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0221 - Satans Tagebuch

0221 - Satans Tagebuch

Titel: 0221 - Satans Tagebuch
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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Der Londoner fühlte sich unbehaglich. Es war zu still auf der Kreuzung. Kein Lufthauch regte sich. Kein Vogel sang, keine Grille zirpte am Wegrand.
    Eben noch, kaum hundert Meter zurück, war Steddler durch eine von Leben erfüllte Allee gegangen. Hier regierte der Tod!
    »Das gibt es doch nicht«, flüsterte Steddler heiser.
    Er räusperte sich. Was immer hier geschehen war, es mußte seinen Ursprung in ganz natürlichen Ursachen haben, dachte er verärgert über sich selbst. Nur einen kleinen Moment lang zog er die Möglichkeit in Betracht, daß jener Mann in dem kleinen Pub doch recht haben könnte mit seinen düsteren Andeutungen…
    Steddler befand sich zur Erholung in Carmarthen. Der an das hektische London gewöhnte Städter fand diese Kur auf dem Land zwar maßlos langweilig und sinnlos, aber warum sollte er einen staatlich bezahlten Urlaub ablehnen?
    In einem kleinen Pub traf er einen Einheimischen, der sich immerhin dazu herabließ, mit einem Engländer zu sprechen, trotz der unterschwelligen Gegnerschaft, die die Waliser in jahrhundertealter Tradition pflegten. Und dieser Waliser erzählte ihm von dem Kreuzweg. Aber es waren im Grunde nur Andeutungen. Steddler bekam nicht heraus, was dort eigentlich geschehen war. »Aber da ist es nicht mehr geheuer«, schloß der Waliser. »Seit jener Nacht spukt es da…«
    Steddler glaubte nicht an Spuk. So wettete er mit dem Mann, daß er sich getrauen würde, die Kreuzung zu betreten.
    Und jetzt stand er hier. Was mochte hier nur geschehen sein?
    Ein paar Dutzend Möglichkeiten durchzuckten ihn. Vielleicht hatte ein Flugzeug der Air Force aus Versehen eine Bombe fallen gelassen. Oder Terroristen waren einem »Betriebsunfall« zum Opfer gefallen… geschah diesen Kerlen recht, die sich gegen Staat und Eigentum wandten, dachte Steddler grimmig. Er begann sich für diese Gedanken zu erwärmen, bis er daran dachte, daß beide Möglichkeiten doch in der Zeitung gestanden hätten. Den Reportern entging doch sonst nichts.
    Schulterzuckend wandte er sich um, um nach Carmarthen zurückzuschlendern, als ihm eine Idee kam.
    Er benötigte ein Beweisstück, auf der Kreuzung gewesen zu sein, die von den Einheimischen »seit jener Nacht« gemieden wurde. Ohne Beweis würde er die Wette nicht gewinnen können. Man würde ihm nicht glauben.
    Kurz entschlossen betrat er den Schlackeboden. Eventuell lagen irgendwo noch Splitter der Bombe herum, oder er konnte ein kleines Stück der verglasten Masse herausbrechen und mitnehmen.
    Aber war ihm vorhin nur die unnatürliche Stille aufgefallen, so traf ihn jetzt das Unbehagen wie ein körperlicher Schlag. Es war fast, als legte sich eine Schlinge um seinen Hals. Wann zog sie sich zu?
    »Mal los, Fred«, sagte er laut, um sich Mut zu machen. »Bange machen gilt nicht! Du bist nicht einer von diesen primitiven Bauernjungen.« Vorsichtig, als könne der Boden jeden Moment unter seinen Füßen nachgeben, schritt er das Terrain ab. Dabei konzentrierte er sich hauptsächlich auf die verbrannten Wiesenränder. Granatsplitter konnte er nur am Rand der Explosionsfläche finden.
    Allmählich wurde es dunkel. In seinem Eifer bemerkte es Steddler nicht. Erst als er kaum noch etwas sehen konnte, hielt er inne.
    Nichts war zu finden. Keine Splitter, keine Brocken, die er von der Masse lösen konnte. Und zurück nach Carmarthen mußte er auch noch, und zwar auf Schusters Rappen. Den Gebrauch eines Autos hatte sein Kurarzt ihm untersagt. »Trainieren Sie sich erst mal Ihren Bürospeck ab«, hatte der gesagt.
    Wenn er wieder in Carmarthen war, war er seinen Bürospeck garantiert los. Es war ein schönes Stück Weges. Wütend trat Steddler mit dem Fuß in einen grauen Aschehaufen.
    Die ganze Mühe umsonst! Und die Wette verloren!
    Steddler war im Laufe seines nicht besonders erfolgreichen Lebens ein mißtrauischer Einzelgänger geworden. Was er anfaßte, ging meistens schief. Die Schuld war natürlich nie bei ihm, sondern stets bei den anderen zu finden.
    Im Geist hörte er schon das spöttische Gelächter des Einheimischen. Der Gedanke war unerträglich.
    Um seine Wut abzureagieren, trat er noch einmal in die Asche. Diesmal flog nicht nur der graue Staub. Steddlers Schuhspitze traf auf ein größeres Objekt. Ein unförmiger Gegenstand wurde emporgehebelt.
    Überrascht blieb der Londoner stehen. Sein Ärger verrauschte und wich gespannter Erwartung. War er doch noch fündig geworden?
    Er bückte sich und hob den Gegenstand auf.
    Dieser entpuppte sich als ein
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