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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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daß die Markierungen gefälscht seien, und zwar sehr gut.
    Bei ihrer Rückkehr ins Hotel wurden Wimsey und der Inspektor schon von Dalziel mit weiterem Beweismaterial erwartet. Ein Mann, der auf Fergusons Beschreibung paßte, sei an dem fraglichen Dienstag in einen Laden für Buchbindereibedarf gekommen und habe einen Satz Prägebuchstaben verlangt, die in Größe und Form denen auf den Fahrkarten entsprachen. Er habe erklärt, daß Buchbinderei sein Steckenpferd sei, und er wolle damit die Buchrücken einiger Bände mit den Bezeichnungen SAMUEL 1, 2, 3 und 4 beschriften – darin waren alle Buchstaben und Zahlen enthalten, die er zur Fälschung der Kontrollmarkierungen benötigte. Der Fall Ferguson war komplett.
    Wimsey war recht still, als sie mit dem letzten Zug von Glasgow zurückfuhren.
    «Wissen Sie», sagte er, «ich habe Ferguson eigentlich recht gern gehabt, während ich Campbell um keinen Preis ausstehen konnte. Ich wünschte –»
    «Nichts zu machen, Wimsey», sagte der Polizeipräsident.
    «Mord ist Mord und bleibt Mord.»
    «Nicht immer», sagte Wimsey.
    Als sie nach Hause kamen, war Ferguson schon verhaftet. Er hatte seinen Wagen holen wollen, und als er sah, daß der Magnetzünder fehlte, hatte er Hals über Kopf zum Bahnhof rennen wollen. Ross und Duncan hatten sich daraufhin zum Eingreifen bemüßigt gesehen. Er hatte nichts gesagt, als sie ihn festnahmen und über seine Rechte belehrten, und nun saß er auf dem Polizeirevier von Newton Stewart und erwartete sein Verhör. Als man ihm die gefälschte Fahrkarte zeigte, gab er auf und erklärte sich trotz der Rechtsbelehrung zur Aussage bereit.
    «Es war kein Mord», sagte er. «Ich schwöre vor Gott, es war kein Mord. Es war die reine Wahrheit, als ich Ihnen sagte, daß es sich nicht im entferntesten so abgespielt hat, wie Sie es rekonstruiert haben.
    Campbell kam um Viertel nach zehn nach Hause, genau wie ich gesagt habe. Er kam direkt zu mir hereingeplatzt und prahlte, was er mit Gowan angestellt habe und was er mit Farren noch machen wolle. Er hatte noch weiter getrunken, nachdem er gekommen war. Dann fing er an, mich wüst zu beschimpfen, und sagte, er wolle jetzt mit mir ein für allemal abrechnen. Er war sehr beleidigend. Ich sage Ihnen, es war kein Mord. Campbell glaubte seine große Nacht zu haben, und was ihm passiert ist, hat er sich selbst zuzuschreiben.
    Ich habe ihm gesagt, er soll mein Haus verlassen. Er ging nicht, und da habe ich versucht, ihn mit Gewalt hinauszudrängen. Er hat mich angegriffen, und es kam zum Kampf. Ich bin stärker, als ich aussehe, und er war nicht nüchtern. Es gab eine Prügelei, und ich habe ihm einen kräftigen Kinnhaken verpaßt. Er taumelte hintenüber und schlug mit dem Kopf gegen die abgerundete Ecke des Ofens im Atelier. Als ich hinging und ihn aufheben wollte, war er tot. Das war um elf.
    Nun, ich war erschrocken. Ich wußte ja, daß ich oft gedroht hatte, ihn fertigzumachen, und ich hatte keine Zeugen. Da lag er nun in meinem Haus und war tot, und zweifellos war ich als erster gewalttätig geworden.
    Dann kam mir der Gedanke, daß ich es als Unfall hinstellen könnte. Ich brauche nicht ins einzelne zu gehen, da Sie ja anscheinend schon alles wissen. Mein Plan klappte wie am Schnürchen, mit einer Ausnahme, aber darüber bin ich auch hinweggekommen, und das hat mir, ehrlich gesagt, gut getan. Ich hatte von Barrhill aus fahren wollen, aber dort habe ich den Zug verpaßt, und dann habe ich mich an diesen Klinkenputzer drangehängt, was ja mein Alibi noch viel besser machte, denn auf den ersten Blick mußte es unmöglich erscheinen, daß ich rechtzeitig nach Girvan gekommen war, besonders als ich durch Jock Graham erfuhr, daß Sie wußten, daß ich frühestens um halb zwölf vom Minnoch aufgebrochen sein konnte.
    Pech war natürlich, daß die Leiche so früh gefunden wurde. Ich wußte, daß es da Schwierigkeiten mit der Todesstarre geben würde. War es das, wodurch Sie zum erstenmal auf die Idee gekommen sind, daß es Mord gewesen sein könnte?»
    «Nein», sagte Wimsey. «Das war Ihre Angewohnheit, Farben in die Tasche zu stecken. Ist Ihnen aufgefallen, daß Sie Campbells Schieferweiß mitgenommen haben?»
    «Ich hab’s erst gemerkt, als ich zu Hause war. Aber ich hätte nie gedacht, daß einer das merken würde. Das schlaue Kerlchen waren doch sicher Sie, Wimsey? Ich hätte das Ding zum Minnoch gebracht und dort irgendwo weggeworfen, aber dann hatten Sie es schon gesehen, als Sie zu mir ins Atelier
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