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Was Menschen gutes tun

Was Menschen gutes tun

Titel: Was Menschen gutes tun
Autoren: Andy Mangels
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PROLOG

Im frühen 25. Jahrhundert Terrebonne Parish, Louisiana
    Obwohl ihn Lichtjahre von seiner Heimatwelt trennten, erinnerte Nog der kühle Regen, der durch die moosbedeckten Bäume fiel, an Ferenginar. Natürlich war der Geruch anders. Die Sümpfe von Louisiana rochen nach Fäulnis und Verwesung, und der lauwarme Regen – der noch nicht ganz so stark fiel wie ein
Glebbening
, aber schon annähernd – sorgte dafür, dass der Gestank in der feuchten Luft beinahe zum Schneiden war.
    Nog machte einen weiten Schritt, um einer glitschig aussehenden Pfütze auszuweichen. Im nächsten Augenblick bereute er es, als ein scharfes Ziehen durch sein überdehntes linkes Bein ging. Er versicherte sich, dass der Rucksack, der über seiner Schulter hing, nicht abrutschen konnte. Dann ließ er sich aufs rechte Knie sinken und rieb mit den Fingern das schmerzende Bein.
    Es überraschte ihn, dass es immer das neue Bein war, das ihm Ärger bereitete. Es war vor ein paar Jahren aus seinem eigenen Gewebe gezüchtet worden, um das künstliche zu ersetzen, auf das er seit einer im Dominion-Krieg erlittenen Verletzung angewiesen gewesen war. Natürlich hatte er auch in einigen anderen Gelenken Schmerzen – das ließ sich mit dem Älterwerden nicht vermeiden. Aber sein neues Bein hätte sich besser anfühlen sollen, nicht schlechter als seine normalen Glieder oder das abgelegte künstliche. Seine Ärzte hatten ihn in den letzten Jahren mehrfach untersucht, aber nie war es ihnen gelungen, irgendein grundsätzliches Problem mit dem Bein zu finden. Und so war es letzten Endes stets darauf hinausgelaufen, dass sie ihm erzählt hatten, er gehe vermutlich einfach anders damit um als mit der Prothese, an die er sich in langen Jahren gewöhnt habe, und belaste daher seine linke Seite in ungewohnter Art.
    Nog erhob sich, spähte den Pfad vor sich hinunter und dachte an seinen Freund.
Warum nur hat er sich dazu entschieden, dermaßen weitab von jeder Zivilisation sein Domizil einzurichten?
Er konnte sich nicht vorstellen, dass Klein-Jennifer viel Spaß daran hatte, im Hof zu spielen –
wenn es bei ihm überhaupt einen Hof gibt
. Schließlich schienen die meisten Menschen eine generelle Abneigung gegenüber Matsch und Nässe zu haben.
    Nach ein paar weiteren Dutzend Metern beschrieb der Pfad eine Kurve, und dahinter sah Nog das zweistöckige Haus vor sich liegen. Durch mehrere der Rundbogenfenster fiel weiches Licht, und ein feiner Rauchfaden stieg aus einem Schornstein an der Südwand des Hauses träge in die schwüle Abendluft. Der Umstand, dass jemand Feuer gemacht hatte und die Lichter brannten, gab Nog Hoffnung. Er wollte seinen alten Freund überraschen und hatte ihm, auf das Risiko hin, vor verschlossenen Türen zu stehen, sein Kommen vorher nicht angekündigt.
    Der düstere Pfad endete am Rand eines kleinen, gut gepflegten Rasenstücks. Nog schritt über einen gepflasterten Gartenweg, der sich durch das Grün hindurch der Eingangstür des Hauses entgegenschlängelte. Er hätte gerne gewusst, ob Jake beim Anlegen des Wegs seine Finger im Spiel gehabt hatte.
    Schließlich stand Nog vor der Tür und hob die Hand, um anzuklopfen. Ihm fiel auf, dass Jake allem Anschein nach keinerlei andere Art von Signalgeber an oder neben der Tür angebracht hatte, und er fragte sich, wann sein alter Freund so ein Technikfeind geworden war. Keine Komm-Einheit, keine Sicherheitsvorkehrungen … Nog war das anders gewöhnt.
    Er schlug viermal kräftig gegen die Tür und trat einen Schritt zurück. Etwas – oder jemand – rührte sich im Inneren, anschließend war undeutliches Murmeln zu vernehmen. Bei dem Geräusch machte sein Herz einen Satz. Obwohl er nicht verstehen konnte, was gesagt wurde, hatte er den Sprecher erkannt.
    Die Tür öffnete sich um wenige Zentimeter, und Licht fiel aus dem Inneren nach draußen, sodass der große, dunkelhäutige Mann, der hinausspähte, nur als Silhouette zu erkennen war.
    »Hallo, alter Mann«, sagte Nog. Genauso hatte Benjamin Sisko Dax immer genannt. Es schien dem Anlass irgendwie angemessen. Er sah, wie sich die Augen seines Freundes in freudiger Überraschung weiteten.
    »Nog!« Jake Siskos Stimme überschlug sich leicht, als er den Namen seines Freundes schrie. Dann riss er die Tür weit auf und breitete die Arme aus.
    Nog trat vor, breitete seine eigenen Arme aus und schlang sie um Jakes Unterleib. Erst nach einigen Sekunden der Umarmung fiel ihm ein, dass er ja klatschnass war. Er löste sich und blickte zu Jake
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