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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest
Autoren: Jørn Lier Horst
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tödlichen Schlag ein Kampf vorausgegangen war. Zwei kleine Bilder hingen unverrückt an der Wand. Ein Paar Joggingschuhe stand penibel ausgerichtet neben der Tür. Zwei Anoraks hingen ordentlich an einer Reihe Garderobenhaken. Auch weiter hinten im Haus waren keine anderen zerstörerischen Spuren zu sehen als die, die Wisting schon bei unzähligen früheren Einbrüchen gesehen hatte.
    »Und wo ist das Diebesgut?«, fragte er und machte einige Schritte in die luxuriöse Hütte hinein.
    »Vielleicht ist er für eine zweite Runde zurückgekommen?«, schlug der Polizist vor, der immer noch draußen stand. »Wollte vielleicht noch mehr holen?«
    »Möglich«, murmelte Wisting nachdenklich. »Wem gehört die Hütte eigentlich?«
    »Hat Ihnen das keiner gesagt? Thomas R ø nningen.«
    »Dem Fernsehmoderator?«, fragte Wisting und starrte auf die Leiche.
    Der Kollege draußen nickte.

4
    Wisting überließ Mortensen den Tatort und ging hinaus auf den Platz vor der Hütte. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Das Wasser tropfte vom Mützenschirm des uniformierten Einsatzleiters.
    »In welche Hütten wurde sonst noch eingebrochen?«, erkundigte Wisting sich.
    Der Kollege in Uniform wandte sich Richtung Norden und zeigte auf eine Hütte, die ein Stück entfernt stand. Ihre Umrisse zeichneten sich vor dem Nachthimmel ab und Wisting konnte sehen, dass die Fenster erleuchtet waren. Auf einer kleinen Bodenerhebung stand ein Fahnenmast mit einer Flagge, die im Wind schlug.
    »Der Besitzer heißt Ove Bakkerud. Der Anruf kam von ihm. Er ist vor einer Stunde aus Oslo gekommen und entdeckte, dass bei ihm eingebrochen worden war. Anschließend ging er hierher, um nach dem Rechten zu sehen, und fand die Leiche.«
    Wisting fuhr sich mit der Hand über das regennasse Gesicht. »Bei wem noch?«
    Der Polizist zog einen Notizblock aus der Tasche und drehte den Rücken schützend in den Wind.
    »Jostein Hammersnes.« Er zeigte über Wistings rechte Schulter. »Ihm gehört die Hütte drüben auf der Landzunge. Er hat den Einbruch ungefähr zur selben Zeit an die Zentrale gemeldet, als wir die Nachricht über den Leichenfund bekamen. Es können durchaus noch mehr sein, aber von den beiden wissen wir es mit Sicherheit. Wir gehen jetzt von Hütte zu Hütte.«
    »Was habt ihr mit den beiden Hütten gemacht?«
    »Wir haben sie abgesperrt.«
    Wisting nickte. Sie hatten wenigstens drei Tatorte, die in Zusammenhang standen, was die Chance, Spuren des Täters zu finden, mindestens verdreifachte. Keine schlechte Ausgangslage.
    »Wir haben Kriminaltechniker aus dem gesamten Regierungsbezirk angefordert«, sagte der Einsatzleiter, als wüsste er, was Wisting durch den Kopf ging.
    »Was ist mit den Besitzern?«
    »Wir sind gerade dabei, sie in einem Hotel in Stavern unterzubringen. Ihr könnt sie morgen früh vernehmen.«
    »Habt ihr irgendwas gesehen?«
    Der andere schüttelte den Kopf und wollte gerade etwas sagen, als er von Hundegebell ganz in der Nähe unterbrochen wurde. Gleichzeitig knisterte es in seinem Ohrstöpsel. Er hob die Hand und drückte ihn fester in den Gehörgang.
    »Die Hundestreife hat das Gelände in östlicher Richtung abgesucht. Sie haben ein Mobiltelefon gefunden«, übermittelte er. »Sie fragen, was sie damit machen sollen.«
    »Den Fundort markieren und das Ding herbringen«, sagte Wisting.
    Der Einsatzleiter gab es weiter. Kurz darauf kam ein junger Polizist mit dem Mobiltelefon angelaufen, versiegelt in einem Asservatenbeutel aus durchsichtigem Plastik.
    »Der Akku ist noch nicht ganz leer«, erklärte er und gab Wisting den Beutel. »Wir sollten besser gleich nachsehen, bevor es ausgeht. Sonst brauchen wir den PIN-Code, um es wieder anzuschalten.«
    Wisting nahm den Beutel entgegen. Durch das Plastik h indurch drückte er eine Taste, um das Display zu beleuchten. Es war ein Mobiltelefon von Sony Ericsson und er kannte sich mit der Menüführung aus. Er überprüfte die Gesprächsliste. Nichts. Keine empfangenen oder gesendeten Telefonate. Er fand zurück zum Hauptmenü und rief die SMS-Liste auf. In der Eingangsbox lag nur eine Nachricht, empfangen um 16.53 Uhr. Sie bestand aus nichts als einer Zahl: 2030 . Der Absender war eine neunziffrige ausländische Nummer.
    Im Ordner der gesendeten SMS lagen zwei Nachrichten an dieselbe Nummer. Die erste war um 16.54 Uhr abgeschickt worden. OK . Die andere um 20.43 Uhr: I am here.
    Wisting durchsuchte noch andere Ordner, doch außer den drei SMS waren keine weiteren Informationen
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