daten auch erst wieder per Scanner eingelesen werden, und das dauerte seine Zeit. Deshalb gab es eine ganze Menge an Informationen nach wie vor nur in alten Büchern. Sie konnten von Glück sagen, daß die umfangreiche Bibliothek damals kaum Schaden genommen hatte…
    Nicole erreichte jetzt die Stelle, an der der Gang einen Knick machte und ins Hauptgebäude führte. Sie
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