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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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kamen. Da habe ich den ersten richtigen Schrecken bekommen. Aber hinterher habe ich mir dann gedacht, daß ich mich auf mein Alibi verlassen könnte. Auf den gefälschten Fahrschein war ich richtig stolz; und ich hatte gehofft, daß Sie die Möglichkeit mit diesem Klinkenputzer übersehen würden.»
    «Ich begreife nur eines nicht», sagte der Polizeipräsident. «Warum sind Sie nicht früher vom Minnoch aufgebrochen? Es war doch gar nicht nötig, soviel an dem Bild herumzumalen.»
    Ferguson lächelte matt.
    «Das war ein schwerer Patzer. Sie haben ja die Ereignisse der Nacht rekonstruiert und wissen, wieviel ich zu tun hatte. Tja – und dabei habe ich eines vergessen. Ich hab vergessen, meine Uhr aufzuziehen, was ich normalerweise beim Zubettgehen tue. Ich wollte gerade meine Malsachen zusammenpacken, nachdem ich schon ganz schön was geschafft hatte, als ich einen Lastwagen kommen hörte. Ich hab gewartet, bis er vorbei war, und dabei auf die Uhr gesehen. Halb elf. Ich hab gedacht, da kann ich leicht noch eine halbe Stunde zugeben. Ich wollte mich nämlich nicht zu lange in Barrhill aufhalten, weil mich dort jemand hätte erkennen können. Nach ungefähr einer halben Stunde hab ich dann wieder auf die Uhr gesehen. Es war immer noch halb elf.
    Da hat mich die Panik gepackt. Ich hab die Leiche in den Abgrund gestoßen und meine Sachen gepackt, als wenn der Teufel hinter mir her wäre. Dadurch muß ich auch die Tube Schieferweiß übersehen haben. Dann bin ich losgeradelt, so schnell ich konnte, aber dieses Fahrrad, das ich mir geliehen hatte, war viel zu klein für mich und ziemlich klein übersetzt. Ein Mistding. Ich hab den Zug um Haaresbreite verpaßt – er fuhr gerade aus dem Bahnhof, als ich in die Bahnhofstraße einbog. In meiner Verzweiflung bin ich weitergefahren – und dann kam dieses Auto, und ich glaubte, ich sei gerettet. Das war aber offenbar ein Irrtum.
    Es tut mir leid. Ich habe Campbell nicht umbringen wollen. Und ich sage immer noch und sag’s wieder: Es war kein Mord.»
    Wimsey stand auf.
    «Wissen Sie, Ferguson», sagte er, «es tut mir furchtbar leid, und ich hab mir auch immer gedacht, daß es eigentlich kein Mord sein konnte. Können Sie mir verzeihen?»
    «Ich bin ja froh», sagte Ferguson. «Ich habe mich die ganze Zeit hundeelend gefühlt. Lieber will ich’s hinter mich bringen. Ich will aller Welt sagen, daß es kein Mord war. Sie glauben es mir doch, ja?»
    «Ja», sagte Wimsey, «und wenn die Geschworenen halbwegs vernünftige Leute sind, werden sie auf Notwehr oder unbeabsichtigten Totschlag erkennen.»
    Die Geschworenen entschieden sich, nachdem sie Mr. Gowans Schilderung gehört hatten, für ein Mittelding zwischen Mord und Notwehr. Ihr Spruch lautete auf Körperverletzung mit Todesfolge und stellte den Angeklagten der Gnade des Gerichts anheim, da der Getötete sein Schicksal zweifelsohne provoziert hatte. Also war Samsons Bart doch nicht ganz umsonst geopfert worden.
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