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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Laden. Er hat gesagt, der Kunde hätte schon zehn Minuten gewartet. Ich hab den Mann ja nicht gesehen, als er reinkam. Ich hab ihn erst getroffen, als ich vom Lunch zurückkam. Ich war an dem Tag ein bißchen spät dran, glaube ich. Ah, ja. War mit einem Kunden zum Essen. Geschäfte und dergleichen. Ich weiß noch, daß Mr. Crisp mir ziemlich die Hölle heißgemacht hat. Haha!»
    «Und wann genau sind Sie vom Essen gekommen, Mr. Saunders?» fragte der Inspektor barsch.
    «Nun ja – das muß so gegen drei gewesen sein, fürchte ich. Ja. Eine halbe Stunde Verspätung. Geschäftlich natürlich. Mr. Crisp –»
    «Werrrden Sie jetzt vielleicht mal die Wahrheit sagen, Mann?» verlangte Inspektor MacPherson ärgerlich.
    «Nun ja – genaugenommen könnte es zwei Minuten später gewesen sein. Wann bin ich gekommen, Miss Madden?»
    «Um Viertel nach drei, Mr. Saunders», antwortete Miss Madden präzise. «Ich erinnere mich sehr genau daran.»
    «Himmel, ist das wahr? Also ich hab gedacht, es muß um drei oder ganz kurz danach gewesen sein. Was Sie doch für ein Gedächtnis haben, Miss Madden!»
    Miss Madden lächelte matt.
    «Da haben wir’s, Inspektor», sagte Wimsey. «Der Unterschied zwischen fünf Minuten vor und fünf Minuten nach. Der alles entscheidende Unterschied.»
    «Kann sein, daß Sie das vor Gericht beschwören müssen, Mr. Saunders», sagte der Inspektor grämlich. «Ich warne Sie also, es nicht noch einmal zu vergessen.»
    «Ach nein, wirklich?» fragte Mr. Saunders ziemlich erschrocken. «Hören Sie, muß ich da etwa auch sagen, mit wem ich zum Lunch war? Denn genaugenommen war’s nicht rein geschäftlich. Zumindest war’s ein privates Geschäft.»
    «Das ist Ihre Sache, Mr. Saunders. Es wird Sie vielleicht interessieren, daß wir in einem Mordfall ermitteln.»
    «Na so was! Das hab ich natürlich nicht gewußt. Mr. Crisp hat mich nur gefragt, wann ich von der Mittagspause gekommen sei, und ich hab gesagt gegen drei – denn das stimmte ja auch mehr oder weniger. Wenn ich das natürlich gewußt hätte, wäre ich zu Miss Madden gegangen und hätte sie gefragt. Sie hat für solche Einzelheiten ein wunderbares Gedächtnis.»
    «Tja», meinte der Inspektor, «da würde ich Ihnen raten, sich auch so eines zuzulegen. Guten Morgen allerseits.»
    Die Herren wurden von Mr. Saunders unter ständigem, wenig überzeugendem Gebrabbel über den Flur hinausgeleitet.
    «Diesen Birkett auch noch zu fragen, bringt wohl nicht viel ein», meinte Sir Maxwell. «Er hat wahrscheinlich in völlig gutem Glauben ausgesagt. Auch heute würde er bestimmt beschwören, daß er Sie habe warten lassen, Wimsey.»
    «Sehr wahrscheinlich. Also, meine Herren, wir müssen um vier auf der Ausstellung sein. Viel Zeit ist nicht. Aber ich habe auf dem Weg hierher eine kleine Druckerei gesehen. Ich glaube, da finden wir, was wir noch suchen.»
    Er führte sie eilig die Straße entlang und trat in die kleine Druckerwerkstatt.
    «Ich möchte ein paar Metalltypen kaufen», sagte er. «Ungefähr wie die hier. Die Größe muß es sein, und die Schriftart so ähnlich wie möglich.» Er kramte ein Blatt Papier hervor.
    Der Mister kratzte sich am Kopf.
    «Das sind fünf Punkt», meinte er. «Am nächsten käme da wohl Egyptienne halbfett heran. Doch, die kann ich Ihnen geben, wenn Sie nicht gleich ein paar Zentner wollen.»
    «Du liebes bißchen, nein! Ich möchte nur fünf Buchstaben – S, M, L, A und D, und einen kompletten Satz Ziffern.»
    «Reichen Monotype-Lettern?»
    «Gußbuchstaben wären mir lieber, wenn Sie welche haben. Ich will damit eine Kennzeichnung auf eine Lederarbeit schlagen.»
    «Sehr gut.» Der Meister ging zu einem Kasten voller Typen, holte die gewünschten Buchstaben und Ziffern heraus, wickelte sie fest in ein Stückchen Papier und nannte einen bescheidenen Preis.
    Wimsey bezahlte und steckte das kleine Päckchen in die Tasche.
    «Übrigens», fragte er, «war hier vor vierzehn Tagen mal ein Herr, der genau das gleiche gekauft hat?»
    «Nein, Sir, das wüßte ich genau. Nee, das ist nämlich ein ziemlich ungewöhnlicher Wunsch. Nach so was hat mich noch keiner gefragt, seit ich in dem Laden hier arbeite, und das sind nächsten Januar zwei Jahre.»
    «Na gut, macht auch nichts. Vielen Dank. Guten Morgen. – Besorgen Sie sich mal ein Branchenverzeichnis, Inspektor, und suchen Sie alle Druckereien raus. Und – ja, Moment – auch alle, die Buchbindereibedarf verkaufen. Ferguson muß so was gehabt haben – falls er
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