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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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wär's mit Chamorange?«, schlug Helen vor.
    »Nein,« wehrte Lord Prith ab und verzog das Gesicht. »Wir brauchen einen Namen, der die Sinne kitzelt, der weich und einladend klingt; der die Zutaten ein wenig verschleiert. Ein Name, der einfach anders ist.«
    Flock starrte aus dem Fenster. »Sehen Sie doch, wie wunderschön die Bäume dort draußen sind. Und bald schon stehen sie wieder in voller Blüte. Ich weiß, Lord, das hat nicht direkt mit Champagner zu tun, aber wenn ich Ihre Kreation trinke, dann werde ich ganz sanft und glücklich. Genauso wird mir auch zumute, wenn ich diese Bäume da betrachte. Vielleicht sollten wir Ihre Kreation nach einem Baum benennen.«
    »Sie wollen das Getränk Eiche nennen?« Lord Beecham hob skeptisch die Augenbrauen.
    »Oder Pinie?«, fragte Helen.
    »Nein.« Verträumt betrachtete Flock den Garten. »Es müsste schon etwas poetischer klingen.«
    »Ich weiß«, sagte Lord Prith. »Warum nennen wir es nicht einfach Weide?«
    Lord Beecham dachte darüber eine ganze Weile nach und schüttelte dann doch ablehnend den Kopf. »Es ist nah dran, aber irgendetwas stört. Ein anderer Baum, Flock.«
    Flock starrte weiterhin aus dem Fenster. Dann wandte er sich plötzlich um. »Ich hab's. Ein perfekter Name für ein perfektes Getränk, Eure Lordschaft. Mimose!«
    »Nein«, Lord Prith verzog das Gesicht. »Ich denke nicht, dass das der richtige Name ist.«
    »Nun, dann benutzen wir ihn eben so lange, bis uns etwas Besseres einfällt«, sagte Helen und hob das Glas. »Noch eine Mimose, wenn Sie so freundlich wären, Flock.«
    Einige Tage nach dieser Begebenheit gab es einen weiteren Versuch, die Lampe zu stehlen. Dieses Mal waren es drei junge Burschen aus dem Dorf.
    »Ich kann einfach nicht mit dem Gedanken leben, dass in meinem eigenen Heim hinter jeder Ecke ein Dieb lauert«, sagte Helen am nächsten Morgen beim Frühstück. »Es waren zwar nur ein paar dumme Jungen. Aber was wäre, wenn sie verletzt worden wären? Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Wir könnten die Lampe vor dein Gasthaus hängen,« schlug Lord Beecham vor und nahm einen Schluck Tee.
    Helens Miene hellte sich auf. »Eine reizende Idee. Wie gut das zum Namen passen würde. Man könnte sie über die Vordertür hängen. Ach, wenn nur nicht jedermann darüber Bescheid wüsste. Es ist zu spät, aber es ist wirklich eine reizende Idee von dir, Spenser.«
    »Nun, dann bleibt uns nur noch eines, Helen.« Sie betrachteten beide die Lampe. Keine pulsierende Wärme, kein sanftes gelbliches Licht... war das denn alles nur ein Traum gewesen?
    Und so schlugen Lord Beecham und Helen die Lampe in weiche Tücher ein und setzten sie zurück in das eiserne Kästchen. Auch die Lederrolle legte Lord Beecham wieder in das Kästchen. Immerhin war es ein historischer Fund. Sollten sich doch die Historiker der Zukunft darüber die Köpfe zerbrechen.
    Sie vergruben das Kästchen am Rande einer Wiese etwa zwei Kilometer östlich von Shugborough Hall - und sie vergruben sie tief. Niemand würde sie hier finden.
    In den Jahren danach erinnerten sich Lord Beecham und Helen nur noch an die Wunderlampe, wenn sie Briefe von interessierten Wissenschaftlern erhielten. Oder aber, wenn Helen über den Friedhof ging und an Mrs. Freeladys Grab vorbeikam.
    Doch im Grunde geriet die Lampe in Vergessenheit und lebte höchstens in den Sagen, die erzählt wurden, hin und wieder auf.
    Lord Prith stellte seine Champagnerexperimente ein. Mimose, so sagte er, sei die verflüssigte Perfektion an sich, und man könne wohl kaum hoffen, das zu überbieten, obwohl an dem Namen noch zu feilen wäre.
    Lord Beecham und Helen bekamen sechs Kinder, mit denen der Lord - wen hätte das überrascht - so manch einen Winternachmittag vor dem Kamin saß und ihnen von Aladin und seiner Wunderlampe erzählte.
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