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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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wieder einmal so gestritten - wir könnten heute beide kaum noch sagen, worüber genau - außer, dass er auf mich losging und mich eine alte Jungfer nannte. Immer wenn ich ihn provoziere, klagt er zum Himmel, was für ein unnormales Mädchen er hat. Dabei bin ich gar nicht unnormal. Ich bin bloß ...«
    Sie stockte. »Ein großes Mädchen«, ergänzte Lord Beecham.
    »Auch das.« Sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln und reichte ihm die Hand. »Ich bin Helen Mayberry, Tochter des exzentrischen Baron von Prith, dem größten Nobelmann von ganz England.«
    Lord Beecham streckte sich zu vollster Größe, um die fünf Zentimeter Größenunterschied zu betonen. Er nahm ihre Hand und zog diese in einer sanften Drehung an sich heran, um sie zu küssen. Er fühlte ein leichtes Zittern. Hervorragend. Wenn er sich weiterhin galant gäbe, dürfte sie mit etwas Glück schon am frühen Abend entkleidet in seinem Bett liegen.
    »Ich bin Spenser Nicholas St. John Heatherington«, sagte er. »Nennen Sie mich Spenser, Heatherington oder Beecham, wie es Ihnen am besten gefällt. Ich bin nach Edmund Spenser benannt. Meine Mutter bewunderte Queen Elisabeth. Und deshalb beschloss sie, mich nach dem Mann zu benennen, den die Königin am meisten verehrte. Mein Vater hat mir einmal erzählt, dass wir möglicherweise sogar entfernt mit ihm verwandt sind. Wer weiß?«
    »Für mich hört sich das eher nach einem Märchen an«, sagte Helen.
    Er grinste sie an. «Da stimme ich Ihnen zu, aber immerhin ist es eine nette Geschichte. Und Sie wollen mir weismachen, dass Sie noch keinen Mann gefunden haben, der es wert wäre, Ihre zweifelsohne wundervollen Füße zu küssen, Miss Mayberry?«
    »Zumindest keinen, mit dem ich mir eine Zukunft vorstellen konnte. Sie wissen ja, es gibt in diesem Land so unendlich viele kurz gewachsene Langweiler. Ich habe wirklich nichts gegen kleine Männer, aber Langweiler mag ich gar nicht. Mögen Sie etwa langweilige Damen?«
    »Damen sind nie langweilig, Miss Mayberry. Nicht, solange man mit ihnen umzugehen weiß.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dem zustimmen kann.«
    »Wenn Sie sich entschieden haben, werden Sie es mir hoffentlich mitteilen. - Sie wollten sich doch mit mir treffen, Miss Mayberry?«
    Das war ein Schuss ins Dunkle. Denn als sie - die Möglichkeit einer Verabredung erwähnend - ins Zimmer gestürmt war und ihn so entgeistert angesehen hatte, da hatte er zu hoffen gewagt, dass er es sei, den sie treffen wollte.
    Anstatt verärgert zu reagieren und die Unterstellung zurückzuweisen, nickte Miss Mayberry. »Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben, das herauszufinden, aber es ist wahr.
    Es ist mir eine Freude, Sie zu treffen. Und das Beste daran ist, dass ich nun gar kein scheinbar zufälliges Treffen mehr arrangieren muss - obwohl mein Plan wirklich exzellent war.«
    Er schaute sie fasziniert an. Bis zum frühen Abend waren es noch etwa sechseinhalb Stunden. Das müsste ausreichen. »Was hatten Sie mit mir vor?«
    »Ich wollte Sie im Park umreiten.«
    »Sie wollten mich unter die Hufe Ihres Pferdes bringen?«
    »Nein, ich wollte Sie natürlich nicht verletzen.« Sie hielt einen Augenblick lang inne. Sie strahlte eine spröde Lasterhaftigkeit aus. Lord Beecham hätte sich beinah ein zweites Mal verschluckt, als sie hinzufügte: »Jedenfalls nicht bei dieser Gelegenheit.«
    Hatte sie das wirklich gesagt? Hier, in aller Öffentlichkeit, vor ihm und Alexandra? Und wieder stiegen Bilder in ihm auf, wie sie beide nackt auf seinem Bett lagen. Die Nachmittagssonne beschien das Laken. Würde sie darauf bestehen, ihn zu züchtigen? Er hoffte es inständig.
    »Ich stellte mir vor, das Gleichgewicht zu verlieren und Ihnen direkt in die Arme zu fallen.«
    »Abhängig von Ihrem Schwung hätten Sie mir unter Umständen die Knochen gebrochen.«
    »Oje, darüber habe ich überhaupt nicht nachgedacht. Ich hätte Sie womöglich wie einen Pfahl in den Boden getrieben oder Ihnen die Rippen gebrochen. Aber dann hätte ich mich neben Sie auf den Boden gehockt und Ihre Hand gehalten, bis Sie wieder zu Bewusstsein gekommen wären. Das wäre doch schön gewesen. Sie hätten mich angelächelt und ganz langsam die zitternde Hand gehoben, um meine Wange zu berühren. Hört sich das nicht schön an?«
    »Aber nur für Sie. Ich hätte das nicht so angenehm empfunden. Wissen Sie, Männer mögen es nicht, schwach zu sein.«
    Alexandra räusperte sich. »Ich unterbreche ungern, aber ich muss Ihnen sagen, Spenser, dass Douglas
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