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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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verschnaufen. Bis wir in Ayr sind, passiert nichts weiter.»
    Nach einem Aufenthalt in Maybole, wo die Fahrkarten eingesammelt wurden, zuckelte der Zug weiter nach Ayr. Kaum daß er anhielt, war Wimsey schon draußen. Er rannte zum Gepäckwagen, MacPherson hinter ihm drein.
    «Geben Sie mir mal schnell mein Fahrrad raus», sagte er zum Schaffner. «Sie sehen’s schon dort. Mit Anhänger nach Ayr. Hier ist der Gepäckschein.»
    Der Schaffner – derselbe übrigens, den Ross zuvor schon einmal ausgefragt hatte – starrte Wimsey an und schien zu zögern.
    «Geht in Ordnung, Schaffner», sagte MacPherson. «Ich bin von der Polizei. Geben Sie dem Herrn ruhig, was er verlangt.»
    Der Schaffner überreichte mit verständnislosem Blick das Fahrrad und bekam dafür den Gepäckschein. Wimsey drückte ihm einen Shilling in die Hand und eilte mit dem Fahrrad den Bahnsteig entlang bis zu einer Stelle nahe dem Bahnhofsausgang, wo eine Ecke des Zeitungsstandes ihn vor den Blicken sowohl des Schaffners als auch des Schalterbeamten verbarg. Dalziel sah, daß MacPherson damit beschäftigt war, den Schaffner aufzuklären, also ging er Wimsey ruhig nach und kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie er mit langer Zunge den Gepäckanhänger nach Euston anleckte und über den nach Ayr klebte. Nachdem dies getan war, eilte Wimsey, die Reisetasche in der Hand, zum Bahnhof hinaus, bog in die kleine Nebenstraße und betrat die Bedürfnisanstalt. Keine Minute später war er wieder draußen, ohne Brille, mit weichem Filzhut statt Mütze und in den Regenmantel gehüllt. Fahrgäste eilten jetzt durch die Schalterhalle, um den Zug nach Glasgow zu erreichen. Wimsey mischte sich unter sie und löste ein Dritter-Klasse-Billett nach Glasgow. Dalziel, der ihm keuchend auf den Fersen folgte, löste vier. Bis er sie bezahlt hatte, war Wimsey verschwunden. Der Polizeipräsident und der Staatsanwalt, die an der Fahrplantafel am Ende der Nebengleise warteten, sahen Wimsey augenzwinkernd näher kommen und das Fahrrad an die Fahrplantafel lehnen. Sie waren wahrscheinlich die einzigen Menschen, die von diesem Manöver etwas bemerkten, denn inzwischen war der Speisewagen angehängt, und auf dem Bahnsteig drängten sich Reisende, Dienstmänner und Gepäck. Wimsey, die Hände vorm Gesicht, dieweil er sich eine Zigarre anzündete, spazierte ans vordere Ende des Zugs. Türen schlugen. Dalziel und MacPherson stiegen in ein Abteil. Wimsey folgte, desgleichen der Polizeipräsident und der Staatsanwalt. Der Schaffner rief: «Zurrrücktrrreten!», und der Zug verließ den Bahnhof wieder. Das Ganze hatte genau sechs Minuten gedauert.
    «Schon wieder ein schönes Fahrrad futsch», sagte Wimsey.
    «O nein», sagte MacPherson. «Ich hab gesehen, was Sie vorhatten, da hab ich einem Dienstmann gesagt, er soll es nach Gatehouse zurückschicken. Es gehört dem Konstabler, und der möchte es sicher wiederhaben», fügte er fürsorglich hinzu.
    «Ausgezeichnet. Menschenskind – bisher ist doch alles gut gelaufen, finden Sie nicht?»
    «Zauberhaft», meinte der Staatsanwalt, «aber Sie vergessen hoffentlich nicht, Lord Peter, daß dieser Zug erst um fünf vor drei in St. Enoch einfährt, daß aber Mr. Ferguson nach Aussage dieser Motorleute – äh – Sparkes & Crisp – schon um zehn vor drei in ihrem Laden war.»
    «Das sagen die», antwortete Wimsey, «aber Ferguson hat es nicht gesagt. Er hat gesagt: ‹Gegen drei.› Ich denke, daß wir mit etwas Glück diese beiden Aussagen miteinander in Einklang bringen können.»
    «Und was ist mit der anderen Fahrkarte, die Sie da haben?» wollte Sir Maxwell wissen. «Darüber zerbreche ich mir nämlich die ganze Zeit den Kopf. Ich meine die Karte von Gatehouse nach Glasgow.»
    « Mir macht sie keine Kopfschmerzen», antwortete Wimsey zuversichtlich.
    «Bitte sehr», meinte der Polizeipräsident, «wenn Sie zufrieden sind, sind wir’s natürlich auch.»
    «Mir hat schon lange nichts mehr solchen Spaß gemacht», meinte der Staatsanwalt, der sein Vergnügen an diesem Ausflug kaum für sich behalten konnte. «Eigentlich sollte ich es bedauern, mit ansehen zu müssen, wie das Netz sich um diesen armen Mr. Ferguson zusammenzieht, aber ich muß zugeben, daß ich im Augenblick nichts als gespannt bin.»
    «Doch – um Ferguson tut’s mir auch leid», antwortete Wimsey.
    «Hätten Sie mich doch nicht daran erinnert, Sir! Aber da ist nichts zu machen. Noch mehr täte es mir leid, wenn es zum Beispiel Farren wäre. Der arme Kerl! Diese
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