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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Enoch-Bahnhof. Hier erkundigte sich Wimsey nach dem Beamten, der um 14 Uhr 16, als der Zug aus Dumfries einlief, an der Sperre gesessen hatte. Man zeigte ihm den Mann an einem der Ausgänge. Wimsey kramte seine Gesichtszüge zu einem sauertöpfischen Lächeln und näherte sich dem Beamten mit einer Miene besorgten Wohlwollens.
    «Ah, guten Abend. Ich glaube, Sie waren an der Sperre, als ich heute um 14 Uhr 16 hier ankam. Sagen Sie mal, wissen Sie, daß Sie mich durchgelassen haben, ohne mir mein Billett abzunehmen? Doch, doch, haha! Ich hätte genausogut die Gesellschaft betrügen können und so weiter. Sie sollten wirklich besser aufpassen. Jawohl, ich bin nämlich Aktionär der Gesellschaft, und ein Vetter von mir ist hier Direktor, und ich finde, das ist einfach eine Schlamperei. Ja, natürlich würde es eine Untersuchung geben, wenn nachher bei der Abrechnung ein Billett fehlte, aber, haha! – aber bis dahin wäre ich ja längst über alle Berge, nicht wahr? Kein Wunder, daß die Dividende immer kleiner wird. Aber ich will Ihnen ja keine Scherereien machen, mein guter Mann, darum bringe ich Ihnen hier das Billett, und wenn ich Sie wäre, würde ich es einfach zwischen die andern stecken und kein Wort darüber verlieren. Aber in Zukunft passen Sie gefälligst besser auf, ja?»
    Während dieser Tirade, die er in einem einzigen Atemzug abspulte, um keine Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, hatte sich der Gesichtsausdruck des Beamten von müder Höflichkeit in Erstaunen und von Erstaunen in Zorn verwandelt.
    «Heda, Sir!» sagte er, kaum daß er eine Gelegenheit sah, auch mal ein Wort anzubringen. «Ich weiß ja nicht, was Sie damit bezwecken, aber ich laß mich doch nicht zweimal in vierzehn Tagen so hereinlegen!»
    Hier mischte sich Inspektor MacPherson ein.
    «Hören Sie mal, mein Bester», sagte er, «ich bin von der Polizei und muß Sie bitten, mir Rede und Antwort zu stehen. Ist Ihnen das gleiche schon einmal passiert?»
    Der Schalterbeamte, dem der Schreck jetzt gründlich in die Glieder gefahren war, entschuldigte sich stotternd und gab dann die Geschichte zum besten.
    Er hatte vor vierzehn Tagen genau um dieselbe Zeit Dienst gehabt. Da war ein Herr gekommen, genau wie vorhin Wimsey, hatte ihm ein Billett gegeben und erklärt, er sei irgendwie durch die Sperre geschlüpft, ohne es abgeben zu müssen. Er (der Beamte) habe das Billett geprüft und gesehen, daß es ordnungsgemäß in Maxwelltown, Huriford und Mauchline entwertet worden war, und darum habe er keinen Anlaß gesehen, an der Aussage des Reisenden zu zweifeln. Um sich keinen Tadel wegen Unaufmerksamkeit einzuhandeln, habe er sich bei dem Herrn bedankt und das Billett ins Büro gebracht, wo ein Angestellter gerade die Fahrkarten des Tages für die Übergabe an das Rechnungsamt vorbereitet habe. Dieser habe bereitwillig die Fahrkarte in das entsprechende Bündel gesteckt, und seitdem habe er nichts mehr davon gehört. Es tue ihm leid, aber da die Fahrkarte allem Anschein nach vollkommen in Ordnung gewesen sei, habe er sich nichts Böses dabei gedacht. Als MacPherson ihm Fergusons Foto zeigte, bestätigte der Beamte ein wenig zögernd, daß dies der Reisende gewesen sei, der ihm das Billett gebracht habe.
    Der Büroangestellte bestätigte die Erzählung des Sperrbeamten, und so blieb nur noch ein Besuch im Rechnungsamt, um einen Blick auf die Fahrkarte selbst zu werfen. Da diese schon einmal Gegenstand einer polizeilichen Untersuchung gewesen war, existierte sie zum Glück noch. Eine gewissenhafte Überprüfung ergab eine geringfügige Abweichung der Typenform von den ordnungsgemäß entwerteten übrigen Karten im selben Bündel, und außerdem lautete die Buchstabenkombination des angeblichen Stempels von Mauchline, während die anderen alle die Kombinationtrugen. Der Buchstabe hinter den Ziffern, so wurde ihnen erklärt, sei das Kennzeichen des jeweiligen Beamten, der die Karten im Zug entwertet habe. Jeder habe seine eigene Zange, und die Kennzeichen von Mauchline reichten von 23A bis 23G. Obwohl also das Zeichenfür Mauchline vollkommen in Ordnung sei, könne es als verdächtig angesehen werden, daß der Beamte mit dem Kennzeichen A von allen Fahrkarten in diesem Zug nur die eine entwertet haben solle. Bei den voraufgegangenen Ermittlungen sei es allerdings nur darum gegangen, ob die Fahrkarte tatsächlich in Glasgow eingegangen sei, und so habe man auf die Kontrollmarkierungen nicht weiter geachtet. Nun allerdings sei hinreichend erwiesen,
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