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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition)
Autoren: Eireann Nóc
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auf sich aufmerksam macht, eben weil sie so anders ist. Sie spielen gut, wenn auch nicht fehlerfrei, was angeblich viele Japaner anspricht, weil sie sich genauso unvollständig fühlen, wie GierO spielt. Das macht Konzerte immer zu einem wundervollen Erlebnis. Er meint, man spürt ganz genau, dass die Fans mit ihnen mitleiden.
    Leiden.
    Kann man das so nennen?
    Ich würde auf ihren Konzerten leiden, weil ich den Sound nicht aushalte.
    Und mich brauchen sie jetzt, als Extrazuckerl.
    Ich wette, dass es hier um mehr geht, als sie zugeben wollen.
    Ich wette , dass sie entweder darauf hinarbeiten, dass ich mich in die Band eingliedere und bei ihnen als anerkanntes Mitglied der Band bleibe, das ihnen seit dem Ausscheiden von Yoru fehlt. Oder sie wollen mich tatsächlich nur dabei haben, um behaupten zu können, sie hätten sogar schon mit einem österreichischen Musiker zusammen gearbeitet, was ihrem Ruf sicher nicht schadet.
    Yorus Austritt soll der Band sehr geschadet haben. Seit er weg ist, lief es eher schlecht als recht. Yoru hat ebenfalls Geige gespielt und manchmal auch Trompete. Er verließ die Band aus privaten Gründen. Er hat jung geheiratet und arbeitet nun im Hotel seines Vaters.
    Als Mediendesigner.
    Niemand ist deshalb böse auf ihn, aber seither haben sie sich nicht wieder gesehen. Seine Frau scheint etwas dagegen zu haben, aus Angst, er könnte sich der Band wieder anschließen und keine Zeit mehr für sie haben.

    Ich hatte diesen Abend mit den Jungs so viel Spaß, wie ich ihn zu Hause schon seit Urzeiten nicht mehr hatte. Die Jungs behandeln mich so, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich könnte schwören, sogar Tsuto hat einmal mitgelacht, als Puka und ich geblödelt haben, was er selbstredend sofort hinter vorgehaltener Hand versteckt hat, als er bemerkte, dass ich ihn gesehen habe.
    Was ich nicht herausgefunden habe ist, wie die Jungs in Wirklichkeit heißen. Ich habe erst gar nicht nachgefragt. Sie fragen mich ja auch nicht nach meinem Namen. Dafür haben sie mir erzählt, dass sie es sich einmal im Monat gönnen, ihre Familien zu besuchen, wenn sie nicht gerade auf Tour sind.
    Der Großteil von ihnen hat seine Familie finanziell unterstützt, als es noch möglich war, und hat es auch wieder vor, sobald sie wieder auf gutem Weg sind.
    Angeblich ist das so üblich.

    Erst fiel es mir nicht auf, aber explizit dieser Teil des Gebäudes, in dem ich mit den Jungs war, ist speziell für Bands mit ausschließlich männlichen Mitgliedern – das Personal nicht inbegriffen. Dann gibt es noch einen Teil für Bands, denen Männer und Frauen angehören, und den für Mädchen. Dass es einen Männer- und einen Frauentrack gibt, kann ich unter Umständen noch verstehen, aber wozu gibt es dann noch einen Bereich für beide Geschlechter gemeinsam? Das bringt doch nullkommagarnichts! Das Gebäude ist nicht so groß, wie es sich vielleicht anhört. Eigentlich sind hier einfach nicht viele Bands, weil die meisten von ihrer Musik unmöglich leben können. Die, die hier sind, haben es zumindest soweit geschafft, sich ein kleines Leben aufzubauen und sich selbst zu finanzieren. Muss trotzdem scheiße sein, zwischen den Losern und den Profis zu stehen. Auch wenn hier alle wahnsinnig ehrgeizig wirken, steht ihre Zukunft in den Sternen und keiner von denen hier kann ehrlich von sich behaupten, dass er weiß, ob er morgen noch Reis in der Schüssel haben wird. In Österreich wäre so etwas undenkbar! Wer in Japan nichts (vorzuweisen) hat, ist selbst auch nichts wert. In Österreich ist es nicht ganz so wichtig, ganz oben zu stehen.
    Meine Sachen stehen schon alle im Zimmer, als wir im oberen Stockwerk ankommen. Im Prinzip ist ihr Zimmer nicht mehr als ein winziger Raum. Das, was sie Küche nennen, befindet sich direkt neben dem vorhanglosen Fenster, das sicher nicht größer ist, als mein Drucker zu Hause. Eine schmale Tür im Zimmer, das von den Jungs stolz „Wohnung“ genannt wird, führt zum Bad, das selbstverständlich eine Badewanne vorzuweisen hat.
    Mitten im Zimmer liegen Futons und Liegematten, die fast den gesamten Boden bedecken. Auch für mich ist bereits eine dabei.

    Ich habe Angst, alleine im Dunkeln. Angefangen hat es in meiner Kindheit und ist seither nicht wieder verschwunden. Kein Mensch weiß, warum das plötzlich so war.
    Ich ebenso wenig.
    Dass Kinder Phasen haben, in denen sie Angst vor der Dunkelheit haben, ist in Österreich vollkommen normal (in Japan allerdings ein Fremdwort), doch
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