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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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kann. Alexandra hat Sie mir empfohlen. Sie haben mir gezeigt, dass Sie es wie kein anderer der mir bekannten Männer wagen, vor einer Dame offen über Liebesangelegenheiten zu reden. Daraus schließe ich, dass Sie es verstehen, sich auf diesem Terrain sicher zu bewegen. Genauso geht es mir mit den Männern.«
    »Sie meinen, dass wir uns in diesem Belang ähneln?«
    »Ja, ich denke wir sind uns in dieser Eigenheit ebenbürtig.«
    Lord Beecham wusste dem nichts zu erwidern. Ihm fiel auf, dass Helen nicht etwa die vorbeiziehende Landschaft, sondern vielmehr ihn betrachtete. Ihre Blicke wanderten gewissenhaft von seinen Ohren bis zur Spitze seiner Stiefel und zurück zu dem Stock, den er in der rechten Hand hielt.
    »Alexandra sagte mir, dass Sie gut aussehend wären. Nicht so wie Douglas, natürlich, aber immer noch überdurchschnittlich. Sie ist der Auffassung, dass Sie nicht zu den vielen Männern gehören, die ab ihrem dreißigsten Geburtstag beginnen Fett anzusammeln. Ähm, haben Sie Ihr dreißigstes Jahr schon weit überschritten?«
    »Ich bin dreiunddreißig. Zwei Jahre jünger als Douglas.«
    »Douglas hat auch keine Fettpolster. Es ist wirklich erfrischend, gleich zwei Männer zu finden, die es wert sind, sie mehr als einmal anzuschauen, denen man vielleicht sogar die Hand auf den Bauch legen kann, um ihre Muskeln zu fühlen.«
    Es kostete ihn ein Höchstmaß an Selbstbeherrschung, sie nicht auf den Boden zwischen die Sitze zu ziehen. Nicht mehr als eine Sekunde und ihre Brüste würden entblößt daliegen. Verdammt - nicht in der Kutsche, nicht beim ersten Mal. Sie sollte danach glücklich sein und nicht mitgenommen oder gar wund vom harten Boden der Kutsche.
    Er räusperte sich. Beinah hätte er sich hinreißen lassen. Doch mit dreiunddreißig musste er über solche Dinge erhaben sein. Sie hatte gesagt, er wisse sich zu kontrollieren. Nun, das tat er. Nur machte diese Frau es ihm sehr schwer. »Sie kommen also aus einer Gegend, in der die Gutsherren mit hervorstehenden Bäuchen herumstolzieren?«
    »Ja, in der Tat. Ich kann Ihnen kaum sagen, wie erhebend es für mich ist, hier in London zu sein«, sagte sie, die Hände bekräftigend auf ihr Herz drückend.
    Insgeheim musste sich Lord Beecham eingestehen, dass er den Sarkasmus, mit dem sie um sich warf, verdient hatte.
    Sie lehnte sich vertrauensvoll vor. »Sie, Lord Beecham, scheinen für meine Zwecke perfekt geeignet zu sein.«
    Er war also für ihre Zwecke geeignet. Hatte diese Frau keinen Funken Scham? Keine Zurückhaltung? Kein Benehmen? Er war entsetzt.
    Wäre sie verheiratet, ihr Gatte wäre sicher ebenso entsetzt. Was würde er sagen, wenn er wüsste, dass seine Frau versuchte, andere Männer zu verführen? Er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Schauen Sie mich an. Ich bin nicht dick. Nur Trottel haben vorstehende Bäuche. Damen mögen das nicht.«
    »Das ist wohl war.«
    »Was zum Teufel bedeutet >für ihre Zwecke    Die Kutsche hielt vor Gunther's. Das Gebäude war niedrig, weiß getüncht und sonnenbeschienen. Nach drei Tagen Dauerregen hatte sich der Himmel endlich aufgeklart. Helen ergriff Lord Beechams ausgestreckte Hand und ließ sich aus dem Wagen helfen. «Es ist wirklich zu reizend von Ihnen, mich hierher zu führen. Ich liebe das Eis von Gunther's.«
    Sie trug ein schlichtes, elegantes Kleid aus smaragdgrüner Seide und auf dem Kopf ein kleines Häubchen, stilvoll mit drei Blättern einer Pflanze dekoriert, die Lord Beecham nicht kannte. Sie sah sehr vornehm aus, eine kultivierte Dame - solange man ihr nicht in die Augen blickte. In ihnen erkannte Lord Beecham ihre Intelligenz, ihren Humor und vor allem ihr Wissen - vielleicht auch über ihren zukünftigen Mann? Lord Beecham mochte intelligente Frauen. Ein bestimmtes Maß sollte allerdings nicht überschritten werden. Denn sonst wollten sie sich nach dem Liebesakt mit ihm auseinander setzen und den Dingen auf den Grund gehen, während er sich lieber in eine Art Leere fallen ließ. Er mochte auch humorvolle Frauen - doch nur solange sich ihr Witz nicht gegen ihn wandte.
    »Dämmerung«, dachte er. Ja, das erschien ihm immer noch machbar.
    Er räusperte sich und geleitete Helen ins Gunther's.
    Sofort war ein junger Mann mit weißer Schürze an ihrer Seite und führte sie zu einem kleinen runden Tisch. Lord Beecham hielt Helen den Stuhl. Er lächelte sie an. »Essen Sie nicht zu viel. Herren mögen dickbäuchige Damen ebenso wenig.«
    »Ich setze kein Fett an.« Sie blickte zum Nebentisch, aber
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