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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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Frauen. Das macht alles viel einfacher.«
    »Warum, um Gottes willen? Ach, natürlich, wie dumm von mir, Sie glauben, dass unverheiratete Frauen Sie nur zur Heirat bewegen wollen.«
    »Das ist so, wenn man reich ist.«
    »Sie sind wirklich sehr oberflächlich. Wenn ich Ihnen also sagen würde, dass ich zwar in Ihrer Gesellschaft sein wollte, Sie aber nicht heiraten wollte, würden Sie mir nicht glauben?«
    »Wenn Sie damit meinen, dass Sie mich nur als Liebhaber haben wollten, ja.«
    »Sie würden sich irren, Lord Beecham.«
    »Wir werden ja sehen.«
    Seine Geringschätzung und seine Skepsis regten sie auf. Am Rand des Pfades stand eine Bank. Helen setzte sich. Lord Beecham tat es ihr gleich und lehnte sich zu ihr hinüber. Welches Geheimnis lag in diesen kristallklaren Augen? »Was haben Sie mit mir vor, Miss Mayberry?«
    Sie wusste genau, was er wollte, wusste genau, was er dachte und wozu sie ihn benutzen wollte. Sie ließ ihre Zunge langsam die Oberlippe entlang gleiten. Er starrte auf ihren Mund und kam noch näher an sie heran.
    »Tun Sie das nicht«, sagte er, ohne die Augen von ihren Lippen abzuwenden. »Wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie hier und jetzt auf den Boden werfe, dann tun Sie das nicht noch einmal.«
    »Schon gut. Ich entschuldige mich. Sie sind ein stadtbekannter Verführer. Die Zahl der Frauen, mit denen Sie geschlafen haben, überragt die der Männer, die ich gezüchtigt habe, um ein Vielfaches. Haben Sie eigentlich einen Bastard?«
    »Nein, keinen Einzigen. Ich würde einer Frau niemals zumuten wollen, ein Kind auszutragen.«
    »Ich verstehe. Aber auch bei größter Vorsicht kann es zu einer Empfängnis kommen.«
    »Nicht bei mir! Eher geht die Sonne nicht mehr auf, als dass ich eine Frau ungewollt schwängere. Da, Sie tun es schon wieder.«
    Sanft zog er sie zu sich heran und küsste sie. Seit damals mit Gérard war sie nur ein einziges Mal mit einem Kuss überfallen worden. Nein, sie wollte jetzt nicht an Gérard denken. Sie hatte ihn damals in die Zunge gebissen und dann k. o. geschlagen. Aber das hier war sanft, eine Erkundung, eine verlockende Einladung. Und das sollte es auch sein. Immerhin war Lord Beecham ein Meister seines Faches.
    Helen wollte nicht, dass er aufhörte, sie zu küssen, aber als er sich von ihr löste, hinderte sie ihn auch nicht daran.
    Er strich ihr mit dem Daumen über die Augenbraue. »Verraten Sie es mir, Miss Mayberry«, ermunterte er sie mit der sanftesten, köstlichsten Stimme, die sie je gehört hatte. »Was haben Sie mit mir vor?«
    Helen hatte noch nie die Kontrolle verloren. Das würde ihr auch jetzt nicht widerfahren, obwohl sie nahe daran war, ihn zu Boden zu werfen und so lange zu küssen, bis er sie anflehen würde.
    »Vielleicht«, sagte sie und schluckte, »vielleicht kenne ich Sie immer noch nicht gut genug, um es Ihnen zu erzählen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Da ist noch etwas, das Douglas über Sie gesagt hat.«
    »Und um welche Art von Beleidigung handelt es sich dieses Mal?«
    »Keine Beleidigung. Er sagte, dass über Ihnen ein Schatten läge, dass Sie eine dunkle Seele hätten.«
    Er wich ihrem Blick aus und stand auf. »Mit der Zeit verändern sich die Dinge, Miss Mayberry. So dunkel ist meine Seele gar nicht mehr. Nun, wo kann ich Sie hinbringen? Es wäre mir eine Freude, Sie nach Hause zu begleiten.«
    »Sie sind verärgert, weil ich nicht augenblicklich über Sie hergefallen bin.« Helen stand neben ihm und blickte ihm direkt in die Augen. »Ein Mann Ihres Alters sollte wirklich nicht mehr trotzig werden, nur weil er nicht bekommt, was er will. Das ist kindisch, Lord Beecham.«
    Er lachte, zum dritten Mal innerhalb von zwei Tagen. Oder war es gar das vierte Mal? Er hörte abrupt auf und fasste sich irritiert an den Mund.
    »Fehlt Ihnen etwas?«
    »Nein«, sagte er und lächelte ihr in die schönen blauen Augen. »Es ist nichts. Ich bin auch nicht trotzig. Das haben Sie falsch verstanden. Sie sind eine Frau. Frauen interpretieren die stillen Verlangen von Männern oft falsch.«
    Helen schnaubte.
    »Es mag ja sein, Miss Mayberry, dass Sie aussehen wie eine Göttin, aber ich versichere Ihnen, ich kann auch ohne Sie leben.«
    »Eine Göttin?«
    »Frauen hören auch oft nur das, was sie hören wollen.«
    »Ein Punkt für Sie. Mein Vater und ich wohnen im Grillon Hotel.«
    Lord Beecham schaute sich um und rief nach Babcock.
    Leonine Octavius Mayberry, Baron Prith, der Sechste, schaute über seine lange, schmale Nase hinweg auf sein
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