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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition)
Autoren: Eireann Nóc
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herum und es tun wirklich alle das, was er sagt.
    Meistens zumindest.
    Vorschläge werden ihm zwar manchmal abgeschlagen, aber damit kommt er prima klar. Ein gutes Oberhaupt für eine Band, wie ich finde.
    Ich habe Bands zu oft scheitern gesehen, weil die Führung zum schmeißen war.
    Als Uchin das Licht abdreht, schläft Puka bereits wie ein Baby. Er powert sich den ganzen Tag über aus und jammert rum, wenn es heißt, schlafen zu gehen, ist dann aber der Erste, der ins Land der Träume eintaucht.
    Keiner von ihnen hat Hemmungen davor, einen Fremden einfach so aufzunehmen und ihm blindlings zu vertrauen. Ich werde dieses wunderbare Vertrauen niemals ausnutzen – und genauso wenig verstehen.
    Never.
    Ich meine, ich könnte ja sonst wer sein!
    Gerade jetzt hätte ich die Möglichkeit, alle abzuschlachten. Bleibt nur die Frage, wieso ich das tun sollte …
    Irgendwann höre ich Kurenai leise schnarchen. Ob Tsuto schläft oder nicht kann ich nicht sagen. Er sitzt aufrecht, an die Wand angelehnt, da und hat die Augen geschlossen. Das Licht der Stadt erhellt den Raum mehr als genug, um genügend sehen zu können. Ich muss gestehen, dass wir zwar heute durch die vollgestopfte Stadt gerannt sind, aber ich hatte nur Augen für die Jungs und habe mit keine Ahnung mehr, wo wir überall vorbei gerannt sind. Gehen wir demnächst wieder durch die Stadt, werde ich mich wohl nicht mehr daran erinnern können, gewisse Teile schon einmal gesehen zu haben – bis auf den Bahnhof.
    Zwei Stunden lausche ich meinem Herzen, das wie wild hämmert und mir das Blut mit geballter Kraft in den Kopf pumpt, was es mir unmöglich macht, zu schlafen. Drei Stunden nachdem alle Lichter abgedreht worden sind, erhebe ich mich und suche in der Küche nach einem Glas und dem Wasserhahn, wobei ich gegen irgendetwas gestoßen bin, weshalb ich morgen einen unschönen blauen Fleck auf meinem Allerwertesten vorfinden werde.
    Auch nach dem Glas Wasser kann ich nicht einschlafen.
    Unruhig wie ich bin, habe ich mich in eine andere Ecke des Raumes gesetzt und habe versucht, dort zu schlafen.
    Im Sitzen.
    Tsuto scheint das auch zu schaffen, bei mir klappt es jedoch nicht.
    Langsam geht die Sonne auf und taucht den Raum in ein fahles Licht. Leise grunzend setze ich mich auf. Die Nacht war ein vollkommener Misserfolg.
    Angezogen, ungeschminkt, weil das für die Proben jetzt nicht mehr notwendig ist, verlasse ich das Zimmer so leise wie nur möglich und suche den Übungsraum auf. Die Jungs schlafen alle noch.
    Nach einer zwanzigminütigen Suche gebe ich auf. Ich bin noch zu müde, um mich daran erinnern zu können, wo dieser verdammte Raum ist. Gen Ende, meinen Nerven sei Dank, finde ich ihn dann doch noch. Meine Geige steht immer noch da, wo ich sie gestern hab liegen lassen.
    Die Jungs werden erst in den nächsten Stunden hier auftauchen. Ich habe also genügend Zeit, eine ihrer CDs in den Recorder zu stopfen und sie mir anzuhören. Bewaffnet mit meienr Geige, halte ich mich bereit.
    Kaum ist die CD eingelegt, spiele ich einfach. Ich muss nicht darüber nachdenken, was ich tu! Mein Gehirn filtert die Stellen heraus, bei denen „unbedingt der Klang meiner Geige hinein gehört“ (zumindest behauptet das mein stolzes Gehirn vehement) und füllt diese Lücken. Ich verschwende keinen Gedanken mehr daran, wo welcher Ton zu finden ist. – Dafür habe ich viel zu intensiv geübt.
    Nicht zu jedem Lied passt der Klang einer Geige, aber in vielen, an so manchen Stellen. Die Jungs haben mich also nicht nur deshalb gebraucht, weil sie verzweifelt waren, sondern weil sie wussten, dass der Klang der Geige ihre Musik am besten aufputschen kann und sie sicher auch wussten, dass ich Geige spiele. Auch wenn das jetzt nur Spielereien sind, was ich hier unten im Übungsraum mache, macht es mir Spaß.
    Ihre Musik trifft zwar nicht meinen Geschmack und ich kann auch nicht „mitleiden“, wie ihre eigentlichen Fans, aber ich denke ich kann mich zumindest halbwegs in die Musik hinein versetzen.
    Wie viel Zeit wohl schon vergangen ist? Hier unten gibt es kein Fenster und keine Uhr. Und noch etwas ist hier seltsam. Mir wird erst klar, dass ich das Krachen verursacht habe, als ich bereits schlaftrunken an der Wand lehne und zu Boden rutsche.
    Gott segne die Wand!
    Das hätte sonst einen weiteren blauen Fleck gegeben.
    Mächtig eigenartig und für mich ziemlich ungewöhnlich, vor allem, weil mir so etwas nie passiert. Und ganz ehrlich steh‘ ich nicht besonders auf solche Momente. Zum
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