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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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nicht etwa zu den Leuten, die dort saßen, sondern auf die Eisbecher vor ihnen. »Vanille«, sagte sie. »Ich sterbe für Vanilleeis.« Das war auch seine Lieblingssorte. Er bestellte Schokolade.
    Lord Beecham sagte nichts, bis die Eisschalen vor ihnen standen. Er sagte auch nichts, bis sie die Hälfte ihrer Portion heruntergeschlungen hatte und genüsslich seufzte. Er schwieg, bis er selbst sein Eis aufgegessen hatte. Er hätte nichts dagegen, ihr nach dem Liebesspiel ein weiteres Eis zu servieren. Das würde sie immerhin ruhig stellen. Er hoffte nur, dass ihr das Eis nicht mehr Vergnügen bereiten würde als er selbst.
    Während Helen sich gedankenverloren umschaute, fragte er plötzlich: »Was sind das für Zwecke, für die ich geeignet sein soll?«
    »Sie sind sehr begehrt, nicht?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Da war es wieder. Diese Frau wollte ihn zum Kentern bringen. Das würde er nicht zulassen. »Schauen Sie mich an.« In ihm loderte es, aber es gelang ihm, sie unbekümmert anzulächeln. »Und benutzen Sie Ihre Ohren. Sie selbst sagten, dass ich es verstehen würde zu reden.«
    »Ja, das tun Sie«, erwiderte sie unkonzentriert. Sehnsüchtig starrte sie auf die große Schale Fruchteis vor einem dickbäuchigen Mann am Nebentisch.
    »Vergessen Sie's. Sie hatten genug Eis.«
    »Es ist wirklich verrückt«, sagte Helen, »aber wissen Sie, das Eis von Gunther's wirkt immer so entspannend auf mich.«
    Lord Beecham hob die Hand und rief nach dem Ober.
    Sie verspeiste noch zwei weitere Becher Eiscreme. Während sie ihre dritte Portion begann, fragte sie ihn: »Wissen Sie, wer das Pärchen dort drüben ist, die Dame mit dem geradezu schreiend blauen Kleid und der unzufrieden aussehende Herr?«
    Unauffällig blickte Lord Beecham in die Richtung, in die Helen gewiesen hatte. »Mr. und Mrs. Crowne. Sie sind gerade erst ein Jahr verheiratet, aber sie haben sogar in aller Öffentlichkeit nichts Besseres zu tun, als übereinander herzuziehen. Das, Miss Mayberry, ist der Grund, weshalb ein kluger Mann es tunlichst vermeidet, in dieses schwarze Loch namens Ehe zu springen. Heiraten ist das Ende, das Ende der Vernunft, der Freiheit und der Zufriedenheit.«
    Er zog ein angewidertes Gesicht, um seine Worte zu unterstreichen. Helen allerdings lächelte ihn verständnisvoll an und war nicht nur erfreut, sondern regelrecht erleichtert. Sie schob sich einen weiteren Löffel Eis in den Mund und ließ es auf der Zunge zergehen. »Da stimme ich Ihnen zu, Lord Beecham, heiraten ist etwas für Schwachsinnige.«
    Das allerdings verärgerte ihn maßlos. Ein Mann, schon seiner natürlichen Anlagen wegen, durfte der Ehe gegenüber negativ eingestellt sein, aber eine Frau doch nicht. Er ließ sich nichts anmerken. »Nun erzählen Sie mir aber endlich, von welchen Zwecken Sie gesprochen haben.«
    »Wir schweifen immer wieder vom Thema ab, nicht wahr?«
    »Ja, aber jetzt nicht mehr. Sagen Sie es mir. Verraten Sie mir, was Sie mit mir Vorhaben.«
    Helen war nicht dumm. Sie hatte genau erkannt, dass es ihm einzig und allein darum ging, mit ihr zu schlafen.
    »Sie haben also etwas gegen die Ehe?«
    »Ja, wie jeder vernünftige Mann. Die Natur hat es nur leider so eingerichtet, dass die Frau dem Mann einen Nachfolger gebären muss. Irgendwann vor seinem Tod muss der Mann also einen Sohn in die Welt gesetzt haben. Ich habe nicht vor zu sterben, bevor ich fünfzig bin. Daher werde ich mit neunundvierzig heiraten, einen Sohn zeugen und dann mit einem Lächeln auf den Lippen dahinscheiden. Wahrscheinlich wird meine schwangere Frau auch lächeln. Mein Anwesen in Devon ist äußerst reizvoll.«
    »Ich habe gelernt, dass hier jeder Nobelmann ein Landhaus besitzt und dass sie alle besondere Namen haben. Wie heißt Ihres?«
    »Paledowns.«
    »Ungewöhnlich.« Sie beugte sich zu ihm hinüber. »Für die Frau ist es etwas komplizierter, finden Sie nicht? Eine Frau ist gesellschaftlich sehr viel eingeschränkter - es sei denn, sie wirft alle Normen über Bord.«
    »Frauen regieren die Welt, Miss Mayberry. Wenn sie schlau sind, können sie die Männer mit einem einzigen Blick dazu bringen zu tun, was auch immer sie wollen.«
    »Was aber, wenn eine Frau nicht hübsch genug ist, Lord Beecham?«
    »Dann wird sie nicht allzu viele Männer regieren.«
    »Und wenn sie auch kein Geld hat?«
    »Dann wird sie ihre Dienste anbieten und den regieren, der sie dafür bezahlt.«
    »Ich habe noch nie einen solch zynischen Menschen getroffen wie Sie«, sagte Helen.
    »Ich bin nur
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